Balsam für die Promi-Seele
Mut zur Verletzlichkeit. Nicht nur Harry und Meghan sind große Fans von Selbstliebe-Guru Brené Brown
Es war nur ein Nebensatz, den der Duke of Sussex in einer Online-Konferenz über die positiven Seiten von Social Media fallen ließ – doch Beobachtern entgeht nichts, was die ausgewanderten Royals von sich geben. „We absolutely adore her“, „wir lieben sie sehr“, sagte Harry mit Blick auf seine Frau Meghan, als ein anderer Teilnehmer die US-Autorin Brené Brown zitierte. Der Satz, der Harrys Augen zum Leuchten brachte? „Verletzlichkeit schafft Verbindung und Verbindung ist der Grund, warum wir hier sind. Sie gibt unserem Leben eine tiefere Bedeutung.“
Mit Botschaften wie dieser schaffte es die Texanerin fünf Mal an die Spitze der New York TimesBestsellerliste sowie in die Herzen der A-Prominenz: Jennifer Aniston und Oprah Winfrey schwören auf die Lehren der 54-Jährigen, Gwyneth Paltrow nannte sie „eine der derzeit einflussreichsten Personen unserer Kultur“, auch Melinda Gates liebt ihre Bücher. Als Herzogin Meghan 2019 als Gast- Chefredakteurin der September-Vogue fungierte, bat sie Brown, einen Artikel zu verfassen. Wer ist die Frau, die Hollywoods Seelen heilen lässt?
Du bist gut genug!
Mit Esoterik hat die zweifache Mutter nichts am Hut: Die studierte Sozialarbeiterin forscht seit 13 Jahren an der University of Houston zu den Themen Scham, innere Stärke und Empathie. 2010 hielt sie einen TEDTalk über „Die Kraft der Verletzlichkeit“und wurde auf einen Schlag berühmt: Bis dato hält ihr Auftritt bei 50 Millionen Views und zählt zu den erfolgreichsten der Geschichte.
Die Kernaussage ihrer Bücher – nur, wer seine Verletzlichkeit und Imperfektion annimmt, kann stark und mutig werden – kommt in Hollywood zur rechten Zeit: Nachdem im Showbiz stets perfekte Fassaden gefragt waren, gehört es dank stetiger Enttabuisierung nun zum guten Ton, psychische Probleme anzusprechen. Depressionen, Panikattacken, Versagensängste – immer mehr Prominente äußern sich über die Schattenseiten des Ruhms und vertrauen auf Coaches und Therapeuten (siehe re.). Die Erkenntnis hat etwas Tröstliches: Auch Stars müssen manchmal hören, dass sie gut genug sind.
Harry und Meghan machten seelische Gesundheit zum Hauptthema ihrer Royal-Arbeit, bevor sie die Flucht nach Kalifornien antraten. Verletzlichkeit ist beiden nicht fremd: Meghan litt unter der steifen Schwiegerfamilie und der medialen Dauer-Kritik, sei es Modestil oder Mutterrolle. Harry brauchte lange, bis er über die schwere Zeit nach dem Unfalltod seiner Mutter sprechen konnte. Heute meditiert er täglich, macht Yoga und steht zu seinen Krisen. „Vor fünf Jahren war es ein
Zeichen von Schwäche, über mentale Gesundheit zu sprechen – so wie Verletzlichkeit ein Zeichen von Schwäche war“, sagte er. Heute wisse er, dass Verletzlichkeit eine Stärke sei.
Queen of Kalendersprüche
Zu dieser Erkenntnis hat dem Duke Brené Brown verholfen, die mittlerweile eine gute Freundin von Harry und Meghan sein soll. Wie sie lernte, sich selbst anzunehmen, beschreibt sie im Buch „Die Gaben der Unvollkommenheit“, das sich zwei Millionen Mal verkaufte. „Ich bin nicht perfekt, aber ich bin gut genug“, heißt es dort mantraartig – Balsam auf die von Selbstzweifeln geplagte
Promi-Seele. Brown thematisiert im Buch ihren Zusammenbruch und ihren Abschied vom Perfektionismus. Den Untertitel nahmen sich die Sussexes wohl sehr zu Herzen: „Lass los, was du glaubst sein zu müssen und umarme, was du bist.“