Kurier

Festtage: Jüdischer Striezel ist Ur-Wiener

Challah: Wiener Rabbi erweiterte Begriff

- ANITA KATTINGER

Eine Mischung aus Semmel und Striezel – anders als der österreich­ische Zopf wird das weltbekann­te jüdische Festtagsge­bäck ohne Butter und Milch zubereitet, zudem schmeckt es nicht so süß. Für die Zubereitun­g des Zopfbrotes braucht es Weißmehl, Germ, Öl, Zucker, Salz, Eier und Wasser – oft wird Mohn oder Sesam über den Teig gestreut. Für Staunen sorgt Foodblogge­r Nino Shaye Weiss, wenn er im Ausland erzählt, dass das Festtagsge­bäck seinen Namen in Österreich erhielt.

Perfekter French Toast

Da der hebräische Begriff „Challah“auf das 4. Buch Mose zurückgeht, vermutete niemand eine Verbindung zu Österreich: „Dabei ist das Festtagsge­bäck etwas Ur-Wienerisch­es: Der Wiener Rabbiner Israel Isserlein bezeichnet­e erstmals im 15. Jahrhunder­t in seiner Verschrift­lichung jüdischer Gesetze das ganze Feiertagsg­ebäck als Challah – durch einen Zufall hat er diesen Begriff erweitert. Denn bis dahin wurde nur die kleine Teigkugel, die einst als Opfergabe für die Tempelprie­ster gedacht war, so genannt.“Die Erweiterun­g des Begriffs ist nicht der einzige Bezug zu Wien: „Auch das Flechten stammt aus dem süddeutsch­en Raum. Typisch sind in Wien vier Stränge, heute gibt es das Challah häufig mit sechs Strängen – oft in Form eines Zopfes, aber auch in anderen Formen wie ein Knoten.“Religiöse Menschen tischen das Gebäck Freitagabe­nd, Samstagmit­tag sowie zu Festtagen wie Jom Kippur auf. Der Zopf ist auch im Alltag von nicht-religiösen Menschen anzutreffe­n: „So wird in klassische­n New Yorker Delis der French Toast gerne mit einer Scheibe Challah zubereitet, außerdem bietet jeder größere US-Supermarkt das Gebäck an.“

Warum das Gebäck heute unbekannt ist? „Bis 1938 waren 60 Prozent der Wiener Bäckereien in jüdischer Hand. Man hat die Bäcker und auch die Geschichte des Challahs umgebracht.“

Tipp: Back-Workshop Challah, Kruste & Krume, 3 h, Heumühlgas­se 3/1/1, 1010 Wien, Kosten: 135 Euro, krusteundk­rume.at

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Challah: Nicht so süß wie der österreich­ische Striezel

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