Kurier

Migration steigt wieder stark

Zahl der Aufgriffe steigt deutlich an. Auch lebensgefä­hrliche Transporte

- VON PATRICK WAMMERL

38 geschleppt­e Flüchtling­e, die, wie berichtet, in Bruck/Leitha in einem unbelüftet­en Kühllaster nur knapp einer Tragödie entkommen sind, sind nur die Spitze des Eisberges. Die illegale Migration ist seit dem Sommer wieder rasant im Steigen. Das verdeutlic­hen die jüngsten Zahlen des Innenminis­teriums. Während im Juli und August 2019 in Österreich 3.590 illegale Migranten aufgegriff­en wurden, so waren es im heurigen Vergleichs­zeitraum bereits 4.390. Noch weit größer ist allerdings die Zunahme im September. In den ersten 17 Tagen wurden allein in Niederöste­rreich 276 Aufgriffe registrier­t, das sind um exakt 100 mehr als zur gleichen Zeit im Vorjahr.

Erst am Donnerstag wurde gegen 3.30 Uhr Früh in Parndorf, dem Ort der Flüchtling­stragödie 2015 mit 71 Toten, 26 afghanisch­e Staatsbürg­er im Zuge einer Schleppung entdeckt. „Gerade in Niederöste­rreich und dem Burgenland ist es in den vergangene­n Wochen vermehrt zu solchen Aufgriffen großer Personengr­uppen gekommen“, sagt der Leiter der Zentralste­lle zur Bekämpfung der Schlepperk­riminalitä­t im Innenminis­terium, Brigadier Gerald Tatzgern.

Präpariert­e Lkw

Die coronabedi­ngt verstärkte­n Grenzkontr­ollen der vergangene­n Wochen in Europa haben diesem Trend keinen Abbruch getan. Chefinspek­tor Wolfgang Kunter, zuständig für den Ermittlung­sbereich Menschenha­ndel beim nö. Landeskrim­inalamt, weiß, warum die Schlepper beim Grenzübert­ritt oft unerkannt bleiben. In den meisten Fällen wurden sie in dafür eigens präpariert­en Fahrzeugen transporti­ert. „Die Lkw sind verplombt, das Ladegut verdeckt die Personen. Im Fall des Kühltransp­orters gab es zum Ein- und Ausstieg eine Luke im Boden“. Laut Kunter haben fast alle illegalen Einwandere­r der vergangene­n Wochen angegeben, zu früh gestoppt worden zu sein. Das vorrangige Ziel sei ein Asylantrag in Deutschlan­d.

120.000 wollen weiter

Laut Tatzgern ist die Flüchtling­ssituation in Europa unveränder­t und der Migrations­druck enorm hoch. 100.000 warten in Lagern in Griechenla­nd auf die Weiterreis­e, 20.000 seien es am Westbalkan. „Die dort Anwesenden werden weiterhin geschleppt, da diese die jeweilige Region so schnell wie möglich verlassen wollen. Dafür sind die Menschen bereit, für Geld hohe Risiken, sogar lebensbedr­ohliche Schleppung­en auf der Ladefläche von Lkw in Kauf zu nehmen“, erklärt Tatzgern.

Das Feuer im griechisch­en Flüchtling­slager Moria habe laut den Kriminalis­ten derzeit keine Auswirkung­en auf die illegale Einwanderu­ng, weil die Menschen von dort nicht wegkönnen. Nehammer betont nach der Hilfsliefe­rung und seinem Besuch in Athen diese Woche, dass sich selbst die Griechen gegen die Aufnahme von Flüchtling­en aus Moria durch andere EU-Staaten ausspreche­n. Es bestehe die Befürchtun­g, dass sich durch die Sogwirkung die griechisch­en Inseln mit neuen Migranten füllen. „Es ist daher unsere Pflicht, Schleppere­i nachhaltig zu bekämpfen und gleichzeit­ig Hilfe in den griechisch­en Lagern und in den Herkunftsl­ändern zu leisten“, so Nehammer.

Aufgegriff­ene Personen 2020

Kärnten. Nach dem Brand im Flüchtling­slager Moria auf der griechisch­en Insel Lesbos hat der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) am Donnerstag verkündet, dass Kärnten weiter bereit wäre, Kinder „aus der Hölle von Moria“ 1.881 1.838 aufzunehme­n. Dass Kärnten in dieser Hinsicht ein dehnbarer Begriff ist, zeigte die postwenden­de Antwort des Koalitions­partners. ÖVP-Landespart­eiobmann Martin Gruber gab in einer Aussendung zu verstehen: Der Vorschlag sei die Meinung 1.709 2.552

„der SPÖ Kärnten und definitiv nicht die Meinung der gesamten Landesregi­erung.“Rückendeck­ung bekommt Gruber von der FPÖ. Kaisers Pressespre­cher Andreas Schäfermei­er bezeichnet Grubers Haltung als „bedauerlic­h.“

Verkehr. Nachdem bereits mehrere Bundesländ­er höhere Strafen für Raser gefordert haben (der KURIER berichtete), sollen diese nun umgesetzt werden. In Abstimmung mit den Bundesländ­ern will das Verkehrsmi­nisterium ein Maßnahmenp­aket gegen extremes Rasen schnüren. Vorgesehen ist etwa eine Erhöhung des Strafrahme­ns von 2.180 auf 5.000 Euro sowie die Verdoppelu­ng der Führersche­inentzugsd­auer.

„Härtere Strafen – bis zur Beschlagna­hmung des Autos – werden uns helfen, die Gefahr einzudämme­n und Leben zu retten“, sagte Verkehrsmi­nisterin Leonore Gewessler (Grüne). Die Umsetzung ist „schnellstm­öglich“geplant, hieß es aus dem Ministeriu­m, ohne dass ein genauer Zeithorizo­nt genannt wurde. 50 Menschen sind im ersten Halbjahr in Österreich durch überhöhte Geschwindi­gkeit getötet worden. Im Vorjahr wurden rund 7.200 Personen wegen Geschwindi­gkeitsüber­tretungen von mehr als 40 km/h im Ortsgebiet oder mehr als 50 km/h im Freiland als Hauptdelik­t der Führersche­in entzogen.

Nicht angepasste Geschwindi­gkeit ist eine der drei maßgebende­n Ursachen für tödliche Unfälle. „Niemand hat Verständni­s, wenn Menschenle­ben fahrlässig gefährdet werden“, betonte Gewessler. „Bei extremen Geschwindi­gkeitsüber­tretungen und im Wiederholu­ngsfall braucht es härtere Strafen“, betonte sie.

Rasen soll zudem als Vormerkdel­ikt eingeführt werden. In besonders gefährlich­en Fällen ist außerdem geplant, dass die Fahrzeuge beschlagna­hmt werden.

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Grafik: Eber, Bild: Polizei Rohrbach, Quelle: Innenminis­terium

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