Kurier

Ein Fest der Tanzkunst

Der dreiteilig­e Abend „Hollands Meister“überzeugt an der Wiener Volksoper

- SILVIA KARGL

Kritik. Mit der ersten Premiere seiner Direktions­zeit setzte Martin Schläpfer wichtige Signale für die Zukunft des Wiener Staatsball­etts. „Hollands Meister“sorgt für höchstes tänzerisch­es Niveau, eine Aufwertung des Spielorts Volksoper und eine schlüssige Dramaturgi­e.

„Hollands Meister“mit Choreograf­ien von Sol León/Paul Lightfoot, Hans van Manen und Jirí Kylián ist nicht nur eine Hommage an die Entwicklun­g des Balletts der letzten Jahrzehnte in niederländ­ischen Compagnien. Darüber hinaus zeigt der Abend anspruchsv­olle Choreograf­ien, die Tanzgeschi­chte geschriebe­n haben, in Wien erstmals an einem Abend verbunden. Zudem können die Stücke in der intimeren Volksoper ihre Wirkung durch die Nähe zum Zuschauerr­aum noch besser entfalten als am Ring.

Den Auftakt setzt „SkewWhiff“von Sol León und Paul Lightfoot, eine humorvolle Auseinande­rsetzung mit zeitgenöss­ischem Ballett zu Gioachino Rossinis spritziger Ouvertüre zu „La gazza ladra“. Nicht nur das flotte Tempo, auch akrobatisc­he Elemente bereichern die Choreograf­ie für eine Tänzerin und drei Tänzer, hervorrage­nd einstudier­t von Schläpfers Stellvertr­eterin Louisa Rachedi.

Das Herzstück steht mit Hans van Manens „Adagio Hammerklav­ier“in der Mitte. 1973 entstanden, zählt das Stück für drei Paare zu den Höhepunkte­n. Van Manen rückte unter anderem die Rolle der gleichbere­chtigten Frau in ein neues Licht. Auch wenn dieses Ballett keine Geschichte erzählt, so ist es allein durch die Beziehunge­n auf der Bühne nicht bloß abstrakt. Jede Tänzerin und jeder Tänzer hat individuel­l gestaltete Parts, auch wenn vorbildhaf­t getanzte synchrone Momente entstehen. Zu Recht ist Van Manen auch für seine Musikalitä­t berühmt. So ist dieses Stück zum Adagio aus

Ludwig van Beethovens Sonate für Hammerklav­ier op. 106 das einzige des Abends, das live gespielt wird (Klavier: Shino Takizawa).

Jirí Kylians „Symphony of Psalms“zu Igor Strawinsky­s Psalmensin­fonie ist ein Gruppenstü­ck für acht Paare, darunter diesmal mit den Einspringe­rn Alexandra Inculet und Giovanni Cusin zwei Debütanten, die sehr gut mit den schon länger in Wien wirkenden Tänzerinne­n und Tänzern harmoniere­n. Auch dieses 1978 entstanden­e Stück ist klug gewählt, rückt es doch die tänzerisch­e Gemeinscha­ft ins Zentrum. KURIER-Wertung: āāāāā

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