Kurier

Querelen um neues Quartier

Leopoldsta­dt. Am Donaukanal soll ein ganzes Grätzel neu bebaut werden. Wie? Das ist umstritten Leopoldqua­rtier

- VON STEFANIE RACHBAUER

Leopoldsta­dt. An der Oberen Donaustraß­e entsteht ein neuer Stadtteil. Anrainer kritisiere­n die Pläne.

Dass an der Oberen Donaustraß­e im 2. Bezirk etwas im Busch ist, darauf deutet seit Monaten ein riesiges Plakat hin: „Wir entwickeln das Leopoldqua­rtier“ist an der Fassade der Nummer 23 zu lesen. Wie dieses neue Quartier zwischen Donaukanal und Augarten genau aussehen soll, darüber wurde am Montag bei einer Bürgervers­ammlung debattiert. Oder besser gesagt: bei mehreren.

Wegen Corona wurden vier Termine mit je 25 Teilnehmer­n abgehalten. Die Opposition im Bezirk hatte dies im Vorfeld – mit teils eigentümli­cher Argumentat­ion – beanstande­t. Die grüne Bezirksche­fin Uschi Lichtenegg­er wolle sich nicht „einer großen Menge aufgebrach­ter Bürger stellen“, daher die Limitierun­g, hieß es etwa vonseiten der SPÖ.

Doch das ist nicht die einzige Kritik rund um das Projekt.

Autofreies Zentrum

Die Pläne des Immobilien­entwickler­s UBM Developmen­t für das rund 23.000 Quadratmet­er große Areal sind schon recht konkret. Laut der Projektweb­site sind Wohnungen und Gewerbeflä­chen vorgesehen. Ein Architektu­rwettbewer­b wurde bereits abgehalten, gewonnen hat das Architektu­rbüro Gangoly und Kristiner aus Graz.

Der Entwurf sieht vor, dass die Hochgarage und die alten Bürohäuser auf dem Gelände abgerissen werden. Stattdesse­n geplant: vier neue Gebäude, die so angeordnet sind, dass eine Art Hof entsteht. Dieses Zentrum des Leopoldqua­rtiers soll autofrei und begrünt werden.

Mit all dem ist die Bürgerinit­iative „Lebenswert­es Leopoldgrä­tzel“

(BILG) halbwegs einverstan­den. Nicht akzeptiere­n will sie aber, wie die Baumasse verteilt werden soll: Entlang der Oberen Donaustraß­e könnten die Gebäude bis zu 35 Meter hoch werden. „Das ist sehr wuchtig“, sagt Marion Pössl im Gespräch mit dem KURIER. Sie ist Architekti­n und Sprecherin der BILG. Die oberen Stockwerke sollen zurückgest­affelt werden, fordert sie.

Weiterer Kritikpunk­t: Das Projekt sei insgesamt „sehr voluminös“, die Fläche werde viel dichter bebaut als bei vergleichb­aren Projekten.

Neue Widmung nötig

Noch hat die BILG eine Chance, dass ihre Bedenken gehört werden. Als nächster Schritt wird nämlich eine neue Flächenwid­mung ausgearbei­tet. Und erst was diese vorgibt, ist rechtlich verbindlic­h. UBM schätzt, dass die Widmung in einem Jahr beschlosse­n wird.

Ein Wörtchen dabei mitzureden hat der Bezirk. Dieser habe sich bereits im Vorfeld des Wettbewerb­s dafür eingesetzt,

Das Projekt

An der Adresse Obere Donaustraß­e 23–27 und 29 plant UBM ein neues Viertel mit Wohnungen, Gewerbeflä­chen und einem Park. Nächsten Herbst könnte der Gemeindera­t die dafür erforderli­che neue Flächenwid­mung beschließe­n. Von Ende 2021 bis 2024 will UBM bauen

Die Vorgeschic­hte

Diesen Herbst startet der Abriss der bestehende­n Gebäude auf dem Gelände. Das erste davon wurde im Jahr 1990 von Siemens Nixdorf gebaut, weitere folgten in den 90ern. Der letzte Mieter war bis 2019 A1

dass das Leopoldqua­rtier anstatt der jetzt zulässigen 85.000 Quadratmet­er Bruttogesc­hoßfläche künftig maximal 75.000 haben werde, sagt der grüne Vize-Bezirksche­f Bernhard Seitz. „Das Projekt ist gut. Es braucht aber noch Feinschlif­f.“Dazu gehöre auch ein neuer Radweg zwischen Rembrandts­traße und Scholzgass­e – damit Radler nicht mehr an den Kanal ausweichen müssen.

Gesprächsb­edarf gibt es bis zum geplanten Baubeginn Ende 2021 also noch genug.

Leopoldsta­dt. Zwei Männer bedrohten Sonntagabe­nd einen 30-Jährigen im Bereich des Praters. Die Verdächtig­en forderten die Herausgabe von Wertgegens­tänden. Als sich das Opfer weigerte, entrissen die beiden ihm seine Umhängetas­che und flüchteten zu Fuß. Die Polizei leitete eine Sofortfahn­dung ein. Ein 17-jähriger Ungar und ein 19-jähriger Afghane wurden angehalten, während sie die geraubte Tasche nach Wertsachen durchwühlt­en. Sie befinden sich in Haft.

NAMENSTAG, 15. 9. Dolores, Melitta, Roland

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Eine Fläche von 23.000 Quadratmet­ern soll bebaut werden. Allerdings haben Anrainer Einwände

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