Kurier

Die Erfolgsges­chichten der Fußball-Jungfrauen

- VON WOLFGANG WINHEIM wolfgang.winheim@kurier.at

Bei alten Jungfrauen geht’s dieser Tage rund. Das ist natürlich nur eine Anspielung auf das Sternzeich­en österreich­ischer Fußballpro­mis, von denen besonders viele besondere Geburtstag­e unmittelba­r vor oder hinter sich haben.

40

... Jahre alt wird am 9. 9. Steffen Hofmann. Kein anderer bestritt so viele Spiele (544) für Rapid wie er, der nach der von FIFA(Ex-)Präsident Sepp Blatter versproche­nen, aber bald darauf verweigert­en Spielerlau­bnis für Österreich­s Nationalte­am deutscher Staatsbürg­er, Wien und Rapid aber dennoch treu geblieben ist. Der dreifache Familienva­ter engagiert sich für das Integratio­nsprojekt „Kicken ohne Grenzen“. Vier Tage nach seinem Geburtstag steht ihm als (Interims-) Coach das Trainerdeb­üt in Liga Zwei bei Rapids Zweier-Mannschaft gegen Liefering bevor.

60

.... werden mit Leo Lainer (10. 9.) und Kurt Garger (15. 9.) zwei topfitte, drahtige Herren, die es als verlässlic­he Abwehrreck­en 1985 mit Rapid bis ins Europacupf­inale gebracht und in den 90er-Jahren auch die großen Zeiten der Salzburger Austria mitgestalt­et hatten. Der Papa vom aktuellen (im Stil unverwechs­elbaren) Teamvertei­diger Stefan Lainer ist Scout bei Red Bull. Kurt Garger war mit drei Klubs (Rapid, Salzburg, Innsbruck) vier Mal Meister.

Auf sein siebenmona­tiges letztes Trainerabe­nteuer in China, das er mit Franz Weber und (dem kurz danach verstorben­en) Christoph Westerthal­er gewagt hatte, blickt er mittlerwei­le ohne Zorn zurück. Obwohl für das anfänglich hofierte Trio bei den Yunnan Flying Tigers an den Ausläufern des Himalaya die Luft in 2.400 Metern Höhe bald dünn wurde. Und obwohl sich Garger ähnlich äußert wie deutsche ChinaHeimk­ehrer: „Im Gegensatz zu Europäern spielen die Chinesen net seit fast 200, sondern erst seit 25 Jahr’ Fußball. Trotzdem wollen’s einem erklären, wie Fußball funktionie­rt.“

80

... Jahre alt sind soeben die ehemaligen Weltenbumm­ler Hermann

Stessl (3. 9.) und Walter Skocik (6. 9.) geworden. Ihre Trainersta­tionen zusammenge­zählt hatten’s die zwei auf 34 Klubs in 11 Nationen gebracht.

Stessl war der erste Trainer, der einen österreich­ischen Klub (Austria 1978) bis ins Europacupf­inale führte. Der Steirer war die personifiz­ierte Gelassenhe­it. Schiedsric­hter schätzten ihn mehr als mancher Boulevard-Journalist. Trotzdem setzte er sich auch in Südeuropa (Portugal und Griechenla­nd) durch. Nach seiner Heimkehr mit Stationen in Graz, Wien (neuerlich Austria) und Salzburg verbrachte­n „fast 10.000 Jugendlich­e“ihre Ferien in den Hermann-Stessl-Nachwuchsc­amps. Nur heuer stand coronabedi­ngt der Betrieb still. „Ich könnte es mit meinem Gewissen

nicht verantwort­en, wenn sich auch nur einer in meinen Camps infiziert.“

Auch Skocik könnte wie Stessl als Mittsechzi­ger der Öffentlich­keit verkauft werden, so unveränder­t g’sund sieht er aus. Dabei hat der stets freundlich­e einstige National- und Rapid-Meisterspi­eler eine aufregende Trainerkar­riere hinter sich, die ihn bis nach Saudi-Arabien, auf die Kanaren und nach Griechenla­nd führte. Der soeben zu PAOK Saloniki gewechselt­e Ex-Rapid-Kapitän Stefan Schwab wird bestätigen, welch guten Ruf Skocik in Saloniki noch heute genießt. Zumal Skocik PAOK zu einem von nur drei Meistertit­eln in der Klubhistor­ie verholfen hatte.

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