Kondensstreifen erwärmen das Klima
Nicht nur das CO2 ist verantwortlich, wie Forscher mit neuen Messmethoden herausgefunden haben Keine Chemtrails
Flugzeuge am Himmel gehören zum täglichen Erscheinungsbild dazu. Doch wie viel tragen diese zur Erderwärmung bei? Dieser Frage gingen Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in einer neuen Studie nach und fanden heraus, dass die Luftfahrt zu 3,5 % an der von Menschen verursachten Klimaerwärmung beteiligt ist. „Die Klimawirkung des Luftverkehrs ist dabei deutlich größer als dem reinen CO2-Ausstoß entsprechen würde“, sagt Robert Sausen vom Institut für Physik der Atmosphäre am DLR.
Effekte
Was viele nicht wissen: Es ist nicht nur das „böse“CO2 dafür verantwortlich, sondern es wirken auch andere Effekte: Zwei Drittel der menschengemachten Klimaerwärmung von Flugzeugen entstehen durch „Nicht-CO2Effekte“, darunter Kondensstreifen
und Rußpartikel, so die Studie. Kondensstreifen entstehen aus Wasserdampf. Sie weiten sich zudem zu Cirren aus. Diese Eiswolken können bis zu 20 Kilometer breit werden.
Wasserdampf
Doch Wasserdampf ist in der Höhe, in der Flugzeuge unterwegs sind, ein signifikanteres Treibhausgas als das oft genannte CO2. Die Cirren reflektieren einerseits die Sonnenstrahlen in den Weltraum und kühlen; andererseits verringern sie die Wärmeabstrahlung der Erde. Damit wird das Klima erwärmt, wie Sausen erklärt, weil der erwärmende Effekt dominiere.
Der Wasserdampf kommt aus der Höhe, in der Flugzeuge meist unterwegs sind, nicht so schnell auf die Erde herunter. So wird über längere Zeit verhindert, dass Infrarotstrahlung
Verschwörungstheorien
Um Kondensstreifen ranken sich wilde Verschwörungstheorien. Manche Menschen glauben, dass dies Chemikalien in der Luft sind („Chemtrails“), mit der Menschen vergiftet oder deren Gedanken kontrolliert werden sollen. Doch Kondensstreifen sind lediglich Eiskristalle aus Wasserdampf.
Für die Entstehung gibt es wissenschaftliche Erklärungen
ins Weltall entweicht. Die Kondensstreifen alleine tragen etwa zu 50 Prozent zur Erderwärmung bei, die von der Luftfahrt erzeugt wird. „Bisher konnten wir dazu immer nur Schätzungen machen“, sagt Sausen.
Neue Berechnungen
„Doch wir haben eine neue Metrik entwickelt, mit der auch diese Effekte gemessen werden können.“Gemessen wurde dabei der effektive Strahlungsantrieb (EFR). Dieser stellt die Zunahme oder Abnahme des Gleichgewichts zwischen der von der Sonne kommenden Energie und der von der Erde emittierenden Energie dar. „Der Strahlungsantrieb berücksichtigt eine Reihe von Effekten, die auf großen Skalen in der Atmosphäre ablaufen“, sagt Sausen. „Er gilt als gute Vorhersage für die zu erwartende Klimaänderung.“Damit konnten erstmals die Auswirkungen der Kondensstreifen und Rußteilchen gemessen werden. Diese Teilchen werden ebenfalls vom Flugzeug ausgestoßen. Die Wassermoleküle lagern sich daran ab.
Maßnahmen. Es gibt zahlreiche Dinge, mit denen man die Luftfahrt klimafreundlicher machen kann, damit diese Branche weniger zur Erderwärmung beiträgt. Robert Sausen vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) spricht diese an: „Das Einfachste ist: Einfach weniger f liegen.“
Doch, abseits dieser politischen Lösung gibt es auch noch weitere Möglichkeiten: „Weniger CO2 emittieren, in dem man den Treibstoffverbrauch reduziert“, sei eine Möglichkeit. „Durch die aerodynamische Effizienz der Flugzeuge ist es bereits deutlich besser geworden als noch in den 1980erJahren“, sagt der Experte.
Biotreibstoff
Zudem führe der Trend weg vom fossilen Treibstoff hin Richtung Bio-Treibstoff. „Dadurch wird auch weniger Ruß erzeugt und damit wird der Strahlungsantrieb geringer“, sagt Sausen. „Die Treibstoffe kann man leicht einführen, sie sind kerosinähnlich und man muss die Flugzeuge nicht allzu stark umbauen und kann das daher in kurzen Zeitskalen machen“, sagt der Experte. Von Boeing gibt es mit „Sugar Freeze“beispielsweise bereits ein Konzept eines Flugzeuges, das mit Biotreibstoff unterwegs sein könnte.
Wasserstoff
Als Alternative könnte man auch vom Kerosin zum Wasserstoff wechseln. „Wasserstoff kann man auf zwei Wegen nutzen. Entweder er wird wie Kerosin in der Gasturbine verbrannt und damit ein Schub erzeugt“, sagt Sausen. Das würde allerdings bedeuten, dass mehr Kondensstreifen erzeugt werden als zuvor. Oder aber man verwendet Wasserstoff in Brennstoffzellen. Dabei entsteht kein CO2. „Da ist die Temperatur nicht so hoch, und damit wird der Elektromotor eines Propellers angetrieben.“Hier sei allerdings völlig unklar, was dies für eine Auswirkung auf die Entstehung von Kondensstreifen habe, sagt der Forscher. Es gebe derzeit keine Forschungsszenarien, bei denen die Effekte untersucht werden können.
Von Wasserstofff lugzeugen gibt es ebenfalls bereits Konzepte wie das der N3-X (im Bild). Damit soll etwa eine Treibstoff-Einsparung von 70 Prozent möglich sein, wie die NASA erklärt.