Champions League: Risikospiel in Israel
14 Infizierte beim Gegner: Salzburg (im Bild Trainer Marsch) soll trotzdem antreten
Montag, 9.30 Uhr, Salzburg Airport W. A. Mozart: Red Bull Salzburg checkt für einen Flug zu einem Auswärtsspiel im Europacup ein. Das ist nichts Ungewöhnliches für eine Mannschaft, die Österreich Jahr für Jahr international vertritt.
Die Umstände rund um die Reise nach Israel zum Hinspiel im ChampionsLeague-Play-off gegen Maccabi Tel Aviv sind aber außergewöhnlich. Zu einem Lockdown wegen der Corona-Krise, der die Stadt am östlichen Mittelmeer lahmlegt, kommen nun auch 14 bestätigte Infizierte beim Gegner.
Die Salzburger Spieler bestiegen ihr Flugzeug, ohne genau zu wissen, ob das für Dienstag angesetzte Play-offSpiel um 21 Uhr MESZ (Liveticker auf kurier.at) angepfiffen wird oder nicht. Die Funktionäre versuchen es mit Business as usual, wohl auch, um der Mannschaft die notwendige Ruhe zu vermitteln.
Abschalten
„Es ist eine besondere und eigenartige Situation. Wir haben mit den Jungs besprochen, dass wir nur beeinflussen können, was in unserer Macht steht. Wir fliegen nach Tel Aviv und wollen unbedingt gewinnen. Alles, was rundherum passiert, möchten wir so gut wie möglich ausschalten“, meinte Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund kurz vor dem Abflug.
Dass rund um das Hinspiel im Play-off Chaos herrschen wird, war schon Mitte vergangener Woche absehbar. Trotz des zweiten Lockdowns in Israel bestätigte die UEFA Tel Aviv als Austragungsort. Schon zu diesem Zeitpunkt vermeldete Israels Meister mit Dan Glazer einen Spieler, der sich mit dem Coronavirus infiziert hatte.
Dass es nicht bei dem einen Fall bleiben würde, war erwartbar und ist seit Sonntagabend Gewissheit. 13 positiv Getestete kamen dazu, darunter die Spieler Dor Peretz, Avi Rikan, Enric Saborit, Daniel
Peretz, Nick Blackman und Yonatan Cohen.
„Wir wissen, dass es in Israel extrem viele Infektionen gibt und das jetzt auch beim Verein ziemlich ausgeartet ist“, sagte Freund, der sich sicher ist, dass Maccabi alles probieren werde, um das Spiel durchzuführen. „Die UEFA wird das auch machen wollen, sofern es gesundheitlich irgendwie vertretbar ist.“
Hilfe
Der Gegner selbst gehe „professionell“mit der Situation um. „Sie sind sehr bemüht, uns immer auf dem aktuellsten Stand zu halten.“Maccabi sorgt auch dafür, die Sicherheit der Salzburger bestmöglich zu gewährleisten. „Ob Unterkunft im Hotel oder Abwicklung am Flughafen, sie unterstützen uns da sehr“, erzählte Freund.
Trotzdem traf auch Salzburg ungewöhnliche Maßnahmen. Die kleinste Reisegruppe der Klubgeschichte flog nach Tel Aviv ab (nur rund 45 Personen), um niemanden unnötig einer Ansteckungsgefahr im Corona-Hotspot Israel auszusetzen.
Das Hinspiel soll also planmäßig im renovierten Bloomfield-Stadion unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Maccabi muss laut Regulativ 13 gesunde Feldspieler plus zwei gesunde Torhüter aufbieten können, um antreten zu dürfen.
Das wird sich wohl ausgehen, obwohl drei weitere Stammkräfte bei den Israelis verletzt sind, weil ja auch Nachwuchsspieler gemeldet und eingesetzt werden dürfen. Die Maccabi-Spieler sollen jedenfalls noch zweimal getestet werden.
Für Trainer Jesse Marsch ist die Vorbereitung kompliziert, da er nicht weiß, wer beim Gegner wird spielen können. „Das Wichtigste für mich ist aber, dass wir total konzentriert auf uns und unser Ziel sind. An diesem hat sich nichts geändert. Es ist eine große Chance, egal, ob jetzt Maccabi eine gesunde Mannschaft hat oder nicht“, meinte der Amerikaner.
Und bestieg den Flieger.