Das Debüt der ersten Teamchefin ist nicht zu sehen
Frauen-Nationalteam. Der ORF hätte gerne das erste Spiel unter Cheftrainerin Irene Fuhrmann gezeigt, doch der kasachische Verband verlangte zu viel
Irene Fuhrmann war froh, dass es endlich weg aus Österreich ging. 4.100 Kilometer entfernt hat die 39-jährige Wienerin seit Samstag Ruhe. Sie hatte etliche Medienanfragen und gab zahlreiche Interviews. Irene Fuhrmann ist die erste Teamchefin im österreichischen Fußball.
Um 16 Uhr Ortszeit wird gespielt am Dienstag. High Noon in Mitteleuropa beginnt eine neue Zeitrechnung im Fußball. „Ich bin Fußballtrainerin“, sagt Fuhrmann. Viele Fragen im Vorfeld des Spiels haben sich um den Genderbereich gedreht. „Aber jede Aufmerksamkeit und jede mediale Präsenz hilft“, sagt sie im Hinblick auf den Status des Frauenfußballs im Land. Dabei fehlt die mediale Präsenz bei ihrem Debüt, denn das Spiel wird nicht übertragen. Auch auf ÖFB TV werden erst am Mittwoch die Highlights zu sehen sein.
„Leider gibt es vor Ort keine TV-Produktion. Die Agentur
und der kasachische Verband konnten sich nicht einigen“, sagt Gerhard Lackner. „Wir übertragen schon seit Jahren die Qualifikationsspiele des Frauennationalteams und hätten das gerne gemacht, wenn Irene Fuhrmann erstmals Cheftrainerin ist“, erklärte der ORF-Fußballchef 24 Stunden vor Anpfiff, als er nicht mehr an ein wundersames Auftauchen von Ü-Wagen und Kameras in Schymkent glaubte.
Eigener Koch im Hotel
Schon am Samstag flog der Teamtross nach Kasachstan. Zwölf Stunden dauerte die Reise nach Schymkent. Die Millionenstadt liegt am Fuße des Ugomgebirges im Süden des neuntgrößten Landes der Erde, nahe der Grenzen zu Usbekistan und Kirgisistan. Das Team bezog dort in einem Hotel nahe des Flughafens Einzelzimmer. So wie schon in der Vorbereitung in Bad Erlach – als Corona-Vorsichtsmaßnahme. Deshalb bereitete man sich erstmals seit Jahren in Bad Tatzmannsdorf auf ein wichtiges Spiel vor. „Der Lehrgang stand unter besonderen Vorzeichen, wir haben uns aber im organisatorischen und mentalen Bereich bestmöglich auf die Herausforderungen vorbereitet und konnten den vollen Fokus auf das Sportliche legen“, zeigte sich Fuhrmann mit dem ersten Teamcamp unter ihrer Leitung zufrieden.
Im Hotel in Kasachstan kümmert sich Teamkoch Fritz Grampelhuber um die Ernährung der Österreicherinnen. Die Platzverhältnisse im Namyz-Stadion für 20.000 Zuschauer, in dem auch der Männerklub Ordabassy seine Europacupspiele bestreitet, waren beim Abschlusstraining am Montag sehr gut.
Ziel der Österreicherinnen ist die Qualifikation für die EM, die um ein Jahr auf 2022 verschoben wurde. Von den 2017 so erfolgreichen Frauen fehlen in Kasachstan Laura Feiersinger, Lisa Makas und Katharina Schiechtl. Nun kam auch Virginia Kirchberger dazu, bei der man keine Muskelverletzung riskieren will, weil in nicht einmal einem Monat der Schlager gegen Gruppenfavorit Frankreich gespielt wird. Fuhrmann muss in Kasachstan auf die Erfahrung von 267 Länderspielen verzichten.
Ohne vier Stützen
Der Ausfall des verletzten Quartetts sollte aber nicht so schlimm sein gegen ein Team, das man im November mit 9:0 besiegt hat. Und zumal gerade in der Innenverteidigung noch einige international erfahrene Spielerinnen fit sind. „Das Team zeichnet seine hohe taktische Flexibilität aus, und diese Ressource gilt es auch in Zukunft richtig einzusetzen. Nichtsdestotrotz haben wir Optimierungen vorgenommen“, sagt Fuhrmann vor ihrer LänderspielPremiere. Und so hofft sie, dass sie am Tag vor ihrem 40. Geburtstag mit einem Sieg von ihren Spielerinnen beschenkt wird.