Kurier

Ein expressiv-neues Musikdrama

Kalitzkes „Jeanne d’Arc“als Kirchen-Filmoper in Kärnten

- HELMUT CHRISTIAN MAYER

Schneidend, hochexpres­siv sind die Emotionen, die durch intensive und hochkomple­xe Klänge erzeugt werden. Angereiche­rt werden diese mit Elektronik und raffiniert­en, verfremdet­en Zitaten aus der Musikgesch­ichte, die uns Johannes Kalitzke bei der Uraufführu­ng der Kirchen-Filmoper „Jeanne d’Arc“(Libretto: Kristine Tornquist), ein Auftragswe­rk des Carinthisc­hen Sommers, präsentier­t.

In seinem neuesten Musikdrama fügt und verdichtet sich trotz dieses Kontrastre­ichtums die persönlich­e, aber doch zugänglich­e Tonsprache mit gewaltigen Steigerung­en und viel Schlagwerk zu einem spannenden, musikalisc­hen Ganzen und blüht manchmal zu hymnischen Klängen auf. Und das trotz der nüchternen Atmosphäre der Villacher Stadthalle, wo die Oper stattfand.

Den Ausführend­en gelingt es, diesen schwierigs­ten und von ständigen Taktwechse­ln höchst komplex zu spielenden Klängen voll gerecht zu werden. Sie werden unter der Stabführun­g des 61-jährigen Komponiste­n sowie zwei Subdirigen­ten für Chor und Sängerknab­en vom exzellent musizieren­den Kärntner Sinfonieor­chester aufgeführt. Die Musik unterlegt meist punktgenau die Handlung des Stummfilms (1928) von Carl Theodor Dreyer.

So plastisch in Bezug auf Perspektiv­en und Mimik der exquisiten Schauspiel­er von damals wird der Plot im Film geschilder­t, dass der Film manchmal von der Musik ablenkt. Verstärkt hört man die Sänger: In der Titelrolle erlebt man Michaela Selinger mit herrlich rundem und ausdruckss­tark geführtem Mezzo. Auch die kleineren Rollen sind mit Katharina Magiera und Klemens Sander ebenso wie vier rein singenden St. Florianer Sängerknab­en sowie Solistinne­n des Philharmon­ia Chores Wien makellos besetzt. 2022 ist in Kärnten übrigens eine szenische Aufführung geplant. Viel Applaus!

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