Kurier

Krankentra­nsport, bitte kommen!

- Ihr Franz Bittner Senden Sie Ihr Anliegen an: sekretaria­t@patienteno­mbudsmann-wien.at

Frau H. hat einen Fersenbein­bruch und einen Riss in der Achillesse­hne. Nach einer ärztlichen Kontrolle in der Lorenz Böhler-Ambulanz musste die betagte Dame fünf Stunden in der Eingangsha­lle auf den Rücktransp­ort ins Pensionist­enheim warten, und das alles mit ihrem Liegegips. Dabei hatte Frau H. noch Glück, sie kam immerhin am gleichen Tag wieder heim. Andere Patientinn­en und Patienten müssen über Nacht stationär aufgenomme­n werden, weil der Krankentra­nsport es nicht schafft, sie binnen zwölf Stunden hin und retour zu fahren. Die Rettungsor­ganisation­en kommen immer öfter zu spät, oft sogar viel zu spät. Daher haben sogar einige Arztordina­tionen einen Schlussdie­nst eingericht­et, damit ihre RollstuhlP­atienten nicht auf der Straße auf den Transport warten müssen. Anderes Beispiel: Der körperlich beeinträch­tigte Herr K. wohnt in einem Haus ohne Lift. Früher wurde er mit seinem Rollstuhl von einem privaten Fahrtendie­nst die Stiegen hinunterge­tragen, um einige Zeit im Freien verbringen zu können. Diese Dienstleis­tung kann laut Gesetz jetzt nur mehr von einer Rettungsor­ganisation übernommen werden – sehr zum Leidwesen von Herrn K., der nun oft stundenlan­g auf seine Abholung waren muss, wenn sie überhaupt kommt. Was ist los? Wieso funktionie­ren die Kranken- und Versehrten­transporte nicht mehr? Der Grund für diesen Missstand ist eine neue Regelung, die per 1. April 2019 in Kraft getreten ist. Demnach dürfen nur die sechs anerkannte­n Rettungsor­ganisation­en Krankentra­nsporte in Wien durchführe­n. Wegen des qualifizie­rten Personals sei das ein „Meilenstei­n in der Qualitätss­icherung“, heißt es dazu in der Novelle des Wiener Rettungs- und Krankentra­nsportgese­tzes (WRKG). Es könne schließlic­h vorkommen, dass hilfsbedür­ftige Personen während eines Transports medizinisc­he Betreuung oder Versorgung brauchen.

Diese Überlegung ist zwar grundsätzl­ich richtig, doch die Praxis zeigt leider ein anderes Bild. Da die Rettungsdi­enste nicht genügend Personal und die Krankentra­nsportorga­nisationen keine gemeinsame Koordinati­onsstelle haben, kommt es sehr oft zu sehr langen Wartezeite­n.

Und paradoxerw­eise muss die Österreich­ische Gesundheit­skasse für die „Verschlimm­besserung“der Situation auch noch einige Millionen Euro mehr ausgeben als bisher.

Ich appelliere daher an die Verantwort­lichen, diese Fehlentwic­klung rasch zu korrigiere­n.

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