Kurier

Kameras messen Kleidergrö­ße

Linzer Start-up. AMB technology hat eine Lösung entwickelt, die Kleidergrö­ßen mithilfe von Videoaufna­hmen erfasst

- VON PATRICK DAX

Linz. Das Start-up AMB technology hat eine Software entwickelt, die Körpermaße erfasst.

„Maschinen haben kein Auge für den menschlich­en Körper. In sehr vielen Industrien können Produkte deshalb nicht digitalisi­ert werden“, sagt Anna Maria Brunnhofer. Das von der Linzerin Strategieb­eraterin im vergangene­n Jahr gegründete Start-up AMB technology hat eine Technologi­e entwickelt, die das ändern soll. Die auf maschinell­em Sehen (Computer Vision) und Datenanaly­sen basierende Lösung kann Körper anhand einfacher 2-D-Bilder, die mit videofähig­en Kameras aufgenomme­n wurden, millimeter­genau vermessen und rekonstrui­eren.

Zum Einsatz kommen soll die Technologi­e zunächst in der Textilindu­strie. Dabei arbeitet man an mehreren Kooperatio­nen – unter anderem mit einem großen internatio­nalen Sportmode-Hersteller, der seine globale Produktion effiziente­r gestalten will. Dem stehen oft je nach Region oder Kontinent unterschie­dliche Modegrößen entgegen, die mit den tatsächlic­hen Körpermaße­n der Kunden nicht mehr viel zu tun haben. Modegrößen würden oft auf Annahmen basieren, verlässlic­he Daten im großen Umfang gebe es kaum, viele seien auch veraltet, sagt Brunnhofer. „In Japan sind die den Größen zugrunde liegenden Daten 20 Jahre alt. Sie stimmen nicht mehr, weil sich die Körpergröß­en verändert haben. Die Technologi­e des Linzer Start-ups soll dabei helfen, die tatsächlic­hen Kleidergrö­ßen der Kunden zu erfassen. Über smarte Spiegel in den Geschäften oder mit Webcams oder Smartphone-Kameras im Online-Handel.

„Unsere Software ist geräteunab­hängig und läuft mit jeder Kamera“, sagt Brunnhofer. Bei der Integratio­n der TrueSize genannten Lösung in Geräte und Plattforme­n arbeitet das Start-up mit Partnern zusammen.

Keine Comicfigur­en mehr

Auf Basis der Messdaten kann die Software Menschen auch rekonstrui­eren und als physisch korrekte Avatare im digitalen Raum nachbilden. Herkömmlic­he Lösungen zur Erstellung solcher Avatare seien nicht zufriedens­tellend, meint

Brunnhofer: „Man sieht wie eine Comicfigur.“

Das Bedürfnis, Erlebnisse ins Digitale zu übertragen, sei durch die Corona-Pandemie größer geworden, so die Gründerin. Mittlerwei­le zählt das in Linz ansässige internatio­nale Team um Brunnhofer 15 Leute. Mit dabei sind auch erfolgreic­he heimische Start-up-Veteranen. So hat etwa Bernd Guttmann (früher Finanzdire­ktor bei mysugr) die Funktion des Finanzchef­s übernommen. Finanziert aus

wurde das Start-up aus Förderunge­n der Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG und der Förderbank austria wirtschaft­sservice (aws) sowie durch private Investoren. Eine erste große Finanzieru­ngsrunde soll demnächst abgeschlos­sen werden. Mit dem Geld soll der für das Jahresende anvisierte Marktstart vorangetri­eben werden.

Mehr Sicherheit

Die Technologi­e des Start-ups, die Brunnhofer als „Human Centric AI“, also als auf den Menschen konzentrie­rte künstliche Intelligen­z bezeichnet, beschränkt sich nicht nur auf den Mode- und Kommunikat­ionsbereic­h. Sie soll auch in der industriel­len Produktion zum Einsatz kommen, um die Zusammenar­beit zwischen Mensch und Maschine sicherer zu gestalten. Fertigungs­roboter sollen mit Hilfe der Lösungen des Start-ups Menschen erkennen und ihre Arbeitsabl­äufe auf sie abstimmen können, ohne sie zu gefährden. Durch die Corona-Pandemie seien zusätzlich­e Anforderun­gen für die Sicherheit in industriel­len Fertigungs­stätten dazugekomm­en, etwa Abstandsme­ssungen und das Erkennen von Masken, sagt Brunnhofer: „Unsere Technologi­eplattform hat auch dafür Lösungen.“

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Über die Webcam oder smarte Spiegel im Geschäft: Die TrueSize genannte Lösung funktionie­rt mit jeder Kamera

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