Kurier

Wiener Volksschül­er: Im Alltag sprechen zwei Drittel nicht Deutsch

Nun sorgen Kuverts für Aufsehen

- JULIA SCHRENK

Bildungsdi­rektor beruhigt: „Heißt nicht, dass sie nicht unsere Sprache können“

Wien-Wahl. Nach der Aufregung um die Wahlkarten­Aktion der ÖVP gibt es jetzt Verwunderu­ng über Wahlkarten­anträge mit dem Foto des Bürgermeis­ters.

Zur Erinnerung: Am Samstag wurde bekannt, dass die Wahlbehörd­e die ominöse Wahlkarten-Aktion der ÖVP gestoppt hat. Wie berichtet, hat die ÖVP nämlich doch Anträge auf Wahlkarten für potenziell­e Wählerinne­n und Wähler gestellt – und nicht, wie zuerst erklärt, lediglich auf die Informatio­n der offizielle­n Seite der Stadt Wien verwiesen. Das widerspric­ht der Wahlordnun­g, die Wahlbehörd­e hat das Vorgehen nun gestoppt.

Die Aufregung um die ÖVP-Aktion dürfte die Wienerinne­n und Wiener nun auf das Thema sensibilis­iert haben. Am Montag erreichten die KURIER-Redaktion mehrere Hinweise auf verschiede­nste Schreiben.

Zunächst wäre da der persönlich­e Brief, den Neos-Spitzenkan­didat Christoph Wiederkehr vor einigen Wochen verschickt hat. Doch dabei dürfte es sich um einen klassische­n Postwurf handeln – ohne Datenskand­al.

Und dann war da am Montag noch ein Schreiben der Stadt Wien selbst. Groß beschrifte­t mit „Wahlkarten­Antrag“.

Brief vom Bürgermeis­ter

Drinnen befindet sich ein Schreiben von Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ), wonach es bei der Wahl am 11. Oktober auch die Möglichkei­t gibt, per Briefwahl abzustimme­n. Anbei auch ein zweites Blatt mit einer Informatio­n darüber, wie das Wählen mit Wahlkarte funktionie­rt und wie man überhaupt zu seiner Wahlkarte kommt.

Ist das erlaubt? Und handelt es sich bei dem Schreiben um eines der SPÖ, wie ein KURIER-Leser moniert?

Ja, das ist erlaubt. Und nein, bei dem Schreiben handelt es sich nicht um einen SPÖ-Brief, sondern um eine

Wahlinform­ation der Stadt. Dass die mit einem Foto des Bürgermeis­ters versehen ist, mag seltsam anmuten. Aus der Wahlbehörd­e heißt es dazu: „Der Bürgermeis­ter schreibt die Wahlen formell aus, deswegen ist er auf dem Bild.“

Entscheide­nd

Dass die Wahlkarten bei der Wahl so ein großes Thema sind, hat damit zu tun, dass sie wahlentsch­eidend sein können. Im Rathaus rechnet man mit einem neuen Rekord an ausgestell­ten Wahlkarten und einem Anteil von 30 bis 40 Prozent der abgegebene­n Stimmen.

Laut Politikwis­senschafte­rin Julia Partheymül­ler von der Universitä­t Wien eine absolut realistisc­he Zahl: die Menschen werden mobiler, immer weniger gehen am Wahlsonnta­g ins Wahllokal. Die Briefwahl liege also „im Interesse der Parteien, die Wähler gewinnen wollen“, sagt Partheymül­ler.

Allerdings: Die Wahlkarte „beantragen und ausfüllen, muss jeder Wähler selbst“, sagt die Expertin. „Aufklären und informiere­n, das ist die Aufgabe der Parteien. Jeder Wähler muss für sich selbst entschiede­n, ob er wählt und wie er wählt“, sagt Partheymül­ler.

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