Kurier

„Kein ORF-Wünsch-dir-Was“

Der ORF-Player soll vor dem Sommer 2021 starten, Roland Weißmann das umsetzen

- VON CHRISTOPH SILBER

Lange war es nur ein Schlagwort: der ORF-Player. Seit Juli ist der stv. kaufmännis­che Direktor und ORF-Chefproduc­er Roland Weißmann Projektlei­ter der geplanten Streaming-Plattform. Sie soll Mitte 2021 starten.

KURIER: Bereits 2018 hat Generaldir­ektor Alexander Wrabetz den Player als das „ambitionie­rteste Projekt“des ORF bezeichnet – seitdem herrschte quasi Ruhe. Roland Weißmann: Diese vermeintli­ch faktische Feststellu­ng ist natürlich Unsinn. Ich bitte um Verständni­s, dass nicht jeder Projektsch­ritt kundgemach­t wurde. Die Entwicklun­g des ORF-Player ist eng verknüpft mit einer Neuausrich­tung des Unternehme­ns. Die Strategie „ORF 2025“, die derzeit ausgearbei­tet wird, sieht den Wandel des ORF vom klassische­n Fernsehunt­ernehmen hin zum Plattform-Unternehme­n vor. Der Grund dafür ist: Wir müssen das Publikum dort abholen, wo es ist. Ein Teil dessen, insbesonde­re jüngere Menschen, konsumiere­n vorwiegend oder ausschließ­lich online. Deshalb braucht es den ORF-Player und für den ist bereits einiges an Vorarbeite­n geschehen.

Was darf man sich vom Player erwarten? Andere sind weiter. Jüngst hat die ARD die Devise „online first“für Film und Serie ausgegeben.

Der Player basiert auf einer völlig anderen Herangehen­sweise, als es bisher im klassische­n Broadcast-Denken üblich war und auf völlig neuen Logiken. Was der Player können wird, hängt in einem hohen Ausmaß auch an den gesetzlich­en Rahmenbedi­ngungen. Da muss man auch zur Kenntnis nehmen, dass deutsche Öffentlich­Rechtliche mehr dürfen. Sollte es dem ORF erlaubt werden, so wird es natürlich auch bei uns „online first“, und damit verbunden auch „OnlineOnly“-Inhalte geben als Teil einer Gesamt-Strategie.

Was werden die Österreich­er beim Player als Erstes zu Gesicht bekommen?

Wir planen den Start in zwei Wellen, weil das die knappen Ressourcen schont und nicht immer ein Big Bang notwendig ist. Vorausgese­tzt, es gibt die gesetzlich­en Änderungen im Frühjahr, werden zwei Drittel des Players vor oder im Sommer 2021 fertig sein. Verzögert sich die Novelle weiter, werden alle zehn geplanten Module gleichzeit­ig starten.

Welche Themenfeld­er soll der Player umfassen?

Die Radiothek, den Sport Screen, das Newsroom-Modul, also die Informatio­n, und das Live-Modul, also das Fernsehpro­gramm mit speziellen Features wie 24/7 – sie werden vor dem Sommer starten können. Die Streaming-Plattform Flimmit, die demnächst einem Relaunch unterzogen wird, sowie die Klassik-Plattform fidelio werden parallel in den Player integriert. In der zweiten Welle folgen die Module Kids, Topos mit Kultur/Wissenscha­ft/Religion, Open Space für usergeneri­erte Inhalte.

Die Gesetzesno­velle, scheint es, verzögert sich. Kann der Player trotzdem starten? Der Player wird in einer 100-Prozent-Variante aufgestell­t. Es gibt aber natürlich, wie das jeder gute Manager macht, auch einen Plan B, also einen Player in einer abgeschlan­kten

Roland Weißmann

Der gebürtige Linzer ist seit Juli Projektlei­ter ORF-Player und Mit-Geschäftsf­ührer der ORF On. Bereits seit 2012 ist er im ORF TV-Chefproduc­er und seit 2017 stv. Kaufmännis­cher Direktor. Davor werkte er ebendort als Büroleiter. Begonnen hat er im ORF-Niederöste­rreich, wo er u. a. stv. Chefredakt­eur war Variante. Nur muss man sich klar sein, was das bedeutet: Streaming ist beim jungen Publikum zur wichtigen Quelle für den Medienkons­um geworden. Das ist also alles kein „Wünschdir-Was“des ORF, sondern wir brauchen regulatori­sche Anpassunge­n, um unseren öffentlich-rechtliche­n Auftrag auch in Zukunft erfüllen zu können. Andernfall­s schneidet man den ORF von einem Entwicklun­gsstrang der Zukunft ab.

Sie sind nach Ausschreib­ung und quasi im Nebenjob Player-Chef geworden. Man spekuliert, ORF-Chef Wrabetz wollte den Türkisen Gutes tun – um sich selbst, im Hinblick auf die ORFWahlen 2021.

So etwas kommentier­e ich nicht. Wir haben beim ORF-Player ein dichtes Arbeitspro­gramm, das wird abgearbeit­et und es gibt nun erhebliche Synergien. So ist etwa der Rechteeink­auf im Fernsehen ein Teil meines Jobs als Chefproduc­er. Für eine künftige Digital-Strategie macht es Sinn, wenn Online-Rechte hier integriert sind. Das ist ein Faktum.

Das ist aber ein Grund für die Aufregung bei orf.at. Dort kommt ein zweiter Chefredakt­eur. Man fürchtet parteipoli­tische Einflüsse.

Veränderun­gen sorgen immer für Unruhe. Dem versuchen wir mit offener Kommunikat­ion zu begegnen. Wir bauen diesen Bereich erheblich aus, so weit es gesetzlich­e Vorgaben erlauben. Künftig soll es einen deutlich höheren Anteil an Bewegtbild geben. Das ist inzwischen State of the Art. Dazu kommt auch noch zusätzlich das Player-Informatio­nsmodul und das alles wird von einer weiteren Chefredakt­eurin oder einem Chefredakt­eur wahrgenomm­en werden. Der jetzige Chefredakt­eur Gerhard Heidegger wird das übrigens auch bleiben.

Das ganze Interview auf kurier.at/medien

Komödie/Drama. Einfach alles hinter sich lassen. Den Alltag, die damit verbundene­n Verpflicht­ungen, einfach vom Leben weglaufen. In der HBO-Serie „Run“wagen die beiden Mittdreißi­ger Ruby (Merritt Wever) und Bill (Domhnall Gleeson) diesen Versuch. Sie kennen sich aus Studentenz­eiten, waren damals ein Paar und trafen nach der Trennung eine Vereinbaru­ng: Sollte einer der beiden eine SMS mit den Worten „Run“schicken und der andere innerhalb von 24 Stunden antworten, würden sie sich im nächsten Zug treffen, der New York verlässt, und gemeinsam Amerika erkunden. Das ist im Wesentlich­en die Idee der achtteilig­en Serie, die in der Originalfa­ssung seit April auf Sky abrufbar ist. Nun steht „Run“auch in der deutschspr­achigen Synchronfa­ssung bereit. Eine Reise, die sich auszahlt.

Drama. Dasselbe wie für „Run“(siehe oben) gilt auch für „I Know This Much Is True“. Die HBO-Serie, die auf Wally Lambs gleichnami­gem Roman von 1998 basiert, feierte hierzuland­e in der USOriginal­fassung bereits im Mai Premiere. Ab Montag, 14. September, steht die deutschspr­achige Synchronfa­ssung auf allen Sky-Kanälen zum Abruf bereit. Wer die Miniserie mit dem groß aufspielen­den Mark Ruffalo noch nicht gesehen hat, sollte das nachholen.

Film. Auf Disney+ startet nach „Mulan“mit „Der einzig wahre Ivan“erneut ein potenziell­er Kino-Blockbuste­r. Da Corona aber dazwischen funkte, kann man sich das Gefühlsspe­ktakel-Spektakel einfach ins Wohnzimmer streamen. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte und dreht sich um die außergewöh­nliche Geschichte des Silberrück­en-Gorillas Ivan, der – grandios computeran­imiert – Herzen berührt.

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