„Kein ORF-Wünsch-dir-Was“
Der ORF-Player soll vor dem Sommer 2021 starten, Roland Weißmann das umsetzen
Lange war es nur ein Schlagwort: der ORF-Player. Seit Juli ist der stv. kaufmännische Direktor und ORF-Chefproducer Roland Weißmann Projektleiter der geplanten Streaming-Plattform. Sie soll Mitte 2021 starten.
KURIER: Bereits 2018 hat Generaldirektor Alexander Wrabetz den Player als das „ambitionierteste Projekt“des ORF bezeichnet – seitdem herrschte quasi Ruhe. Roland Weißmann: Diese vermeintlich faktische Feststellung ist natürlich Unsinn. Ich bitte um Verständnis, dass nicht jeder Projektschritt kundgemacht wurde. Die Entwicklung des ORF-Player ist eng verknüpft mit einer Neuausrichtung des Unternehmens. Die Strategie „ORF 2025“, die derzeit ausgearbeitet wird, sieht den Wandel des ORF vom klassischen Fernsehunternehmen hin zum Plattform-Unternehmen vor. Der Grund dafür ist: Wir müssen das Publikum dort abholen, wo es ist. Ein Teil dessen, insbesondere jüngere Menschen, konsumieren vorwiegend oder ausschließlich online. Deshalb braucht es den ORF-Player und für den ist bereits einiges an Vorarbeiten geschehen.
Was darf man sich vom Player erwarten? Andere sind weiter. Jüngst hat die ARD die Devise „online first“für Film und Serie ausgegeben.
Der Player basiert auf einer völlig anderen Herangehensweise, als es bisher im klassischen Broadcast-Denken üblich war und auf völlig neuen Logiken. Was der Player können wird, hängt in einem hohen Ausmaß auch an den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Da muss man auch zur Kenntnis nehmen, dass deutsche ÖffentlichRechtliche mehr dürfen. Sollte es dem ORF erlaubt werden, so wird es natürlich auch bei uns „online first“, und damit verbunden auch „OnlineOnly“-Inhalte geben als Teil einer Gesamt-Strategie.
Was werden die Österreicher beim Player als Erstes zu Gesicht bekommen?
Wir planen den Start in zwei Wellen, weil das die knappen Ressourcen schont und nicht immer ein Big Bang notwendig ist. Vorausgesetzt, es gibt die gesetzlichen Änderungen im Frühjahr, werden zwei Drittel des Players vor oder im Sommer 2021 fertig sein. Verzögert sich die Novelle weiter, werden alle zehn geplanten Module gleichzeitig starten.
Welche Themenfelder soll der Player umfassen?
Die Radiothek, den Sport Screen, das Newsroom-Modul, also die Information, und das Live-Modul, also das Fernsehprogramm mit speziellen Features wie 24/7 – sie werden vor dem Sommer starten können. Die Streaming-Plattform Flimmit, die demnächst einem Relaunch unterzogen wird, sowie die Klassik-Plattform fidelio werden parallel in den Player integriert. In der zweiten Welle folgen die Module Kids, Topos mit Kultur/Wissenschaft/Religion, Open Space für usergenerierte Inhalte.
Die Gesetzesnovelle, scheint es, verzögert sich. Kann der Player trotzdem starten? Der Player wird in einer 100-Prozent-Variante aufgestellt. Es gibt aber natürlich, wie das jeder gute Manager macht, auch einen Plan B, also einen Player in einer abgeschlankten
Roland Weißmann
Der gebürtige Linzer ist seit Juli Projektleiter ORF-Player und Mit-Geschäftsführer der ORF On. Bereits seit 2012 ist er im ORF TV-Chefproducer und seit 2017 stv. Kaufmännischer Direktor. Davor werkte er ebendort als Büroleiter. Begonnen hat er im ORF-Niederösterreich, wo er u. a. stv. Chefredakteur war Variante. Nur muss man sich klar sein, was das bedeutet: Streaming ist beim jungen Publikum zur wichtigen Quelle für den Medienkonsum geworden. Das ist also alles kein „Wünschdir-Was“des ORF, sondern wir brauchen regulatorische Anpassungen, um unseren öffentlich-rechtlichen Auftrag auch in Zukunft erfüllen zu können. Andernfalls schneidet man den ORF von einem Entwicklungsstrang der Zukunft ab.
Sie sind nach Ausschreibung und quasi im Nebenjob Player-Chef geworden. Man spekuliert, ORF-Chef Wrabetz wollte den Türkisen Gutes tun – um sich selbst, im Hinblick auf die ORFWahlen 2021.
So etwas kommentiere ich nicht. Wir haben beim ORF-Player ein dichtes Arbeitsprogramm, das wird abgearbeitet und es gibt nun erhebliche Synergien. So ist etwa der Rechteeinkauf im Fernsehen ein Teil meines Jobs als Chefproducer. Für eine künftige Digital-Strategie macht es Sinn, wenn Online-Rechte hier integriert sind. Das ist ein Faktum.
Das ist aber ein Grund für die Aufregung bei orf.at. Dort kommt ein zweiter Chefredakteur. Man fürchtet parteipolitische Einflüsse.
Veränderungen sorgen immer für Unruhe. Dem versuchen wir mit offener Kommunikation zu begegnen. Wir bauen diesen Bereich erheblich aus, so weit es gesetzliche Vorgaben erlauben. Künftig soll es einen deutlich höheren Anteil an Bewegtbild geben. Das ist inzwischen State of the Art. Dazu kommt auch noch zusätzlich das Player-Informationsmodul und das alles wird von einer weiteren Chefredakteurin oder einem Chefredakteur wahrgenommen werden. Der jetzige Chefredakteur Gerhard Heidegger wird das übrigens auch bleiben.
Das ganze Interview auf kurier.at/medien
Komödie/Drama. Einfach alles hinter sich lassen. Den Alltag, die damit verbundenen Verpflichtungen, einfach vom Leben weglaufen. In der HBO-Serie „Run“wagen die beiden Mittdreißiger Ruby (Merritt Wever) und Bill (Domhnall Gleeson) diesen Versuch. Sie kennen sich aus Studentenzeiten, waren damals ein Paar und trafen nach der Trennung eine Vereinbarung: Sollte einer der beiden eine SMS mit den Worten „Run“schicken und der andere innerhalb von 24 Stunden antworten, würden sie sich im nächsten Zug treffen, der New York verlässt, und gemeinsam Amerika erkunden. Das ist im Wesentlichen die Idee der achtteiligen Serie, die in der Originalfassung seit April auf Sky abrufbar ist. Nun steht „Run“auch in der deutschsprachigen Synchronfassung bereit. Eine Reise, die sich auszahlt.
Drama. Dasselbe wie für „Run“(siehe oben) gilt auch für „I Know This Much Is True“. Die HBO-Serie, die auf Wally Lambs gleichnamigem Roman von 1998 basiert, feierte hierzulande in der USOriginalfassung bereits im Mai Premiere. Ab Montag, 14. September, steht die deutschsprachige Synchronfassung auf allen Sky-Kanälen zum Abruf bereit. Wer die Miniserie mit dem groß aufspielenden Mark Ruffalo noch nicht gesehen hat, sollte das nachholen.
Film. Auf Disney+ startet nach „Mulan“mit „Der einzig wahre Ivan“erneut ein potenzieller Kino-Blockbuster. Da Corona aber dazwischen funkte, kann man sich das Gefühlsspektakel-Spektakel einfach ins Wohnzimmer streamen. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte und dreht sich um die außergewöhnliche Geschichte des Silberrücken-Gorillas Ivan, der – grandios computeranimiert – Herzen berührt.