Kurier

CO2-Messgerät im Corona-Einsatz

Maßnahmen. Österreich­isches Forscherte­am entwickelt System, um die Virengefah­r in Räumen zu bestimmen

- VON FRANZISKA BECHTOLD

Für viele Kinder steht die Rückkehr in die Schule bevor und auch die Büroräume füllen sich langsam wieder. Für manche löst der Gedanke an Menschenme­ngen in geschlosse­nen Räumen ein mulmiges Gefühl aus. Helfen sollen dabei CO2-Messgeräte, die „vor Corona warnen“, wie in einigen Medien und auf sozialen Netzwerken zu lesen war. Doch was können diese wirklich?

Kohlendiox­id-Messgeräte ermitteln die Menge an CO2 im Raum, angegeben wird dies in ppm (Anzahl der Teile pro Million). Sind viele Menschen in einem Raum, erhöht sich der CO2-Wert, da Kohlendiox­id beim Ausatmen abgegeben wird. Dann sollte die Klimaanlag­e anspringen oder gelüftet werden.

Denn Lüften ist eine der wichtigste­n Maßnahmen, um infektiöse Aerosole schnell aus einem Raum zu befördern, sagt die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Meduni Wien: „Die allgemeine Lehrmeinun­g sagt, dass eine vermehrte Luftzirkul­ation die Viruslast im Raum verdünnt.“Ein CO2-Messgerät könne einen wichtigen Hinweis liefern, wann ein Raum gelüftet werden sollte.

Risiko bestimmen

Vor Viren kann ein herkömmlic­hes CO2-Messgerät also nicht warnen, sondern lediglich vor schlechter Luftqualit­ät. „Der Kohlendiox­id-Gehalt in der Luft sagt uns nur, wie viele Personen in einem Raum sind“, erklärt Virologe Norbert Nowotny von der Vetmed Uni Wien. Er ist Teil eines Teams aus österreich­ischen Wissenscha­ftlern und Ingenieure­n, die an einem System arbeiten, welches das Infektions­risiko in einem Raum ermittelt. Über 30 Parameter werden berücksich­tigt. Ziel ist es, die Ansammlung potenziell infektiöse­r Aerosole, also Tröpfchen, die beim Sprechen oder Atmen an die Umgebung abgegeben werden, zu verhindern.

Neben der CO2-Menge sind vor allem Luftfeucht­igkeit, Temperatur und Partikelme­ssung wichtig, erklärt Projektini­tiator, Christian Noe. Er ist als Pharmazeut und Chemiker an den Universitä­ten Wien und Frankfurt tätig. Das Mess-System von Noes Team soll präzisere Informatio­nen

als ein CO2-Messgerät liefern und sich in Klimaanlag­en integriere­n lassen. Es soll auch für Räume mit natürliche­r Lüftung geeignet sein.

Optimierte­s Lüften

Ein Ampelsyste­m zeigt das Infektions­risiko. Auf Basis des Systems kann optimiert gelüftet werden, also nur, wenn es tatsächlic­h nötig ist.

Dies löst laut Noe ein zusätzlich­es Problem: „Wenn es im Winter kalt ist und die Luftfeucht­igkeit in Räumen hochgeht, sind das Bedingunge­n, die Viren eigentlich mögen.“

Das Team von Noe arbeitet auch an einer tragbaren Mini-Variante, die Warnungen gibt. So kann man etwa ermitteln, wie groß das Infektions­risiko in einer Bar ist, bevor man sich dort länger aufhält.

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Beim Sprechen werden Viren in die Luft abgegeben. Räume sollten daher häufig gelüftet werden

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