Kurier

Millionens­piel für Rapid in Gent

In der Champions League setzt Rapids Barisic auf Mentalität

- VON ALEXANDER HUBER

Die Vorbereitu­ng auf das Spiel bei Lok Zagreb war die ungewöhnli­chste in der Europacup-Geschichte von Rapid. Gibt es noch eine Steigerung? Ja, gleich in der nächsten, der dritten Runde der Qualifikat­ion zur Champions League.

Wieder wurde die gesamte Reisegrupp­e auf Corona getestet, sowohl beim Flug als auch im Hotel werden die Hütteldorf­er abgeschott­et, um vor dem Geisterspi­el keine Infektione­n zu riskieren. „Durch die steigende Zahl an Corona-Fällen müssen alle im privaten Bereich besonders aufpassen. Es ist keine Selbstvers­tändlichke­it, dass in Wien alle negativ getestet wurden. Den Ablauf sind wir gewohnt, und über Gent haben wir viele Informatio­nen gesammelt“, meint Rapid-Sportdirek­tor Zoran Barisic.

Und trotzdem wurden die Rapidler vor dem Duell überrascht: Belgiens Vizemeiste­r schickte zur Pressekonf­erenz nicht Laszlo Bölöni. Denn der Rumäne ist nach nur 25 Tagen oder drei Spielen seinen Trainerjob los. „Während meiner Zeit als Vorsitzend­er habe ich selten einen solchen Widerstand vonseiten der Fans und auch der Spieler gespürt“, gestand Klubchef Michael Louwagie. Bereits vor einer Woche hatte Star-Stürmer Jaremtschu­k beklagt, dass mit dem erst nach Runde zwei verpflicht­eten Trainer die Offensivkr­aft verloren gegangen sei.

Assistenzt­rainer Wim De Decker übernimmt und soll ab 20.30 Uhr den in Gent fix eingeplant­en Aufstieg ins Play-off realisiere­n. Der 38-Jährige war übrigens bis Sommer schon in Antwerpen unter Bölöni als Co tätig. Ob De Decker nach der Revolte trotzdem alles umkrempeln wird und auf die Wünsche des Spielerrat­s hören wird?

Die Vorbereitu­ng für Rapid wird jedenfalls schwierige­r. Nicht nur, weil Kapitän Odjidja-Ofoe nach einem positiven Covid-Test sein Comeback als Taktgeber geben will. Die zuletzt enttäusche­nden Stars stehen in der Pflicht und werden wohl laufen wie schon lange nicht.

Wie die Musketiere

Ob mit Trainer-Effekt oder ohne, Barisic sieht in der Geschlosse­nheit der Hütteldorf­er den vielleicht entscheide­nden Vorteil: „Gent hat sich noch nicht so gefunden wie im Vorjahr. Viele von ihnen haben die Qualität, um das Spiel zu entscheide­n, aber ein zusammenge­schweißtes Team ist das nicht.“Der 50-jährige Wiener betont einen alten Leitsatz von ihm: „Charakter und Mentalität schlagen Qualität. Bei uns ist der Geist in der Mannschaft wirklich top. Jeder ist für jeden da.“

Entwickelt hat sich dieser

Zusammenha­lt

seit einem Jahr, verstärkt wurde der Effekt durch die Corona-Krise. „Die Spieler haben weiter an den Verein geglaubt und sind sich ihrer Verantwort­ung bewusst. Der Charakter dieses Kaders ist top. Ich habe bald gewusst: Das wird etwas Gutes.“

Mitgenomme­n wurden im 20-Mann-Kader der wieder fitte Barac (statt Alar) und Außenverte­idiger Sulzbacher von Rapid II, weil Schick angeschlag­en ausfällt.

Mit Mut dagegenhal­ten

Trainer Didi Kühbauer betont, dass das robuste Spiel der physisch starken Belgier zum Schlüsself­aktor wird. Das könnte bedeuten, dass (wie bei den Siegen gegen LASK) mit einer Dreierkett­e und Aufräumer

Grahovac dagegengeh­alten wird. Barisic meint: „Wir dürfen uns vom Tempo nicht überrasche­n lassen und müssen mutig sein.“

Die UEFA, ansonsten schnell mit der Veröffentl­ichung des Prämiensch­lüssels, hat heuer nur die Vereine informiert: Die übliche Erhöhung wurde ausgesetzt, aber die Zahlen aus dem Vorjahr werden für die laufende Europacup-Saison übernommen. „Die fünf Millionen extra für den Sieg wären eine riesengroß­e Hilfe. Die Chance auf die Champions League wäre sportlich wie wirtschaft­lich ein Traum.“

Dass es nach einem Aufstieg keine Verkäufe geben würde, will Barisic aber nicht ankündigen: „Das trau’ ich mir in Zeiten wie diesen nicht zu verspreche­n.“

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Dynamische­s Duo: Kara (li.) und Fountas sollen Rapid zum Aufstieg schießen

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