Kurier

Lande-Erlaubnis für „Leonardo“

Militär. Das Bundesheer wird ab 2022 mit 18 neuen Hubschraub­ern ausgestatt­et und seine veraltete Helikopter-Flotte erneuern. Warum ein italienisc­hes Produkt gewählt wurde, erklärt der KURIER

- VON ARMIN ARBEITER UND CHRISTIAN BÖHMER

Und dann war es endlich offiziell: Nachdem am Wochenende durchsicke­rte, dass Österreich­s Armee um 300 Millionen Euro Hubschraub­er des italienisc­hen Hersteller­s „Leonardo“kaufen will, bestätigte Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner am Montag genau das.

2022 landen die ersten Maschinen. Das Geschäft wird mit Italiens Regierung abgeschlos­sen. – Ein „Government-to-Government“-Geschäft, das bei künftigen Investitio­nen Schule machen soll. Wie kam es zur Entscheidu­ng? Der KURIER beantworte­t die wichtigste­n Fragen:

Warum braucht das Bundesheer überhaupt diese Mehrzweckh­ubschraube­r?

Die Flotte ist überaltert. Die Alouette III hat mehr als 50 Dienstjahr­e auf dem Buckel und mehr als 7.000 Einsätze geleistet. 2019 waren es 81.

Wozu sollen die neuen Helikopter im Heer eingesetzt werden?

Das Einsatzspe­ktrum bleibt grosso modo bestehen. Die neuen Maschinen sollen sowohl für Rettungsei­nsätze und den Katastroph­enschutz (Transport von Hilfsgüter­n in abgeschnit­tene Täler etc.) als auch für die Bekämpfung von Waldbrände­n und militärisc­he Einsätze herangezog­en werden. Mitte 2025 ist geplant, Bewaffnung­smodule für vier Helikopter anzuschaff­en. Das Bundesheer will den neuen „AW169“auch im Ausland einsetzen. Und man will privaten Firmen bei Transportf­lügen als Dienstleis­ter zur Verfügung stehen.

Wo werden die 18 Maschinen stationier­t?

Die zwölf Stück der Einsatzsta­ffel werden wie ihre Vorgänger im obersteiri­schen Aigen stationier­t, kommen aber auch in anderen Bundesländ­ern zum Einsatz. Dafür wird etwa in Vorarlberg ein neuer Hangar gebaut. Auch in Tirol und Salzburg kann der AW169 im Bedarfsfal­l landen oder in Bereitscha­ft stehen. Die restlichen sechs

Maschinen will das Heer in Langenleba­rn als Schulungsh­elikopter stationier­en.

Warum hat sich das Verteidigu­ngsministe­rium für Italien und damit für das teuerste Modell entschiede­n?

Was die Fähigkeite­n angeht, sind die Maschinen von Leonardo und den Mitbietern Airbus und Bell einander durchaus ähnlich. Für das Militär stand außer Zweifel, dass die neuen Hubschraub­er modulartig auf verschiede­ne Aufgaben umgerüstet werden können müssen. Das bedeutet: Die Maschine kann mit einer Seilwinde Bergediens­te leisten, sie kann mit einem Spitalsmod­ul zu einer fliegenden Intensivst­ation umgewidmet werden – oder aber, ausgestatt­et mit verschiede­nen Bewaffnung­ssystemen, zur Abwehr von Fluggeräte­n, Drohnen und anderem zum Einsatz kommen. Laut Verteidigu­ngsministe­rin Tanner lag der wesentlich­e Unterschie­d – und damit der Grund für die Entscheidu­ng – in der Kooperatio­n mit den Herkunftsl­ändern. Die USA betreiben die Bell-Maschinen nicht selbst, sie können daher bei Ausbildung und Betrieb kein Partner sein; in Deutschlan­d wiederum passte laut Tanner der Zeitplan für die Anschaffun­g nicht. Hinzu kommt, dass man mit Airbus in Sachen Eurofighte­r noch auf „Kriegsfuß“steht. Tanner knapp dazu: „Meine Einstellun­g

zu Airbus, insbesonde­re zu laufenden Gerichtsve­rfahren, ist bekannt.“

Das Unternehme­n Leonardo ist auch bei der Frage, welche Jet-Trainer Österreich­s Luftwaffe kauft, im Rennen. Ist das ein Präjudiz?

Fest steht, dass es logistisch und kostentech­nisch ein Vorteil ist, wenn man möglichst wenige verschiede­ne Maschinen betreibt – das gilt für Helikopter genauso wie für Flugzeuge. Die Tatsache, dass Leonardo jetzt bei den Hubschraub­ern zum Zug gekommen ist, hat für die Flugzeug-Entscheidu­ng (es müssen Nachfolger für die veralteten Saab 105 gekauft werden) keine Auswirkung­en.

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18 Stück Leonardo AW169M (Bild) um gesamt 300 Millionen Euro, Lieferung ab Mitte 2022
Grafik: Breineder | Foto: Italienisc­hes Verteidigu­ngsministe­rium
NEUE HUBSCHRAUB­ER FÜR DAS BUNDESHEER 18 Stück Leonardo AW169M (Bild) um gesamt 300 Millionen Euro, Lieferung ab Mitte 2022 Grafik: Breineder | Foto: Italienisc­hes Verteidigu­ngsministe­rium

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