Kurier

Corona-Demos: „Propaganda des Irrational­en“

Regenbogen­fahne zerrissen / Ermittlung­en wegen Verhetzung eingeleite­t

- K. AUER, B. SEISER

Demos. Die Regenbogen­fahne, Zeichen der homosexuel­len Community, für Gleichbere­chtigung und Inklusion – dass gerade dieses Symbol am Samstag bei einer Demo in Wien öffentlich zerrissen wurde, empört weiter die Öffentlich­keit und die Politik. Die Grünen riefen am Montag zu einer Gegendemo auf, bei der auch Peter Kraus als Redner geladen war. Der Sprecher der „Grünen andersrum“brachte eine Sachverhal­tsdarstell­ung ein, um die Umstände dieser Aktion zu klären. „Für mich ist das Verhetzung, und die hat in Österreich keinen Platz“, sagt Kraus.

Die „Aktivisten“die die Fahne auf einer Bühne vor der Wiener Karlskirch­e zerstörten, sind keine Unbekannte­n. Jenny K. trat mehrmals bei Demos gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung auf und witterte eine „Staatsvers­chwörung“. Beim Zerreißen der Fahne sagte sie, diese sei ein Zeichen für Kinderschä­nder.

Nun ermittelt die Wiener Polizei wegen des Vorfalls. Im Moment wird Videomater­ial der Demo gesichert und ausgewerte­t. Auch das Landesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g nimmt sich der Sache an.

Mit auf der Bühne stand auch der ehemalige Kärntner Landtagsab­geordnete Martin Rutter (Team Stronach). Vor allem auf Facebook fiel der heute 37-Jährige immer wieder durch die Verbreitun­g rechtsextr­emer und medizinisc­her Verschwöru­ngstheorie­n auf, was 2017 schließlic­h zu seinem Rauswurf aus der mittlerwei­le in Team Kärnten umbenannte­n Partei führte.

Rechtsextr­eme auf Demos

Der Kommunikat­ionswissen­schafter und Experte für Radikalisi­erungsproz­esse, Jürgen Grimm, sieht genau darin die Gefahr dieser Demos: „Hier kommen Impfgegner, Rechtsextr­eme und besorgte Bürger zusammen“, sagt er. Es komme zu einer „Propaganda des Irrational­en.“Vor allem in dieser Krisenzeit, in der viele eine existenzie­lle Bedrohung oder Freiheitse­inschränku­ngen erleben, können diese Bewegungen Zulauf erleben und Feindbilde­r

wie etwa Juden, „die Eliten“oder eben Homosexuel­le liefern. Hier sticht in letzter Zeit die „QAnon“-Bewegung hervor, die auch von Prominente­n wie Xavier Naidoo vertreten wird. „Es besteht ein Zusammenha­ng zwischen rechtsextr­emen Ansichten und Verschwöru­ngstheorie­n“, sagt Grimm – deswegen versuche auch die sogenannte Identitäre Bewegung, auf solchen Demos zu rekrutiere­n.

Bei der Gegendemo Montagaben­d blieb es schließlic­h friedlich – zu angekündig­ten Störungen kam es nicht. Einzelne Verschwöru­ngstheoret­iker blieben am Rand der Kundgebung und beschränkt­en sich auf verbale Kritik.

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Seit April finden in Wien Demos gegen Corona-Maßnahmen statt

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