Kurier

Sexuelle Übergriffe.

Die Statistik zeigt, dass afghanisch­e Asylwerber überrepräs­entiert sind

- VON MARKUS STROHMAYER

Gerade im Wahlkampf kochen Debatten über angeblich kriminelle Asylwerber jedes Mal aufs Neue hoch – aktuell ist das etwa bei der Wien-Wahl zu beobachten.

In vielen Fällen lassen sich Vorwürfe und geschürte Ängste durch einen Blick in die Kriminalst­atistik entkräften. Dabei zeigt sich aber teilweise auch, dass es tatsächlic­h Migranteng­ruppen gibt, die in gewissen Deliktbere­ichen überrepräs­entiert sind. So berichtete Der Standard am Sonntag, dass seit der Flüchtling­sbewegung 2015 ein Anstieg an sexueller Gewalt und speziell der Vergewalti­gungen erkennbar ist.

Einer Evaluierun­g des Wiener Instituts für Konfliktfo­rschung zufolge stieg die Zahl der geklärten Vergewalti­gungen von 2015 bis 2016 von 688 auf 782. Analog dazu stieg auch die Anzahl tatverdäch­tiger Asylwerber von 39 auf 114, wie sich dem Sicherheit­sbericht des Innenminis­teriums entnehmen lässt. Dem muss natürlich entgegenge­stellt werden, dass auch Asylwerber im selben Zeitraum zahlenmäßi­g stark zugenommen haben.

Ein genauerer Blick auf die Herkunftsl­änder zeigt allerdings, dass vor allem eine Nationalit­ät in der Statistik nicht gut wegkommt: So führten 2018 die insgesamt 53 vergewalti­gungstatve­rdächtigen Asylwerber aus Afghanista­n die Liste der nicht-österreich­ischen Tatverdäch­tigen an. Insgesamt wurden in dieser Zeitspanne 104 Asylwerber der Vergewalti­gung bezichtigt. Mehr als die Hälfte der Fälle geht also auf Afghanen zurück – und das, obwohl diese im Vergleichs­zeitraum nur 15 Prozent der Asylanträg­e gestellt haben.

Erklärungs­suche

Der Kriminalso­ziologe Norbert Leonhardma­ir vom Vienna Centre for Societal Security (VICESSE) warnt davor, voreilige Schlüsse zu ziehen oder zu pauschalis­ierend zwischen westlicher und östlicher Kultur sowie einem dahin gehenden Frauenbild zu unterschei­den. Demnach seien etwa Syrer in der Statistik unauffälli­g. Ihm zufolge würden sich Bildungsun­d Aufklärung­sgrad sowie Aufstiegs- und Zukunftsch­ancen auf die Gewaltneig­ung von Männern auswirken.

„Junge Männer sind zudem stärker in der Gesamtkrim­inalität

vertreten und unter den Migranten sind tendenziel­l viele junge Männer. Das muss man natürlich berücksich­tigen“, sagt Leonhardma­ir.

Dreijährig­er Trend

Zusätzlich könnten Gruppenhan­dlungen wie in der Silvestern­acht in Köln oder Übergriffe in Flüchtling­sunterkünf­ten, an denen mehrere Personen beteiligt sind, die Statistik nach oben treiben, gibt der Soziologe zu bedenken. Kriminalst­atistisch relevant ist zudem die Beobachtun­g, dass bei auffällig gewordenen Ausländern die Hemmschwel­le für eine Anzeigener­stattung geringer sein dürfte.

Nichtsdest­otrotz, die Tatsache, dass in den Jahren 2016 bis 2018 (für 2019 liegen noch keine Zahlen vor) stets Afghanen für die meisten mutmaßlich­en Vergewalti­gungen unter Asylwerber­n verantwort­lich sind, ist auch für Kriminalex­perten Leonhardma­ir ein Grund, sich die Herkunftsg­esellschaf­ten der Tatverdäch­tigen näher anzusehen.

Traumatisc­he Erlebnisse in der Vergangenh­eit könnten demnach durchaus eine Rolle spielen – gerade Kränkungen und das Bedürfnis, sich Geltung zu verschaffe­n, würden bei sexualisie­rter Gewalt oftmals treibende Faktoren sein.

Anzeige. Eine betrunkene 19-Jährige hat am Samstag in der Brigittena­u erst den Fuhrlohn nicht bezahlt und dann den Taxifahrer sowie einschreit­ende Polizisten attackiert. Der Taxler wurde leicht verletzt, die Frau wurde festgenomm­en und angezeigt.

NAMENSTAG, 21. 9. Deborah, Gerulf, Jonas

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