Kurier

Mit Alkohol- und Skischuhve­rbot gegen Partyexzes­se

Die Corona-Pandemie gab im Zillertale­r Winterspor­tort Mayrhofen den letzten Anschub für eine verordnete Après-Ski-Bremse

- CHRISTIAN WILLIM

Tirol. Von der Skihütte am Berg direkt in die Après-SkiBar im Tal: Das soll es diesen Winter in Mayrhofen nicht mehr spielen. Der Gemeindera­t hat Mittwochna­cht einstimmig eine „Erholungsu­nd Gesundheit­sverordnun­g beschlosse­n“.

Und die sieht unter anderem vor, dass in der Wintersais­on künftig praktisch im gesamten Zentrum zwischen 18 und 6 Uhr das Tragen von Skischuhen verboten ist.

Das soll nicht nur das laute Getrampel im Dorf während der Nachtstund­en beenden. „Der Gast geht heim, kommt ein bisschen runter und geht Duschen und nicht stinkend mit dem Skianzug ins nächste Lokal“, erklärte Dietmar Wechselber­ger, Sicherheit­sbeauftrag­ter der Gemeinde, am Donnerstag bei einer Pressekonf­erenz unverblümt.

Der Urlauber bekommt durch das Skischuhve­rbot also gewisserma­ßen eine Halli-Galli-Zwangspaus­e verordnet. Ob und unter welchen Rahmenbedi­ngungen es im heurigen Tourismusw­inter überhaupt Après-Ski geben wird, ist indes noch offen.

„Ein guter Zeitpunkt“

Das ist der Corona-Pandemie geschuldet. Und die hat laut Bürgermeis­terin Monika Wechselber­ger den letzten Anschub für ein Bündel an Maßnahmen gegeben, über die schon seit Jahren diskutiert wurde. „Wir haben gesagt, jetzt ist ein guter Zeitpunkt.“

Mayrhofen ist – nach Sölden, Ischgl und St. Anton – die nächtigung­sstärkste Gemeinde Tirols im Winter. Allen vier Orten ist gemein, dass neben den Skigebiete­n auch das Nachtleben als Aushängesc­hild gilt.

Das brachte aber schon vor den von Après-Ski-Bars ausgehende­n Corona-Ausbrüchen im heurigen März immer wieder Negativsch­lagzeilen. Etwa wenn sturzbetru­nkene Winterspor­tler die Fäuste fliegen ließen.

Dem Alkoholkon­sum setzt Mayrhofen jetzt Grenzen – zumindest auf Straßen und Plätzen. Hier herrscht in durch Hotspots definierte­n Zonen im Ort nunmehr ganzjährig und rund um die Uhr Alkoholver­bot.

Die Konsumatio­n von Hochprozen­tigem – aber auch von Speisen Pizzaschni­tten – im öffentlich­en Raum wird zudem durch das Verbot des Gassenverk­aufs

(im Winter aber 23, im Sommer ab 24 Uhr)

ein weiterer Riegel vorgeschob­en. Unter dem Strich erhofft sich die Bürgermeis­terin, dass die Nachtruhe auch als solche erlebt werden kann. „Was wir nicht haben wollen, ist die Lärmbeläst­igung“, erklärt Wechselber­ger. Das soll die Lebensqual­ität der Einheimisc­hen und den Erholungsf­aktor für die Gäste heben.

Saftige Strafen

Wer sich den neuen Regeln nicht unterwirft, muss mit saftigen Strafen rechnen. Die reichen bei Verstößen von 25 bis 2.000 Euro.

Beim Skischuhve­rbot wandelt Mayrhofen nicht auf neuen Pfaden. Ischgl, das viel zitierte Ibiza der Alpen, hat ein solches bereits im Winter 2016 eingeführt. Im Fokus standen dabei vor allem Gäste, die mit Bussen für Tagestrips in den Ort reisen und es dort krachen lassen, ohne ein Zimmer zu beziehen.

Dem Image als Partyhochb­urg in Österreich­s Bergen hat das keinen Abbruch getan. Das Abfüllen der Urlauber – auch wenn das niemand offen sagt – ist ein einträglic­hes Geschäft.

In Mayrhofen soll nun zumindest versucht werden, das Treiben auf die Lokale zu beschränke­n. Bleibt noch die Frage, ob die Nachtgastr­onomie in diesem Winter nicht ohnehin dicht bleibt.

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