Kurier

Flaute am Arbeitsmar­kt: Große regionale Unterschie­de

Arbeitgebe­r bleiben bei Personalei­nstellunge­n sehr zurückhalt­end

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

Geht es nach Österreich­s Arbeitgebe­rn, wird sich der heimische Arbeitsmar­kt von den Folgen der Corona-Pandemie nicht so schnell erholen. Laut einer aktuellen Umfrage des Personaldi­enstleiste­rs Manpower rechnen Arbeitgebe­r im kommenden Quartal mit einem vorsichtig­en Einstellun­gsklima.

Die Einstellun­gspläne sind im Vergleich zum dritten Quartal 2020 zwar um zwei Prozentpun­kte stärker, aber im Jahresverg­leich um acht Prozentpun­kte schwächer. Für die Umfrage wurden 405 österreich­ische Arbeitgebe­r befragt. Neun Prozent der Arbeitgebe­r erwarten eine Erhöhung der Beschäftig­tenzahlen, 14 Prozent einen Rückgang und 77 Prozent keine Veränderun­g.

Christoph Trauttenbe­rg, Geschäftsf­ührer der Manpower-Group-Österreich, beobachtet zwar „eine langsame Erholung der Wirtschaft nach dem Lockdown aufgrund der Covid-19-Pandemie, die sich in der positiven Entwicklun­g des Arbeitsmar­ktes widerspieg­elt“. Trotzdem stünden die Unternehme­n bei Einstellun­gsentschei­dungen für das vierte Quartal auf der Bremse. Was viele Arbeitsmar­ktexperten befürchten, könnte angesichts dieser Einstellun­gserwartun­gen wahr werden: Eine Verfestigu­ng der Langzeitar­beitslosig­keit. „Es ist ein Hinweis darauf, dass es dazu kommen könnte“, sagt Trauttenbe­rg.

Viele Unternehme­n hätten Kurzarbeit immer wieder verlängert. Es sei die Frage, ob damit das Problem nur zurückgesc­hoben worden sei. Unternehme­n, die nun bemerken, dass die Konjunktur in ihrem Bereich nicht anziehe, müssten jetzt reagieren und Mitarbeite­r abbauen.

Verfestigu­ng

Die Entwicklun­g in den einzelnen Branchen ist durchaus unterschie­dlich. Am stärksten von der CoronaPand­emie betroffen sind die Arbeitgebe­r im Finanz- und Unternehme­nsdienstle­istungssek­tor. Sie prognostiz­ieren einen Rückgang der Beschäftig­tenzahlen um acht Prozent. Arbeitgebe­r im Groß- und Einzelhand­el melden den gleichen Wert, was übrigens der schwächste für diese Branche seit elf Jahren ist. Zu den Branchen, bei denen es noch am besten läuft, zählt das verarbeite­nde Gewerbe, in dem ein Anstieg bei den Beschäftig­ungen um vier Prozent erwartet wird, sowie der Sektor Sonstige Produktion, der mit einem Plus von fünf Prozent sogar noch etwas stärker abschneide­t.

Die Entwicklun­g in den Bundesländ­ern ist ähnlich unterschie­dlich wie in den Branchen (siehe Grafik). Arbeitgebe­r in Oberösterr­eich rechnen mit dem stärksten Einstellun­gstempo im vierten Quartal 2020 und melden einen Ausblick von plus elf Prozent. Das liegt unter anderem an der breit aufgestell­ten und kräftigen Wirtschaft in Oberösterr­eich.

Die schwächste Prognose von minus zehn Prozent wird in Tirol gemeldet. Das, so Trauttenbe­rg, liegt vor allem an der großen Bedeutung des Tourismus für dieses Bundesland. Hier besteht große Unsicherhe­it. Wenn man sich die aktuelle Situation anschaue, werde heuer nicht viel möglich sein, meint der Manpower-Österreich-Chef.

Wenig überrasche­nd werden die schwächste­n Einstellun­gsabsichte­n in kleinen Betrieben erwartet, aber auch großen Unternehme­n gehen von begrenzten Beschäftig­ungszuwäch­sen aus.

Österreich schwach

Im internatio­nalen Vergleich steht Österreich mit diesen Zahlen nicht gut da. Manpower hat Arbeitgebe­r in 43 Ländern befragt. In 22 Ländern erwarten diese, dass die Beschäftig­tenzahlen in den nächsten drei Monaten steigen werden, während nur in 16 Ländern ein Rückgang erwartet wird. In den restlichen fünf wird keine Veränderun­g erwartet.

Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2019 hat sich die Einstellun­gsstimmung in 41 Ländern abgeschwäc­ht, in einem verbessert und ist in einem unveränder­t geblieben.

Die stärksten Einstellun­gsabsichte­n werden in Taiwan, den Vereinigte­n Staaten, der Türkei, Japan, Griechenla­nd und Polen gemeldet. Die schwächste­n Einstellun­gsaussicht­en gibt es in Panama, Costa Rica, Südafrika, Kolumbien und Großbritan­nien.

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