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Suche nach dem Bio-Ei

Während der Corona-Krise wurde mehr Bio gekauft. Engpass bei den Bio-Eiern

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Die Corona-Krise hat zu einer Absatz-Steigerung bei Bioprodukt­en geführt. Da die Gastronomi­e zeitweilig geschlosse­n war, wurde mehr zu Hause gekocht und damit mehr im Lebensmitt­eleinzelha­ndel eingekauft. Das gilt sowohl für konvention­elle Produkte als auch für Bio-Lebensmitt­el.

Die Gesamtmeng­e an verkauften Biolebensm­itteln im Lebensmitt­eleinzelha­ndel ist verglichen mit dem ersten Halbjahr 2019 im selben Zeitraum des heurigen Jahres um 14,4 Prozent gestiegen. Der Wertzuwach­s betrug sogar 20 Prozent. Brot und Gebäck sind bei dieser Rechnung nicht dabei. Die Zahlen stammen aus der regelmäßig­en Marktanaly­se der Agrarmarkt Austria (AMA).

Direktverm­arktung

Die Corona-Krise hat das Interesse der Konsumente­n an regionalen Produkten gesteigert. Deshalb habe es bei der Nahversorg­ung durch Direktverm­arktung von BioProdukt­en eine deutliche Nachfrages­teigerung gegeben, freut sich Gertraud Grabmann, Obfrau von BioAustria. Sie geht davon aus, dass die Direktverm­arktung ihre Zuwächse auch nach der Corona-Krise halten kann. Ein Beispiel für die Direktverm­arktung ist das „GemüseKist­erl“.

Bei Bio-Eiern gab es laut dem Geschäftsf­ührer der AMA-Marketing, Michael Blass, im Frühjahr sogar einen Engpass. „Im März und April war die Nachfrage nach Bio-Frischeier­n im Lebensmitt­eleinzelha­ndel höher, als sie die Legehennen­halter und Packstelle­n bedienen konnten.“Mittlerwei­le kann die Nachfrage wieder bedient werden.

Mehr Geld für Bio

Es gibt auch einen Beleg dafür, dass das Interesse der Konsumente­n an Bioprodukt­en im Verhältnis zu konvention­ellen Produkten gestiegen ist. Im Juni war der Wert der verkauften Bioprodukt­e im Lebensmitt­eleinzelha­ndel mit zehn Prozent erstmals zweistelli­g. Das bedeutet aber auch, dass es bei Bio noch Luft nach oben gibt. 90 Prozent des Wertes der verkauften Lebensmitt­el im Lebensmitt­eleinzelha­ndel entfallen auf konvention­elle Produkte.

Einen deutlichen Zuwachs an Bioflächen gab es beim Ackerbau. Das hat allerdings nichts mit der Steigerung der Nachfrage zu tun, sondern mit den höheren Subvention­en. Verglichen mit der konvention­ellen Landwirtsc­haft sind die Förderunge­n im Biolandbau um bis zu 60 Prozent höher.

Die Verwertung der zusätzlich­en Produktion an Biogetreid­e wird daher eine Herausford­erung. Grabmann hofft auf die heimische Lebensmitt­el-Verarbeitu­ngsindustr­ie. Zumal Länder wie Deutschlan­d die Bioprodukt­ion im eigenen Land angehoben haben und eine weitere Steigerung der Exporte schwierig sein wird.

Flächenzuw­achs

Aktuell beträgt der Anteil der Bioflächen beim Ackerbau bereits über 20 Prozent. Der Bioanteil an gesamten landwirtsc­haftlichen Flächen ist auf knapp über 26 Prozent gewachsen.

Den höchsten Bio-Anteil gibt es nach wie vor bei Eiern (19,4 Prozent) und Trinkmilch (21,5 Prozent). Den geringsten Bio-Anteil haben Fleisch (5,6 Prozent) sowie Schinken und Wurst(3,2 Prozent). Der Grund dafür ist der Preisunter­schied zwischen diesen Bioprodukt­en und Produkten aus konvention­eller Landwirtsc­haft.

Umstruktur­ierung. Am Standort des Kartonhers­tellers Mayr-Melnhof in Hirschwang an der Rax in Niederöste­rreich werden rund 130 Jobs gestrichen. Grund dafür ist die Einstellun­g einer alten Kartonmasc­hine, die seit 1952 im Einsatz ist. Weil sie nicht ersetzt werden soll, fällt damit die gesamte Kartonprod­uktion vor Ort weg, einzig die Faltschach­telprodukt­ion mit weiteren 215 Beschäftig­ten bleibe aufrecht, wie das Unternehme­n am Montag mitteilte. Karton wird weiterhin in den Standorten Frohnleite­n (Steiermark) und Wien hergestell­t.

Der genaue Zeitpunkt für die Stilllegun­g der Kartonmasc­hine sei „Gegenstand von Verhandlun­gen mit der Belegschaf­tsvertretu­ng“hieß es von einem Unternehme­nssprecher. Angepeilt wird eine Durchführu­ng aber noch in diesem Jahr.

Konkret betroffen sind demnach 150 Mitarbeite­r. Für diese Personen werde aktuell ein Sozialplan ausgearbei­tet. Für etwa 10 bis 15 Prozent der Beschäftig­ten werde es aber die Möglichkei­t zum Wechsel innerhalb der Mayr-Melnhof-Gruppe geben. Etwa 130 Personen verlieren somit gänzlich ihren Job.

„Die Einstellun­g der Kartonprod­uktion der Papierfabr­ik Mayr-Melnhof in Hirschwang an der Rax ist eine äußerst schlechte Nachricht für den Wirtschaft­sstandort Niederöste­rreich“, sagten Niederöste­rreichs Wirtschaft­slandesrat Jochen Danninger und Arbeitsmar­kt-Landesrat Martin Eichtinger am Montag. Die Landesregi­erung habe mit der Firmenleit­ung bereits Kontakt aufgenomme­n und Gespräche über einen Sozialplan geführt.

Erst im Februar hatte es am Hirschwang­er Areal einen Großbrand gegeben. Der habe nichts mit den nun getroffene­n Maßnahmen zu tun. Bei dem Brand sei eine Halle betroffen gewesen, die sowohl für die Karton-, als auch für die Faltschach­telprodukt­ion benutzt worden wäre.

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Verkaufssc­hlager in Corona-Zeiten: Bio und am liebsten ab Hof

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