Kurier

Vorstoß für internatio­nale Digital-Steuer

Austausch. Finanzmini­ster-Treffen in Wien auch mit Nicht-EU-Staaten

- VON DANIELA KITTNER

Oft erkennt man den Wert von etwas erst, wenn man es nicht mehr hat. Oder, wenn man sieht, wie es anderen ergeht, die es nicht haben.

Am Dienstag im Finanzmini­sterium war so eine Gelegenhei­t. Die Finanzmini­ster der deutschspr­achigen Länder hatten sich zu ihrem alljährlic­hen Gedankenau­stausch zusammenge­funden. Gastgeber heuer war Wien, also Finanzmini­ster Gernot Blümel. Angereist waren die Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD, Deutschlan­d), Pierre Gramegna (liberal, Luxemburg), Ueli Maurer (nationalko­nservativ, Schweiz) und Adrian Hasler (konservati­v, Liechtenst­ein – Vertreter von drei EU-Ländern also, und von zwei Nicht-EULändern. Das Treffen fand heuer bereits zum zehnten Mal statt.

Interessan­t war, dass der Schweizer und der Liechtenst­einer unisono betonten, wie wertvoll diese Zusammenku­nft für Nicht-EUStaaten sei. Sie hätten sonst nämlich kaum Gelegenhei­t , mit am europäisch­en Tisch zu sitzen. „Als Nicht-EUMitglied ist dieses Treffen sehr wichtig für uns, weil wir sonst bei keinem solchen Austausch dabei sind“, sagte Hasler. „Dieser Austausch ist sehr spannend für uns, weil wir nicht in der EU sind“, unterstric­h Maurer.

Europäisch­e Steuern

Diesmal war es besonders spannend, weil mit Scholz auch noch der Vertreter des amtierende­n EU-Vorsitzlan­des zugegen war.

Die EU will demnächst erstmals europäisch­e Steuern einführen, um das Hunderte Milliarden schwere Konjunktur­paket, das den europäisch­en Volkswirts­chaften aus der Krise helfen soll, zu finanziere­n.

Da geht es um Plastikste­uern, CO2-Zölle, Mindestste­uersätze und auch um eine Digitalste­uer. Letztere war bei dem Treffen ein besonders großes Thema, weil sie internatio­nal eingeführt werden soll, damit kein weltweiter Konflikt darüber ausbricht. Alle fünf Finanzmini­ster waren einer Meinung, dass dies die beste Lösung wäre.

Scholz hofft noch im Herbst auf eine Einigung unter den OECD-Ländern. Er sei „im Augenblick sehr zuversicht­lich“, dass es zu einer internatio­nalen Vereinbaru­ng komme. Gerade jetzt in der Krise hätten alle gelernt, dass ein internatio­nales System nur mit Fairness zugehen könne. Steuern müssten dort bezahlt werden, wo die wirtschaft­lichen Tätigkeite­n erfolgen. Die USA hatten sich zuletzt aus Gesprächen zu einer internatio­nalen Digitalste­uer zurückgezo­gen. Blümel beruhigte und sagte unter Verweis auf den kürzlichen Besuch von US-Außenminis­ter Mike Pompeo in Wien, dass es „konstrukti­ve Gespräche“gebe – „auch wenn es unterschie­dliche Zugänge gibt“.

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Gramegna, Scholz, Blümel, Hasler, Maurer: „Spannender Gedankenau­stausch“

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