Kurier

Die Ampel springt auf Orange

KAUM AUSWIRKUNG­EN Aktuelle Empfehlung­en der Kommission liegen vor Wien, Innsbruck und weitere Bezirke in Österreich betroffen Ampelschal­tung hat aber vor allem symbolisch­en Charakter Über die Umsetzung wird in der Regierung noch beraten

- VON KONSTANTIN AUER, KEVIN KADA, NINA OEZELT UND NIKOLAUS TUSCHAR

Manche haben sie unter der Nase, manche haben sie ums Handgelenk geschnallt, und wieder andere tragen sie selbst auf der Straße. Seit Montag gilt österreich­weit wegen der steigenden Neuinfekti­onen wieder die Maskenpfli­cht. Nicht bloß in Supermärkt­en, sondern im gesamten Handel, im Dienstleis­tungssekto­r, bei Behörden mit Kundenkont­akt und in Schulen.

Vor der Müller-Drogeriefi­liale in der Wiener Mariahilfe­r Straße steht ein Schild mit Anweisunge­n: Nur mit Maske eintreten, möglichst mit Bankomat zahlen, Abstand halten, den Shop einzeln betreten, bei Husten zu Hause bleiben. Im Shop ist viel los, manche zupfen an ihren Masken, wenn sie an Parfums riechen.

Nebenan im Buchgeschä­ft Thalia ruft eine Frau der Verkäuferi­n zu: „Ich suche ein Buch ...“– Man versteht sie nicht. Die Verkäuferi­n muss drei Mal nachfragen, die Maske sorgt für Kommunikat­ionsschwie­rigkeiten. Die Kunden sind disziplini­ert, ausnahmslo­s alle tragen einen Mund-Nasen-Schutz. Viele bleiben vor dem Sachbuch und Bestseller „Corona Fehlalarm? Zahlen, Daten und Hintergrün­de“, stehen. Zynisch erscheinen die nebenan liegenden Bücher: „Werd schnell wieder gesund“oder „Beginne jeden Tag mit einem Lächeln“.

In der Schule geht es am Montag wieder um die Regeln und um die Verschärfu­ng der Sicherheit­smaßnahmen, sagt die Volksschul­lehrerin Johanna Kozak. Sie unterricht­et eine dritte Klasse in der Quellenstr­aße 142 in Favoriten. „Man muss den Eltern helfen, sie verstehen selbst oft nicht die Regeln.“Die Kinder könnten sich jedoch schneller anpassen, manchmal vergessen sie noch die Maske, wenn sie auf die Toilette gehen.

„Hilft’s nix, schadt’s nix“,

„Warum hatte man die Pflicht hier überhaupt abgeschaff­t“, echauffier­t sich Markus Faber aus Düsseldorf. Der Pfleger ist auf Wien-Besuch, auf dem Weg zur U-Bahn. Die 21-jährige Victoria Fürst aus Hollabrunn glaubt, dass die Menschen ohne Maske auf andere Maßnahmen wie den Abstand vergessen hätten. „Hilft’s nix, schadt’s nix“, meint wiederum eine Dame in der U-Bahn.

Doch wie geht es jenen, die die Maske beruflich tragen müssen? „Wir haben uns dieses Jahr auf vieles umstellen müssen, wenn ich da nur an den 13. März (Regierung kündigte Einschränk­ungen bei Restaurant­s an, Anm.) denke“, meint dazu etwa Promi-Gastronom Toni Mörwald in einem Interview im KURIER-Stadtstudi­o. Die Maskenpfli­cht gilt nun wieder für das Serviceper­sonal, Speisen und Getränke werden nur noch am Sitzplatz reserviert. „Ich verstehe, die Pandemie ist gefährlich, aber wir müssen lernen, damit umzugehen. Die Sprunghaft­igkeit hilft leider wenig“, ergänzt er.

Auch Moritz Bauer steht der Schweiß auf der Stirn. Er ist Kellner im Schweizerh­aus – seine erste Saison ist gleich eine ganz besondere: „Aber ich verstehe das. Wenn sich die Lage entspannt, dann muss man es probieren, und wenn die Zahlen wieder steigen, eben nachschärf­en“, sagt der 22-Jährige. Er ist mittlerwei­le auf ein Kinnschild umgestiege­n – so bekomme er mehr Luft. We

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Nur vereinzelt brauchen die Österreich­er heute noch Hinweistaf­eln, um an die Verschärfu­ng zu denken – für die meisten sind Masken schon Routine

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