CO2-Messgerät im Corona-Einsatz
Maßnahmen. Österreichisches Forscherteam entwickelt System, um die Virengefahr in Räumen zu bestimmen
Für viele Kinder steht die Rückkehr in die Schule bevor und auch die Büroräume füllen sich langsam wieder. Für manche löst der Gedanke an Menschenmengen in geschlossenen Räumen ein mulmiges Gefühl aus. Helfen sollen dabei CO2-Messgeräte, die „vor Corona warnen“, wie in einigen Medien und auf sozialen Netzwerken zu lesen war. Doch was können diese wirklich?
Kohlendioxid-Messgeräte ermitteln die Menge an CO2 im Raum, angegeben wird dies in ppm (Anzahl der Teile pro Million). Sind viele Menschen in einem Raum, erhöht sich der CO2-Wert, da Kohlendioxid beim Ausatmen abgegeben wird. Dann sollte die Klimaanlage anspringen oder gelüftet werden.
Denn Lüften ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um infektiöse Aerosole schnell aus einem Raum zu befördern, sagt die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Meduni Wien: „Die allgemeine Lehrmeinung sagt, dass eine vermehrte Luftzirkulation die Viruslast im Raum verdünnt.“Ein CO2-Messgerät könne einen wichtigen Hinweis liefern, wann ein Raum gelüftet werden sollte.
Risiko bestimmen
Vor Viren kann ein herkömmliches CO2-Messgerät also nicht warnen, sondern lediglich vor schlechter Luftqualität. „Der Kohlendioxid-Gehalt in der Luft sagt uns nur, wie viele Personen in einem Raum sind“, erklärt Virologe Norbert Nowotny von der Vetmed Uni Wien. Er ist Teil eines Teams aus österreichischen Wissenschaftlern und Ingenieuren, die an einem System arbeiten, welches das Infektionsrisiko in einem Raum ermittelt. Über 30 Parameter werden berücksichtigt. Ziel ist es, die Ansammlung potenziell infektiöser Aerosole, also Tröpfchen, die beim Sprechen oder Atmen an die Umgebung abgegeben werden, zu verhindern.
Neben der CO2-Menge sind vor allem Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Partikelmessung wichtig, erklärt Projektinitiator, Christian Noe. Er ist als Pharmazeut und Chemiker an den Universitäten Wien und Frankfurt tätig. Das Mess-System von Noes Team soll präzisere Informationen
als ein CO2-Messgerät liefern und sich in Klimaanlagen integrieren lassen. Es soll auch für Räume mit natürlicher Lüftung geeignet sein.
Optimiertes Lüften
Ein Ampelsystem zeigt das Infektionsrisiko. Auf Basis des Systems kann optimiert gelüftet werden, also nur, wenn es tatsächlich nötig ist.
Dies löst laut Noe ein zusätzliches Problem: „Wenn es im Winter kalt ist und die Luftfeuchtigkeit in Räumen hochgeht, sind das Bedingungen, die Viren eigentlich mögen.“
Das Team von Noe arbeitet auch an einer tragbaren Mini-Variante, die Warnungen gibt. So kann man etwa ermitteln, wie groß das Infektionsrisiko in einer Bar ist, bevor man sich dort länger aufhält.