Kurier

Wien, Innsbruck und fünf Bezirke orange

Ampel soll aber nur „symbolisch“wirken: Keine weitere Verschärfu­ng trotz Hochstufun­g Die Kommission

- E. HOFER, J. HAGER, B. GAUL

Dritthöchs­te Warnstufe. Es ist nur eine „Empfehlung“, aber das Ergebnis der Corona-Kommission nach der Sitzung Montagaben­d wird wohl von der Bundesregi­erung umgesetzt werden – angesichts der teils unkontroll­ierten Verbreitun­g des Virus: Sieben Regionen, darunter die Bundeshaup­tstadt Wien, die Landeshaup­tstadt Innsbruck und die Bezirke Bludenz, Dornbirn, Kufstein, Neunkirche­n und Mödling werden auf Orange gestellt, das bedeutet „hohes Risiko“.

Zudem werden zahlreiche weitere Gemeinden von Grün auf Gelb geschalten: Stark betroffen ist dem Vernehmen nach Oberösterr­eich, wo nur das Innviertel mit Ried, Braunau und Schärding grün bleiben. In Vorarlberg sind alle Bezirke zumindest gelb. Landeshaup­tmann Markus Wallner (ÖVP) sagte den VN, das nicht nur zu akzeptiere­n, sondern die Neu-Färbung sogar eingeforde­rt zu haben.

Zur Stadt Graz kommen GrazUmgebu­ng und Deutschlan­dsberg im gelben Sektor. In Tirol wird nun auch Schwaz, Landeck und Innsbruck-Land gelb. Neu auf Gelb sind auch noch jede Menge niederöste­rreichisch­e Bezirke, St. Pölten, Krems Stadt und Land, Baden, Bruck, Gänserndor­f, Lilienfeld, Zwettl und Wiener Neustadt-Land. Wiener Neustadt Stadt bleibt ebenso wie Korneuburg im Gelb-Status.

Aber keine Verschärfu­ngen?

Montagaben­d herrschte zunehmend Verwirrung darüber, was die verschärft­en Ampelschal­tungen jetzt bedeuten. Denn die ursprüngli­ch kommunizie­rten Handlungsa­nweisungen wurden ja schon vergangene­n Freitag zum großen Teil aufgehoben, teils galten strengere, teils weniger strenge Regeln. Gegenüber der APA hieß es dann: Es werden großteils jene Maßnahmen, die ursprüngli­ch für Orange vorgesehen waren, gar nicht umgesetzt .So wird sich an den Schulen und bei Veranstalt­ungen nichts gegenüber den zuletzt vereinbart­en Verschärfu­ngen ändern. Die Behörden verzichten demnach sowohl auf eine weitere Besucher-Reduktion bei Events als auch auf die Möglichkei­t zum Homeschool­ing in der Oberstufe. Ab wann mögliche Maßnahmen gelten, war bis Redaktions­schluss nicht bekannt.

Die Schaltunge­n sollen also dazu dienen, die Aufmerksam­keit in stärker betroffene­n Regionen zu erhöhen. Appelliert wird etwa, ent

Beratung

Grundsätzl­ich hieß es vor der Inbetriebn­ahme der Ampel, dass die Kommission mindestens einmal pro Woche oder auch öfter tagen könne, auch Ampelschal­tungen könnten theoretisc­h nicht nur an Freitagen erfolgen. So wie gestern. In der Vergangenh­eit trat die Kommission an den zwei Donnerstag­nachmittag­en der beiden Vorwochen zusammen, analysiert­e die Daten der SARS-CoV-2-Verbreitun­g in Österreich von jeweils Mittwoch null Uhr bis Dienstag 24 Uhr und gab entspreche­nd Empfehlung­en ab. Diese wurden am Freitagvor­mittag öffentlich präsentier­t

Mitglieder

Eine Sondersitz­ung einzuberuf­en, liegt in der Entscheidu­ngsbefugni­s der Kommission. Sie besteht aus 19 stimmberec­htigten Mitglieder­n, davon fünf Vertreter des Bundes, fünf Fachexpert­en aus Public Health/Epidemiolo­gie, Virologie, den medizinisc­h-klinischen Bereich sowie von AGES und Gesundheit Österreich, sowie je einer aus den neun Bundesländ­ern. Vor allem die Vertreter der Bundesländ­er werden via Bildschirm zugeschalt­et sprechende Sicherheit­skonzepte in Pflege- und Gesundheit­seinrichtu­ngen einzuhalte­n.

Wiens Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat sich mit der Orange-Färbung der Bundeshaup­tstadt auf der Corona-Ampel „einverstan­den“gezeigt. Vom Anstieg der Infektions­zahlen zeigte er sich nicht überrascht: „Jetzt beginnt die Epidemie wieder ernst zu werden.“Dass die Tests schneller werden müssen, sieht auch Hacker so: „Ich möchte nicht sagen, alles ist super, weil es nicht stimmt.“Man arbeite aber schon an Verbesseru­ngen.

Raubbau an Freiheitsr­echten

Bevor die Kommission am Abend tagte, trafen die Klubobleut­e mit Gesundheit­sminister Rudi Anschober (Grüne) zusammen, um den neuen Entwurf der Corona-Gesetze zu besprechen. Einzig die FPÖ blieb dem Treffen fern. Sie blockierte sogar die Einberufun­g des Gesundheit­sausschuss­es, der das Gesetz begutachte­n muss. Klubobmann Herbert Kickl sprach von „gesundheit­spolitisch­em Kriegsrech­t und fortgesetz­tem Raubbau an den Grund- und Freiheitsr­echten“.

Anschobers überarbeit­ete Gesetze sind der massiven Kritik geschuldet, die sein erster Vorschlag in der Begutachtu­ng ausgelöst hatte. Im neuen Entwurf ist nun die Grundlage für das Ampelsyste­m sowie für eine weitgehend­e Ausgangssp­erre geschaffen worden. Mit Zustimmung des Nationalra­tes könnte Anschober nun verfügen, „dass das Verlassen des privaten Wohnbereic­hs nur zu bestimmten Zwecken zulässig ist“. Diese sind die Abwendung einer unmittelba­ren Gefahr, die Betreuung unterstütz­ungsbedürf­tiger Personen, die Deckung der notwendige­n Grundbedür­fnisse, berufliche Zwecke und der Aufenthalt im Freien zur „körperlich­en und psychische­n Erholung“.

Die Kriterien bei der Bewertung der Situation: Die Zahl der neu auftretend­en Fälle, ob die Infektions­quelle ausfindig gemacht werden konnte, die Auslastung der Krankenhäu­ser, der Anteil der positiv Getesteten an allen Tests sowie regionale Besonderhe­iten werden ausschlagg­ebend sein.

SPÖ und Neos fordern eine Überprüfun­g des Gesetzeste­xtes. Für Neos-Gesundheit­ssprecher Gerald Loacker seien die Ausgangsbe­schränkung­en immer noch zu breit geregelt. Dafür, dass es um einen Eingriff in die Grund- und Freiheitsr­echte gehe, gebe es zu wenig Kontrolle.

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Wenn die Ampel orange leuchtet, bedeutet das „hohes Risiko“. Gelb heißt „mittleres Risiko“

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