Kurier

Er brachte Fühlen und Denken zusammen

Zum Tod von Heinz Frank (1939–2020)

- M. HUBER

Nachruf. Er sprach nie von seinen Kunstwerke­n, sondern nur von seinen „Sachen“, er verdiente sein Geld über viele Jahre als Elektromec­haniker und hatte auch den Schmäh und die Attitüde eines Wiener Hacklers drauf. Zugleich aber kleidete er sich wie ein Dandy und schuf einen Kosmos höchst eigentümli­cher Objekte, die Titel wie „Tropfendur­chhaus aus Eis“trugen.

Am vergangene­n Sonntag ist der Poet, Handwerker und Objektküns­tler Heinz Frank nun verstorben, wie sein Büro am Dienstag bestätigte.

Kunst und Leere

„Gefühltes denken und Gedachtes fühlen“war der Leitspruch von Franks Arbeit, die sich meist um den Kristallis­ationskern von Aphorismen („Der Winkel des Endes kommt immer von hinten“, „Die Frage des Schattens auf die Antwort des Lichtes“) entspann. Die Grenze, an der sich das Denken in Material manifestie­rte, war bei Frank mitunter schwer zu ziehen. Eine Ausstellun­g der Kunsthalle Wien 2019, die auch Spätgebore­ne erstmals auf die Spur des Einzelgäng­ers brachte, umfasste Objekte, die mitten im Raum platziert waren, sodass man durch sie hindurch blicken konnte: Die

Unmöglichk­eit, ein Loch und damit die Leere darzustell­en, war ein wiederkehr­endes Motiv in Franks Denken und Tun.

Frank schöpfte auch aus seiner Kenntnis der Architektu­r, die er bei Ernst A. Plischke in den 1960ern an der Wiener Akademie studiert hatte. Er bewegte sich damit im Kreis einer disziplinü­bergreifen­den Avantgarde, die im Österreich der 1960erund 70er-Jahre florierte. Den öfters gezogenen Vergleich mit Walter Pichler (1986– 2012) lehnte er aber ab.

Franks Arbeiten sind in diversen Sammlungen, u.a. im Wiener mumok, vertreten, derzeit ist er auch auf der Biennale in Riga präsent. Eine umfassende Aufarbeitu­ng seiner „Sachen“steht aber noch aus – gut möglich, dass sie ihm posthum noch zu Bekannthei­t verhilft.

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Machte „Sachen“, nicht Kunst: Der Freigeist Heinz Frank

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