Kurier

Es brennt

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Heute vor 19 Jahren brannten die Twin Towers in Manhattan. Im Fernsehen sah man verzweifel­te Menschen, die es ins Freie geschafft hatten. Wie verzweifel­t die Menschen in den Türmen gewesen sein müssen, lässt sich nur ahnen. Immer wieder hörte man den dumpfen Aufprall von Körpern. Menschen sprangen in den Tod, um den Flammen zu entgehen. – Wer eine Seele hatte, dem brannte dieses Leid darauf. Wer konnte, der weinte. Dieser Tage brannte Europas größtes Flüchtling­slager. Menschen, die so gut wie nichts hatten, verloren auch das. Viele sagen: „Schwangere und Kinder rausholen!“Andere sagen: „Gut, wenn’s brennt. Dann jammert keiner, dass die Flüchtling­e erfrieren.“– Wer so höhnt, dem ist Mitgefühl nicht vermittelb­ar. Diskussion zwecklos. Empathielo­sigkeit gilt als neue Ultima Ratio. Empörung ändert daran nichts. Wer noch Mitgefühl hat, sollte lieber seinen inneren Kompass ausrichten, hinausgehe­n und jeden Tag irgendwo einen Funken Hoffnung entzünden. Das wird ein Feuer. birgit.braunrath@kurier.at

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