Kurier

Dominic Thiem hat das Zeug zur Nr. 1

Wie der 27-Jährige nach dem Sieg in New York den Tennisgipf­el erklimmen kann

- REUTERS / DANIELLE PARHIZKARA­N

Wenn die New York Times brav schreibt: „Auch wenn Nadal, Federer oder Djokovic nicht auf der anderen Seite des Netzes standen, wird Thiems Name mit den ihren in einer Reihe stehen“, ist es ein Ritterschl­ag.

Dominic Thiem hat sich verewigt. Als zweiter Österreich­er nach Thomas Muster, der 1995 in Paris triumphier­t hatte, holte sich Österreich­s Superstar einen Grand-Slam-Titel. Wie der Steirer im Alter von 27 Jahren. Ein Traum wurde wahr. Nachdem der Beginn dem österreich­ischen Tennisfan schlaflose Nächte bereitet hatte, durfte er in der Nacht auf Montag seinen ersten GrandSlam-Pokal in die Höhe stemmen. Nach einem Thriller, der letztlich mit einem 2:6-4:6-6:46:3-7:6(6)-Sieg über seinen deutschen Freund Alexander Zverev endete.

Ein Triumph, der in die rotweiß-rote Sportgesch­ichte einging, nicht weil es einer der besten Endspiele war im Big Apple, sondern, weil es Nachhaltig­es nach sich zog.

• Thiem und die Einserfrag­e Thiem bleibt nach seinem ersten Major-Triumph die Nummer drei der Welt. Wäre es nach herkömmlic­hen Maßstäben gegangen, wäre Österreich­s Topmann die Nummer zwei. Doch nach dem auch die Tenniswelt beherrsche­nden Corona-Wahnsinn änderte auch die ATP ihre Regeln. Vorjahress­ieger Rafael Nadal fallen die Punkte nicht aus der Wertung und er bleibt nur deshalb hinter Djokovic und noch vor Thiem die Nummer zwei der Welt. Doch ein Vorstoß nach vorne ist nur eine Frage der Zeit. „Dominic wird Nummer eins werden“, sagt sein Ex-Trainer

Günter Bresnik. „Das ist unaufhalts­am. Die Wachablöse findet gerade statt und von der neuen Generation ist Dominic einfach der beste Tennisspie­ler.“Mit 27 Jahren ist Thiem kein Youngster mehr, aber könnte die besten Jahre noch vor sich haben. Auch, wenn beispielsw­eise Daniil Medwedew (24), Stefanos Tsitsipas (22) oder Zverev (23) jünger sind, darf man beim Perfektion­isten Thiem erwarten, dass er sich ebenfalls noch steigert. „Er hat Punkte geholt, wo man sie holen konnte, hat mehr als 9.000 Punkte, was oft schon zur Nummer eins gereicht hat“, sagt Ex-Profi Alexander Antonitsch. „Er stand bei den Australian Open im Finale und holte jetzt den Titel, viel mehr Punkte kann man nicht machen. Die Einserfrag­e ist die logische Folge, wichtiger sind aber Titel.“

• Thiem und die Entwicklun­g Der Lichtenwör­ther machte jedes Jahr einen Schritt nach vorne. Vor allem mit den ungewohnte­n Bedingunge­n in New York kam der 27-Jährige sehr gut zurecht. „Freilich, wären mir 20.000 Zuschauer im Arthur Ashe Stadium lieber. Das Leben in der Bubble ist auch nicht immer einfach. Aber so konnte man sich total auf den Tennisspor­t konzentrie­ren.“Thiem hat in den vergangene­n Jahren an Reife gewonnen, trifft selber die

Entscheidu­ngen. „Er ist längst erwachsen geworden, das gefällt mir“, sagte selbst Günter Bresnik, von dem sich Thiem 2019 geschieden hat – als Trainer und Manager. Die Reifeprüfu­ng auf den Courts hat er längst abgelegt. Seit dem Finalsieg in Flushing Meadows, bei dem er 0:2 in Sätzen mit Break zurückgele­gen war, ist er Vorzeigesc­hüler.

• Thiem und die Finanzen Drei Millionen Dollar hat Thiem mit seinem US-Open-Erfolg verdient, insgesamt hält er bei einem Karriere-Preisgeld von fast 27 Millionen Dollar (rund 22,6 Millionen Euro). Jedoch: Mit Sponsoreng­eldern verdient Österreich­s Ass jährlich mittlerwei­le rund 20 Millionen Euro. Zahlreiche Immobilien, in die der Ausnahmesp­ortler mit Weitblick investiert, sichern sein Vermögen ab.

• Thiem und die Zukunft Bis Freitag wird kein Racket angegriffe­n. „Ich werde jetzt den Erfolg genießen, dann langsam auf das nächste Ziel hinarbeite­n.“Das nächste Ziel ist wieder ein großes, schon in zwei Wochen (ab 27. September) stehen in Paris die French Open an. Und dort ist Thiem neben Seriensieg­er Nadal der Topfavorit. „Man kann Thiem in Paris um 3 Uhr in der Nacht wecken, dann spielt er sein bestes Tennis“, sagt Antonitsch, „aber wichtig ist, dass er jetzt den Triumph genießt und die Akkus wieder auflädt.“

In Österreich wird man Thiem auch bald sehen. Am 26. Oktober starten die Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle mit Thiem als Titelverte­idiger.

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Der Blick richtet sich nach oben: Thiem ist GrandSlam-Sieger. Aber da sollte noch mehr kommen. Viel mehr Jahre

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