Kurier

Die Kaffeehäus­er sind zurück

Corona-Pause. Bräunerhof und Westend sind zurück. Im Sommer zu schließen, sei richtig gewesen

- VON JULIA SCHRENK

Corona-Pause. Mehr als fünf Monate waren das Café Westend und der Bräunerhof geschlosse­n, jetzt sind sie wieder da.

Fünf Monate waren sie jetzt im Exil, Christian Schreger und Werner Mayer.

Die beiden sind Stammgäste im Café Bräunerhof. Jeden Samstag um 10 Uhr treffen sie einander hier, jeden Samstag um kurz nach 10 Uhr bestellen sie zwei große Mokka und jeden Samstag kurz vor 11 Uhr kommt einer der Bräunerhof-Ober und fragt: „Zweite Runde, meine Herren?“

Dann bestellen die Herren wieder zwei große Mokka – und Schinkense­mmeln. Und die sind auch der Grund, warum die fünf Monate ohne den Bräunerhof im Kaffeehaus-Exil nicht so prickelnd waren: „Das Schlimme am Exil ist, dass die keine Schinkense­mmeln zusammenbr­ingen“, sagt Herr Schreger.

Fünfeinhal­b Monate war das Café Bräunerhof in der Stallburgg­asse in der Inneren Stadt geschlosse­n. Nachdem die Regierung am 13. März den Lockdown für den darauf folgenden Dienstag verkündet hatte, brach das Geschäft ein. Chefin Nicole Hostnik beschloss, ihr Kaffeehaus das vorerst letzte Mal aufzusperr­en.

Über den Sommer blieb das Traditions­café Bräunerhof zu, jetzt ist es – wie angekündig­t – wieder zu seinen Gästen zurückgeke­hrt. Geöffnet ist es im September von Montag bis Samstag, Hostnik möchte erst schauen, wie sich das Geschäft entwickelt, bevor sie wieder sieben Tage die Woche öffnet.

Die Ober sind jedenfalls vorbereite­t und wissen auch noch, was die Stammgäste für gewöhnlich zu sich nehmen. „Wir hatten eine Pause, ja“, sagt Herr Herbert. „Aber keine geistige. Senil sind wir nicht geworden.“

Die Karte aber ist ein bisschen kleiner geworden. Jeden Tag gibt es – wie immer – ein Mittagsmen­ü (heute übrigens überbacken­e Schinkenfl­eckerl) und täglich werden auch nach wie vor Topfenund Apfelstrud­el frisch gemacht. „Selbstvers­tändlich“, wie die Chefin sagt.

Einfach sei ihr das Zusperren damals nicht gefallen, erzählt Hostnik. Nicht nur, weil sie selbst nicht wusste, was auf sie zukommt. Sondern auch, weil das für viele ihre Mitarbeite­r bedeutet hat, erstmals im Leben

arbeitslos zu sein. Aber: „Wir haben das damals gemeinsam entschiede­n und heute bin ich froh, dass wir zu gelassen haben.“

Kaffeehaus­wetter

Für Kaffeehäus­er in der Innenstadt ist es im Sommer schon unter normalen Umständen nicht einfach, ein Geschäft zu machen. Viele Geschäftsl­eute fehlen, nicht wenige Wienerinne­n und Wiener zieht es in ihre Sommerresi­denzen am Land. „Was wir jetzt brauchen, ist Kaffeehaus­wetter“, sagt Nicole Hostnik. Was das ist? Regen, im besten Fall. Zumindest aber keine 30 Grad.

Kaffeehaus­wetter, wie es am vergangene­n Dienstag der Fall war, wünscht sich auch Johann Diglas. An diesem kühlen und regnerisch­en 1. September hat er sein Café Westend auf der Mariahilfe­r Straße wieder aufgesperr­t. Auch Diglas hat sein Kaffeehaus über den Sommer geschlosse­n gehalten. Zwei Mal hatte er es davor für drei Tage geöffnet,

das habe sich nicht ausgezahlt. „Wir hätten uns wirtschaft­lich in eine problemati­sche Lage gebracht, wenn wir aufgesperr­t hätten“, sagt Diglas. Auch er ist froh, dass er zu gelassen hat – aber mindestens genauso froh, dass er das Westend nun wieder aufgesperr­t hat: „Wenn du in ein Kaffeehaus kommst und da sitzt niemand und die Stühle stehen auf den Tischen – das ist schon hart“, sagt Johann Diglas. Zumindest vorerst ist das aber einmal vorbei.

 ??  ??
 ??  ?? Am 14. März hat Nicole Hostnik ihr Café Bräunerhof geschlosse­n, fünfeinhal­b Monate war es zu. Jetzt ist es wieder geöffnet – vorerst von Montag bis Samstag
Am 14. März hat Nicole Hostnik ihr Café Bräunerhof geschlosse­n, fünfeinhal­b Monate war es zu. Jetzt ist es wieder geöffnet – vorerst von Montag bis Samstag
 ??  ?? Das Café Westend auf der Mariahilfe­r Straße hat wieder geöffnet – und die Pause zum Ausmalen genutzt
Das Café Westend auf der Mariahilfe­r Straße hat wieder geöffnet – und die Pause zum Ausmalen genutzt

Newspapers in German

Newspapers from Austria