Hinweis auf Leben auf der Venus
„Bahnbrechende Entdeckung“. Forscher fanden ein Gas, das in dieser Form bisher nur damit erklärt werden kann, dass es von Organismen erzeugt worden ist
Die Menschheit blickt seit Jahren auf den Mars und sucht dort nach möglichem Leben, doch die große Überraschung liegt nun ausgerechnet in einer komplett anderen Richtung – auf der Venus. Zwar gilt dieser Planet wegen seiner hohen Temperaturen als lebensfeindlich, von der Form und Größe ist er der Erde allerdings näher als der Mars.
Wissenschaftler wollten es nie generell ausschließen, dass es auf der Venus mikrobiologisches Leben geben könnte. Zuletzt hat es sogar Vermutungen gegeben, dass Bakterien in einigen Kilometern Höhe über der Venus überleben könnten. Belege dazu gab es aber vorerst nicht.
Die britische Royal Astronomical Society hatte für Montag Abend eine „bahnbrechende Ankündigung“angekündigt. In astronomischen Zirkeln wurde im Vorfeld bereits getuschelt, dass offenbar ein Gas gefunden wurde, das als Nachweis für Leben gilt. Später war die Rede von Phosphin-Gas.
Dieser Fund wurde in der Pressekonferenz dann bestätigt. Man geht von 20 Molekülen pro 1 Milliarde Molekülen aus. In dieser Dichte gebe es nur zwei mögliche Erklärungen, eben das Vorhandensein von Bakterien oder chemische Prozesse, die bisher völlig unbekannt sind. Deshalb wollten die beteiligten Forscher auch nicht direkt behaupten, dass sie Leben auf der Venus gefunden haben. Sie sprachen nur von starken Indizien.
Sehr giftig
Das vermutete Mono-Phosphin (PH3) ist jedenfalls ein sehr giftiges und entzündliches Gas, das auf der Erde unter anderem in der Halbleiterbranche verwendet wird. Es wird etwa für die Desinfektion von Getreide, Nahrungsmitteln und Tabak eingesetzt, bevor diese in andere Länder transportiert werden. Auch auf Jupiter und Saturn kommt das Gas vor, aber in einer komplett anderen
Dichte, die zahlreiche andere Erklärungen ermöglicht.
Via BBC wurde schon im Vorfeld angekündigt, dass es sich um die möglicherweise bahnbrechendste astronomische Entdeckung seit Jahrzehnten handelt. Die Forscher sprachen davon, dass es früher in den Ozeanen der Venus Leben gegeben haben könnte, das in die Wolken gewandert sein könnte.
Atmosphäre
Die Venus ist der zweitinnerste Planet des Sonnensystems. Sie ist jener Planet, der der Erde am nächsten und auch am ähnlichsten ist. Die Venus unterscheidet sich vor allem hinsichtlich ihrer Atmosphäre: Diese besteht zu 96 Prozent aus Kohlendioxid, außerdem ist der Oberflächendruck 90-mal höher als auf der Erde. Bekannt ist sie auch als Morgenund Abendstern.
Auf der Venus fällt die Temperatur praktisch nie unter 440 Grad Celsius, die Atmosphäre besteht aus Schwefelsäure, Argon, Kohlendioxid, Wasserstoff und Sauerstoff. Menschen könnten zwar nicht auf dem Boden überleben, es wurden aber schon Flugzeuge angedacht, die in größerer Höhe (rund 50 km) mit Menschen um die Venus herumfliegen könnten. Ein Flug zur Venus würde aber rund eineinhalb Jahre dauern.
Missionen
Missionen zur Venus waren bisher eher selten. In diesem Jahrtausend gab es nur drei derartige Missionen (zum Vergleich: allein heuer wurden vier Marsmissionen gestartet, im gesamten Jahrtausend waren es bisher 22). Die japanische und die europäische Raumfahrtorganisation brachten 2010 beziehungsweise 2005 einen Orbiter in die Umlaufbahn. Im Jahre 2004 wurden von einem Merkur-Orbiter der NASA auch einige Fotos der Venus im Vorbeifliegen angefertigt.
Die nächste Mission soll 2023 von Indien gestartet werden, dabei soll auch die Atmosphäre untersucht werden.
Ballon
Die Forscher hoffen nun, dass wegen des spektakulären Fundes neue Missionen zur Venus geplant werden. Erst so könnte es eine definitive Bestätigung für Leben auf dem Planeten geben. Es gibt schon Szenarien: Als mögliche Mission meinen die Wissenschaftler, dass ein Ballon zur Erforschung der Oberfläche eingesetzt werden könnte.