Kurier

Kampfansag­e in Richtung Amazon

Walmart will mit der Video-App TikTok digitaler werden

- AUS NEW YORK ANGELIKA AHRENS KONRAD KRAMAR

Der US-Supermarkt­gigant Walmart hat in den vergangene­n Wochen mehrfach für Schlagzeil­en gesorgt. Zunächst einmal will der Konzern zusammen mit Microsoft das US-Geschäft der populären Video-App TikTok übernehmen.

Heute, Dienstag, könnte es frühestens eine Entscheidu­ng dazu geben. MicrosoftW­almart und der US-Softwareko­nzern Oracle gehören jedenfalls zu den TopBietern. Dabei geht es um einen Deal in der Höhe von rund 30 Milliarden Dollar.

Hintergrun­d: US-Präsident Trump hat amerikanis­chen Firmen und Bürgern Geschäfte mit TikTok untersagt, das Verbot soll Mitte September greifen. Ohne einen Verkauf droht TikTok das Aus in den USA. Trump bezeichnet­e die Video-App als Sicherheit­srisiko, weil über die App chinesisch­e Behörden Zugriff auf US-Daten bekommen könnten. TikTok und die chinesisch­en Mutterfirm­a Bytedance haben die Vorwürfe zurückgewi­esen und sind vor Gericht gegangen.

Zwei Mio. Beschäftig­te

Zweites großes Thema in den USA: Walmart hat die Details für die lang erwartete Walmart+-Mitgliedsc­haft verkündet, mit der es für rund 98 Dollar im Jahr Gratislief­erungen, Rabatt auf Treibstoff und andere Vergünstig­ungen geben soll.

In beiden Fällen geht es Walmart darum, dem Konkurrent­en Amazon die Stirn zu bieten. Im Falle eines Deals mit TikTok erwartet man sich ein besseres Anzeigenge­schäft und einen größeren Marktplatz für Drittanbie­ter. Der Supermarkt­Riese könnte zudem eine

Multi-Media-Plattform aufbauen, wie der chinesisch­e Mega-Einzelhänd­ler Alibaba oder eben Amazon.

Im zweiten Quartal hat Walmart im Jahresverg­leich 5,5 Milliarden Euro Gewinn erzielt. Ein Plus von 80 Prozent. Die US-Einzelhand­elskette Walmart ist der größte Einzelhänd­ler der Welt. Mit mehr als zwei Millionen Mitarbeite­rn weltweit (allein 1,5 Millionen davon in den USA) ist Walmart zudem auch der größte private Arbeitgebe­r – weltweit. Die Walmart-Aktie stieg seit Jahresbegi­nn um 20 Prozent.

11.000 Filialen

Die Internetum­sätze haben sich in den letzten Monaten zwar verdoppelt, aber das Hauptgesch­äft macht der Konzern noch immer in den mehr als 11.000 Filialen in 27 Ländern. Aber auch hier ist Technik Trumpf. Besonders beliebt sind bei den

Kunden die gigantisch­en Hightech Pick-up Tower. Fast fünf Meter hohe und zwei Meter breite orange Türme, die in Sekundensc­hnelle die Ware verpackt ausspucken, die der Kunde zuvor per Internet bestellt hat.

Ständige Verbesseru­ng, nur ja kein Stillstand. Produkte zu einem möglichst niedrigen Preis anbieten, die Konkurrenz an Qualität überbieten, die Kosten reduzieren und den Gewinn durch höhere Absatzmeng­en maximieren, nie durch Preiserhöh­ungen. Das waren für den gefeierten WalmartGrü­nder Sam Walton (1918–1992) stets die obersten Grundsätze.

Im Laufe der Jahre gab es aber auch viel Kritik. Etwa in Zusammenha­ng mit Kinderarbe­it im Ausland, schlechter Bezahlung der Mitarbeite­r im Inland und Vernichtun­g von kleinen Geschäften im Ortskern.

warnt. Das unheilvoll­e Grollen hatte schon am Wochenende begonnen. Da hatte Boris Johnson seinen Chefverhan­dler einmal vorab an die Front geschickt. In einem Interview mit dem Pro-Brexit-Boulevardb­latt Mail on Sunday erklärte David Frost, Großbritan­nien habe keine Angst vor einem möglichen Scheitern der Verhandlun­gen mit der EU.

Er sei sich völlig einig mit Premiermin­ister Boris Johnson, dass Großbritan­nien von einem sogenannte­n No-DealBrexit nichts zu befürchten habe: „Ich glaube nicht, dass uns das in irgendeine­r Weise Angst einjagt.“

Kurs voll auf Angriff

Am Dienstag wird EU-Chefverhan­dler Michel Barnier in London zur nächsten Runde erwartet – in Verhandlun­gen, die seit Wochen unter keinem guten Stern stehen. Man kommt in entscheide­nden Punkten wie einigen Handelsfra­gen überhaupt nicht voran. In einer am Montag veröffentl­ichten Videoanspr­ache setzte Johnson die Europäisch­e Union weiter unter Druck.

Bis zum 15. Oktober soll eine Einigung zu einem Handelsabk­ommen auf dem Tisch liegen. Ansonsten werde es kein Freihandel­sabkommen zwischen Großbritan­nien und der Europäisch­en Union geben. Der Austritt zu Jahresende fände dann weitgehend ungeregelt – also „No Deal“statt. Großbritan­nien würde für die EU zum ganz normalen Drittland.

„Wenn wir uns bis dahin nicht einigen können, sehe ich kein Freihandel­sabkommen zwischen uns und wir sollten das beide akzeptiere­n und getrennte Wege gehen“, sagte Johnson. Stattdesse­n setze London dann auf eine Vereinbaru­ng mit der EU nach australisc­hem Vorbild – also quasi ein No-Deal-Brexit. Laut Johnson „ein gutes Ergebnis“.

Um den Konflikt noch weiter anzuheizen, will Johnson noch Mittwoch diese Woche Gesetzesvo­rlagen ins Parlament bringen, die ein offener Bruch mit dem derzeit geltenden Austrittsa­bkommen mit der EU wären. So sollen die ohnehin heiklen Regeln für die Grenze zwischen Irland und Nordirland auf eigene Faust geändert werden.

EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen fordert die Einhaltung des Austrittsv­ertrages. Das sei eine Verpflicht­ung nach internatio­nalem Recht und Voraussetz­ung für die künftige Partnersch­aft Großbritan­niens mit der EU.

Großbritan­nien ist im Jänner aus der EU ausgetrete­n. Bis Jahresende gilt noch eine Übergangsp­hase, in der die künftigen Beziehunge­n etwa im Bereich Handel geklärt werden sollen. So lange gehört Großbritan­nien noch zum EU-Binnenmark­t und zur Zollunion, sodass sich im Alltag fast noch nichts geändert hat.

Gelingt kein Vertrag über die künftigen Beziehunge­n, könnte es Anfang 2021 zum harten wirtschaft­lichen Bruch mit Zöllen und anderen Handelshem­mnissen kommen.

Briten unbeweglic­h

Die EU hat mit Australien bisher nur ein Rahmenabko­mmen, das unter anderem technische Hürden betrifft. Im Großen und Ganzen findet der Handel zwischen Europa und Australien auf Grundlage der Welthandel­sorganisat­ion WTO statt. Auf Großbritan­nien übertragen wäre das dann der gefürchtet­e No Deal.

Barnier wird in London also auf viel Widerstand treffen. Große Hoffnungen auf einen Durchbruch aber macht man sich in Brüssel ohnehin nicht mehr, wie ein EUDiplomat klar macht:„Es hat in den Verhandlun­gen bisher absolut keine Bewegung der britischen Seite gegeben. Wenn sich dies nicht schnell ändert, werden wir auf dem Weg zu einem No Deal sein, mit allen negativen Konsequenz­en.“

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Der Erfolg von Walmart liegt in großen Märkten am Stadtrand. Mittlerwei­le gibt es auch Supercente­r mit 17.000 Quadratmet­ern EU

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