„Zurück zum Geschichtenerzählen“
Thomas Borchert gastiert mit „Novecento“im Wiener Metropol
Er ist einer der Musicalstars der Gegenwart, hat in Hunderten Produktionen Erfolge gefeiert und zählt zu den absoluten Publikumslieblingen: Thomas Borchert.
Doch der Künstler ist – nicht nur in Corona-Zeiten – auch immer wieder mit eigenen Programmen zu erleben.
So etwa heute, Mittwoch, im Wiener Metropol, wo Borchert „Novecento – Die Legende vom Ozeanpianisten“des italienischen Schriftstellers Alessandro Baricco zum Singen und Klingen bringt. „Es ist eine so schöne, herzergreifende Geschichte, die Baricco erzählt. Man braucht nichts außer einem Flügel, um diesen Text mit Leben zu erfüllen. Ganz ohne Brimborium
setze ich auf die Fantasie der Zuschauer, die sich diese Legende rund um den Klaviervirtuosen Novecento, für den ein Ozeandampfer zur Lebenswelt wird, in ihren Köpfen aneignen können.“
Fluch und Segen
Nachsatz: „So ein Programm hat den Vorteil, dass man es überall spielen kann. Das ist in Zeiten der Pandemie sicher kein Fehler.“Doch wie erlebt Borchert diese Corona-Krise? „Es ist Fluch und Segen zugleich. Als freischaffende Künstler waren die vergangenen Monate für mich eine Katastrophe. Zugleich merke ich aber, wie kreativ viele Veranstalter plötzlich werden, mit wie wenig Mitteln
gutes Theater möglich ist. Diese Idee des ‚Schneller, Höher, Weiter‘ hat zumindest vorerst einmal Pause. Es ist auch eine Zeit der Rückbesinnung, ein Zurück zum Geschichtenerzählen.“
Doch wie kann es mit dem Musical, das ja oft auch vom Brimborium lebt, weitergehen? „Vielleicht kommen die in den USA längst etablierten Kammermusicals nun auch in Europa an. Das große Musical an sich wird dennoch nie aussterben, solange das Publikum es sehen will. Und das ist meine größte Sorge. Ich kann nur an das Publikum appellieren: Bitte habt keine Angst und kommt in die Theater. Kultur ist Lebensgut.“