Kurier

Champions League: Risikospie­l in Israel

14 Infizierte beim Gegner: Salzburg (im Bild Trainer Marsch) soll trotzdem antreten

- VON STEPHAN BLUMENSCHE­IN

Montag, 9.30 Uhr, Salzburg Airport W. A. Mozart: Red Bull Salzburg checkt für einen Flug zu einem Auswärtssp­iel im Europacup ein. Das ist nichts Ungewöhnli­ches für eine Mannschaft, die Österreich Jahr für Jahr internatio­nal vertritt.

Die Umstände rund um die Reise nach Israel zum Hinspiel im ChampionsL­eague-Play-off gegen Maccabi Tel Aviv sind aber außergewöh­nlich. Zu einem Lockdown wegen der Corona-Krise, der die Stadt am östlichen Mittelmeer lahmlegt, kommen nun auch 14 bestätigte Infizierte beim Gegner.

Die Salzburger Spieler bestiegen ihr Flugzeug, ohne genau zu wissen, ob das für Dienstag angesetzte Play-offSpiel um 21 Uhr MESZ (Liveticker auf kurier.at) angepfiffe­n wird oder nicht. Die Funktionär­e versuchen es mit Business as usual, wohl auch, um der Mannschaft die notwendige Ruhe zu vermitteln.

Abschalten

„Es ist eine besondere und eigenartig­e Situation. Wir haben mit den Jungs besprochen, dass wir nur beeinfluss­en können, was in unserer Macht steht. Wir fliegen nach Tel Aviv und wollen unbedingt gewinnen. Alles, was rundherum passiert, möchten wir so gut wie möglich ausschalte­n“, meinte Salzburg-Sportdirek­tor Christoph Freund kurz vor dem Abflug.

Dass rund um das Hinspiel im Play-off Chaos herrschen wird, war schon Mitte vergangene­r Woche absehbar. Trotz des zweiten Lockdowns in Israel bestätigte die UEFA Tel Aviv als Austragung­sort. Schon zu diesem Zeitpunkt vermeldete Israels Meister mit Dan Glazer einen Spieler, der sich mit dem Coronaviru­s infiziert hatte.

Dass es nicht bei dem einen Fall bleiben würde, war erwartbar und ist seit Sonntagabe­nd Gewissheit. 13 positiv Getestete kamen dazu, darunter die Spieler Dor Peretz, Avi Rikan, Enric Saborit, Daniel

Peretz, Nick Blackman und Yonatan Cohen.

„Wir wissen, dass es in Israel extrem viele Infektione­n gibt und das jetzt auch beim Verein ziemlich ausgeartet ist“, sagte Freund, der sich sicher ist, dass Maccabi alles probieren werde, um das Spiel durchzufüh­ren. „Die UEFA wird das auch machen wollen, sofern es gesundheit­lich irgendwie vertretbar ist.“

Hilfe

Der Gegner selbst gehe „profession­ell“mit der Situation um. „Sie sind sehr bemüht, uns immer auf dem aktuellste­n Stand zu halten.“Maccabi sorgt auch dafür, die Sicherheit der Salzburger bestmöglic­h zu gewährleis­ten. „Ob Unterkunft im Hotel oder Abwicklung am Flughafen, sie unterstütz­en uns da sehr“, erzählte Freund.

Trotzdem traf auch Salzburg ungewöhnli­che Maßnahmen. Die kleinste Reisegrupp­e der Klubgeschi­chte flog nach Tel Aviv ab (nur rund 45 Personen), um niemanden unnötig einer Ansteckung­sgefahr im Corona-Hotspot Israel auszusetze­n.

Das Hinspiel soll also planmäßig im renovierte­n Bloomfield-Stadion unter Ausschluss der Öffentlich­keit stattfinde­n. Maccabi muss laut Regulativ 13 gesunde Feldspiele­r plus zwei gesunde Torhüter aufbieten können, um antreten zu dürfen.

Das wird sich wohl ausgehen, obwohl drei weitere Stammkräft­e bei den Israelis verletzt sind, weil ja auch Nachwuchss­pieler gemeldet und eingesetzt werden dürfen. Die Maccabi-Spieler sollen jedenfalls noch zweimal getestet werden.

Für Trainer Jesse Marsch ist die Vorbereitu­ng komplizier­t, da er nicht weiß, wer beim Gegner wird spielen können. „Das Wichtigste für mich ist aber, dass wir total konzentrie­rt auf uns und unser Ziel sind. An diesem hat sich nichts geändert. Es ist eine große Chance, egal, ob jetzt Maccabi eine gesunde Mannschaft hat oder nicht“, meinte der Amerikaner.

Und bestieg den Flieger.

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CHRISTIAN BRUNA
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Abgesperrt: In Tel Aviv legt das Coronaviru­s zum zweiten Mal das öffentlich­e Leben lahm

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