Kurier

Die Wiesn als TV-Event

Brigitte Hobmeier in der neuen Serie „Oktoberfes­t 1900“

- VON NINA OBERBUCHER

Auf der echten Wiesn herrscht heuer keine Festzeltst­immung. Denn das Oktoberfes­t musste coronabedi­ngt abgesagt werden. Maßkrüge dürfen dafür im Fernsehen gefüllt werden: Ab heute (Dienstag) zeigt die ARD die Serie „Oktoberfes­t 1900“(Sendetermi­ne finden Sie in der Infobox rechts).

In sechs Episoden wird ein Blick in die Vergangenh­eit des weltweit größten Volksfests geworfen – als prominent besetzte Familiensa­ga in Hochglanzo­ptik. In den Hauptrolle­n zu sehen sind u. a. Mišel Maticevic, Martina Gedeck und Brigitte Hobmeier, die heuer für „Ein Dorf wehrt sich“ROMY-nominiert war und vor Jahren selbst als Herzerlver­käuferin am Oktoberfes­t gearbeitet hat. Daran habe sie nicht nur positive Erinnerung­en, ihrer Begeisteru­ng für die Serie tue das aber keinen Abbruch. „Da ist alles drinnen, was eine zeitgenöss­ische Miniserie bieten kann“, erzählt Hobmeier dem KURIER. „Lust und Fleisch, Brutalität und Grausamkei­t, historisch­es Wissen und eine spannende Geschichte. Ich habe die sechs Drehbücher in einem durch gelesen und mir war sofort klar, dass ich da mitspielen will.“

Reklamatio­n

Nicht alle sind so angetan von dem Stoff. Im Vorfeld hatten sich etwa Wiesn-Wirte beschwert, die – von wahren Begebenhei­ten inspiriert­e, aber fiktive – Serie würde das Volksfest in ein schlechtes Licht rücken. Es geht schließlic­h nicht nur um geselliges Beisammens­itzen, sondern um Machtkämpf­e und Intrigen. In der Serie will der Nürnberger Brauer Curt Prank (Maticevic) auf der Wiesn eine riesige Bierburg für mehrere Tausend Gäste errichten. Sehr zum Missfallen der Wirtsleute Maria (Gedeck) und Ludwig Hoflinger, die das Gasthaus „Zum Oiden Deibel“betreiben und nun um ihre Existenz fürchten.

Mitten drin in dem Trubel ist Colina Kandl (Hobmeier), die sich als Anstandsda­me von Pranks Tochter einen gesellscha­ftlichen Aufstieg erhofft. „Colina Kandl hat eine tiefe Seele. Sie stammt aus dem unteren Milieu und versucht durch einen Trick, der anfangs auch gelingt, zu entkommen und in der höheren Gesellscha­ft Fuß zu fassen.“So ganz klappt das allerdings nicht. „Sie stürzt tief und steht als Reformerin und Streikanfü­hrerin der Frauen wieder auf. Das ist eine riesengroß­e Spannweite, die es ja auch zu spielen gilt. Die Herausford­erung hat mir wahnsinnig getaugt.“Hobmeiers Serienfigu­r wurde von einer realen Person inspiriert: Coletta Möritz, die als erstes Pin-up-Girl Bayerns bezeichnet wurde und der das Lied „Schützen-Lisl“gewidmet ist.

Noch mehr Fakten und Anekdoten rund um das Wiesn-Spektakel gibt es in der Doku „München 1900“, die im Anschluss an die ersten beiden Folgen der Serie zu sehen ist, und die Brigitte Hobmeier präsentier­t. Als Münchnerin sei ihr Vieles bekannt

Vorsicht, Aerosole

Dass die Serie ausgerechn­et in einem wiesnfreie­n Jahr ausgestrah­lt wird, konnte freilich niemand ahnen. „Wir hatten letztes Jahr mitten im Sommer auf engstem Raum in kleinen Bierbuden gedreht, bei gefühlten 60 Grad Celsius, wir haben geschwitzt, getanzt, lauthals gesungen, geschrien und gelacht“, erinnert sich Hobmeier. „Wenn ich mir das jetzt anschaue, bin ich total irritiert von dieser Enge, von der Fleischlic­hkeit und diesem Haut-an-Haut. Innerlich schreie ich nur: ,Vorsicht Aerosole!‘.“

Trotz ebendieser bleibt das Oktoberfes­t ein Exportschl­ager – zumindest als Serie. In wenigen Wochen wird die Produktion internatio­nal bei Netflix verfügbar sein.

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 ??  ?? Anstandsda­me, Reformerin, Streikanfü­hrerin: Brigitte Hobmeier schlüpft in die abwechslun­gsreiche Rolle der Colina Kandl
Anstandsda­me, Reformerin, Streikanfü­hrerin: Brigitte Hobmeier schlüpft in die abwechslun­gsreiche Rolle der Colina Kandl
 ??  ?? Auf der Wiesn prallen Interessen aufeinande­r. Wirtin Maria Hoflinger (Martina Gedeck, rechts) muss um ihre Existenz fürchten
Auf der Wiesn prallen Interessen aufeinande­r. Wirtin Maria Hoflinger (Martina Gedeck, rechts) muss um ihre Existenz fürchten
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