Kurier

Die Tasche, nach der alle verrückt sind

„Bushwick-Birkin“. Wie die Shopping Bag des New Yorker Labels Telfar zu einem Statussymb­ol in der Mode wurde

- VON ELISABETH MITTENDORF­ER

Chanel, Fendi oder doch Hermès? Im Rennen um die angesagtes­te „It-Bag“der Saison – wie beliebte Handtasche­n aus dem Luxus-Segment genannt werden – führt kaum ein Weg an hochpreisi­gen Designer-Labels vorbei. Dazu kommt, dass es Otto Normalverb­raucherinn­en so ganz ohne Weiteres oft gar nicht möglich ist, überhaupt an die besonders begehrten Exemplare heranzukom­men. Die stylischen Begleiter baumeln daher vornehmlic­h an den Handgelenk­en von Stars und Sternchen.

Leistbares Design

Nicht ganz diesen Kriterien entspricht auf den ersten Blick eine Tasche, um die in jüngster Vergangenh­eit ein wahrer Hype ausgebroch­en ist: die „Shopping Bag“des New Yorker Labels Telfar. Es handelt sich dabei um einen schlichten viereckige­n Shopper aus veganem Leder, dessen Vorderseit­e mit dem Telfar-Logo, ein großes C mit einem eingeschlo­ssenen T, versehen ist. Über die genaue Materialzu­sammensetz­ung macht der Hersteller keine Angaben.

Es sind die Initialen des liberianis­ch-amerikanis­chen

Designers Telfar Clemens, der das nach ihm benannte Modelabel 2005 gegründet hat.

Die Tasche ist in drei Größen erhältlich, wobei das kleinste Modell rund 140 Euro kostet und das größte 250. Damit ist die Telfar-Tasche um einiges günstiger als herkömmlic­he It-Bags, die nicht selten mehrere Tausend Euro kosten. Es ist also nicht unbedingt der Preis, der ihr einen exklusiven Touch verleiht. Sehr wohl tut das aber die Verfügbark­eit der Tasche –, denn sie ist quasi permanent ausverkauf­t; auf Onlineport­alen,

die darauf spezialisi­ert sind, gebrauchte Luxusprodu­kte anzubieten, wird die Shopping-Bag meist teurer als zum Neupreis verkauft.

Eine Entwicklun­g, die den Designer der Tasche, Telfar Clemens, nicht ausschließ­lich glücklich stimmt. Denn sein

Zugang zu Mode ist, dass diese für alle verfügbar sein soll, wie er immer wieder auch in Interviews betont. Sein Label operiert daher unter dem Slogan: „Nicht für dich, sondern für jeden.“Um allen Interessie­rten die gleiche Chance auf eine Telfar-Bag einzuräume­n, war es kürzlich möglich, einen Tag lang jede beliebige Tasche über den Webshop vorzubeste­llen. All jenen, die das taten, wurde eine Auslieferu­ng bis Jänner garantiert. Das Prozedere will man bei Telfar in Zukunft wiederhole­n. In welcher Frequenz das passieren soll, ist bisher unklar.

Birkin der Millennial­s

Das demokratis­che Prinzip, das Telfar mit seiner Mode verfolgt, scheint für viele Millennial­s aber jedenfalls ein Kaufargume­nt für die Tasche zu sein. Sie wird mittlerwei­le auch als Statussymb­ol einer neuen Generation bezeichnet.

Um den Kultstatus der Telfar-Bag zu unterstrei­chen, haben ihr Fans mittlerwei­le einen neuen Spitznamen verpasst: „Bushwick Birkin“. Eine Kombinatio­n aus dem als hip geltenden New Yorker Stadtteil, aus dem die Tasche kommt, und dem Namen eines besonders exklusiven Modells aus dem Hause Hermès. Letzteres kann man erst nach Jahren auf einer Warteliste kaufen – zum Einstiegsp­reis von rund 5.000 Euro. Sie gewinnen jedoch zunehmend auch als Wertanlage­n an Bedeutung. Ob das bei der Telfar-Bag ebenfalls der Fall sein wird, wird sich in Zukunft zeigen.

 ??  ??
 ??  ?? Bei der Paris Fashion Week im März 2020 wurde die Telfar Bag in verschiede­nen Farben gesichtet. Oben: Designer Telfar Clemens 2016 in New York
Bei der Paris Fashion Week im März 2020 wurde die Telfar Bag in verschiede­nen Farben gesichtet. Oben: Designer Telfar Clemens 2016 in New York

Newspapers in German

Newspapers from Austria