Krankentransport, bitte kommen!
Frau H. hat einen Fersenbeinbruch und einen Riss in der Achillessehne. Nach einer ärztlichen Kontrolle in der Lorenz Böhler-Ambulanz musste die betagte Dame fünf Stunden in der Eingangshalle auf den Rücktransport ins Pensionistenheim warten, und das alles mit ihrem Liegegips. Dabei hatte Frau H. noch Glück, sie kam immerhin am gleichen Tag wieder heim. Andere Patientinnen und Patienten müssen über Nacht stationär aufgenommen werden, weil der Krankentransport es nicht schafft, sie binnen zwölf Stunden hin und retour zu fahren. Die Rettungsorganisationen kommen immer öfter zu spät, oft sogar viel zu spät. Daher haben sogar einige Arztordinationen einen Schlussdienst eingerichtet, damit ihre RollstuhlPatienten nicht auf der Straße auf den Transport warten müssen. Anderes Beispiel: Der körperlich beeinträchtigte Herr K. wohnt in einem Haus ohne Lift. Früher wurde er mit seinem Rollstuhl von einem privaten Fahrtendienst die Stiegen hinuntergetragen, um einige Zeit im Freien verbringen zu können. Diese Dienstleistung kann laut Gesetz jetzt nur mehr von einer Rettungsorganisation übernommen werden – sehr zum Leidwesen von Herrn K., der nun oft stundenlang auf seine Abholung waren muss, wenn sie überhaupt kommt. Was ist los? Wieso funktionieren die Kranken- und Versehrtentransporte nicht mehr? Der Grund für diesen Missstand ist eine neue Regelung, die per 1. April 2019 in Kraft getreten ist. Demnach dürfen nur die sechs anerkannten Rettungsorganisationen Krankentransporte in Wien durchführen. Wegen des qualifizierten Personals sei das ein „Meilenstein in der Qualitätssicherung“, heißt es dazu in der Novelle des Wiener Rettungs- und Krankentransportgesetzes (WRKG). Es könne schließlich vorkommen, dass hilfsbedürftige Personen während eines Transports medizinische Betreuung oder Versorgung brauchen.
Diese Überlegung ist zwar grundsätzlich richtig, doch die Praxis zeigt leider ein anderes Bild. Da die Rettungsdienste nicht genügend Personal und die Krankentransportorganisationen keine gemeinsame Koordinationsstelle haben, kommt es sehr oft zu sehr langen Wartezeiten.
Und paradoxerweise muss die Österreichische Gesundheitskasse für die „Verschlimmbesserung“der Situation auch noch einige Millionen Euro mehr ausgeben als bisher.
Ich appelliere daher an die Verantwortlichen, diese Fehlentwicklung rasch zu korrigieren.