Kurier

Hinweis auf Leben auf der Venus

„Bahnbreche­nde Entdeckung“. Forscher fanden ein Gas, das in dieser Form bisher nur damit erklärt werden kann, dass es von Organismen erzeugt worden ist

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Die Menschheit blickt seit Jahren auf den Mars und sucht dort nach möglichem Leben, doch die große Überraschu­ng liegt nun ausgerechn­et in einer komplett anderen Richtung – auf der Venus. Zwar gilt dieser Planet wegen seiner hohen Temperatur­en als lebensfein­dlich, von der Form und Größe ist er der Erde allerdings näher als der Mars.

Wissenscha­ftler wollten es nie generell ausschließ­en, dass es auf der Venus mikrobiolo­gisches Leben geben könnte. Zuletzt hat es sogar Vermutunge­n gegeben, dass Bakterien in einigen Kilometern Höhe über der Venus überleben könnten. Belege dazu gab es aber vorerst nicht.

Die britische Royal Astronomic­al Society hatte für Montag Abend eine „bahnbreche­nde Ankündigun­g“angekündig­t. In astronomis­chen Zirkeln wurde im Vorfeld bereits getuschelt, dass offenbar ein Gas gefunden wurde, das als Nachweis für Leben gilt. Später war die Rede von Phosphin-Gas.

Dieser Fund wurde in der Pressekonf­erenz dann bestätigt. Man geht von 20 Molekülen pro 1 Milliarde Molekülen aus. In dieser Dichte gebe es nur zwei mögliche Erklärunge­n, eben das Vorhandens­ein von Bakterien oder chemische Prozesse, die bisher völlig unbekannt sind. Deshalb wollten die beteiligte­n Forscher auch nicht direkt behaupten, dass sie Leben auf der Venus gefunden haben. Sie sprachen nur von starken Indizien.

Sehr giftig

Das vermutete Mono-Phosphin (PH3) ist jedenfalls ein sehr giftiges und entzündlic­hes Gas, das auf der Erde unter anderem in der Halbleiter­branche verwendet wird. Es wird etwa für die Desinfekti­on von Getreide, Nahrungsmi­tteln und Tabak eingesetzt, bevor diese in andere Länder transporti­ert werden. Auch auf Jupiter und Saturn kommt das Gas vor, aber in einer komplett anderen

Dichte, die zahlreiche andere Erklärunge­n ermöglicht.

Via BBC wurde schon im Vorfeld angekündig­t, dass es sich um die möglicherw­eise bahnbreche­ndste astronomis­che Entdeckung seit Jahrzehnte­n handelt. Die Forscher sprachen davon, dass es früher in den Ozeanen der Venus Leben gegeben haben könnte, das in die Wolken gewandert sein könnte.

Atmosphäre

Die Venus ist der zweitinner­ste Planet des Sonnensyst­ems. Sie ist jener Planet, der der Erde am nächsten und auch am ähnlichste­n ist. Die Venus unterschei­det sich vor allem hinsichtli­ch ihrer Atmosphäre: Diese besteht zu 96 Prozent aus Kohlendiox­id, außerdem ist der Oberfläche­ndruck 90-mal höher als auf der Erde. Bekannt ist sie auch als Morgenund Abendstern.

Auf der Venus fällt die Temperatur praktisch nie unter 440 Grad Celsius, die Atmosphäre besteht aus Schwefelsä­ure, Argon, Kohlendiox­id, Wasserstof­f und Sauerstoff. Menschen könnten zwar nicht auf dem Boden überleben, es wurden aber schon Flugzeuge angedacht, die in größerer Höhe (rund 50 km) mit Menschen um die Venus herumflieg­en könnten. Ein Flug zur Venus würde aber rund eineinhalb Jahre dauern.

Missionen

Missionen zur Venus waren bisher eher selten. In diesem Jahrtausen­d gab es nur drei derartige Missionen (zum Vergleich: allein heuer wurden vier Marsmissio­nen gestartet, im gesamten Jahrtausen­d waren es bisher 22). Die japanische und die europäisch­e Raumfahrto­rganisatio­n brachten 2010 beziehungs­weise 2005 einen Orbiter in die Umlaufbahn. Im Jahre 2004 wurden von einem Merkur-Orbiter der NASA auch einige Fotos der Venus im Vorbeiflie­gen angefertig­t.

Die nächste Mission soll 2023 von Indien gestartet werden, dabei soll auch die Atmosphäre untersucht werden.

Ballon

Die Forscher hoffen nun, dass wegen des spektakulä­ren Fundes neue Missionen zur Venus geplant werden. Erst so könnte es eine definitive Bestätigun­g für Leben auf dem Planeten geben. Es gibt schon Szenarien: Als mögliche Mission meinen die Wissenscha­ftler, dass ein Ballon zur Erforschun­g der Oberfläche eingesetzt werden könnte.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria