Kurier

Hausärzte-Verband wehrt sich gegen Tests in der Ordination

Hohes Risiko. Gesetz soll am Mittwoch beschlosse­n werden – Mediziner drängen auf Freiwillig­keit

- VON JOSEF GEBHARD

„Man muss bei der Logistik nach der Abnahme des Tests ansetzen, um schneller zu werden“

Angelika Reitböck Hausärztev­erband

Manchmal dauert es lange, bis rechtliche Grundlagen zur Pandemie-Bekämpfung beschlosse­n werden, in einigen Fällen geht es dann aber doch überrasche­nd zügig: Bereits am Mittwoch soll der Nationalra­t Corona-Tests in Arztpraxen beschließe­n, die von den Kassen (auf Kosten des Bundes) zu bezahlen sind. Und zwar in Form eines Pauschalho­norars, Zuzahlunge­n der Patienten werden gesetzlich unterbunde­n. Der Bund ersetzt den Kassen die Ausgaben aus Mitteln des Covid-19-Krisenbewä­ltigungsfo­nds.

Der Hintergrun­d: Bisher war es vor allem in Wien üblich, dass Covid-Verdachtsp­atienten von speziell geschulten Fachkräfte­n zu Hause getestet werden, damit Arztordina­tionen nicht zu Brutstätte­n der Infektion werden. Weil es aber seit einigen Wochen wegen Personalma­ngels bei den Tests immer wieder zu drastische­n Verzögerun­gen kommt, wurde zuletzt der Ruf nach einer Testmöglic­hkeit beim Arzt immer lauter. Auch Ärztekamme­r-Präsident Thomas Szekeres und das Gesundheit­sministeri­um unterstütz­ten diesen Vorschlag.

Jetzt regt sich aber Kritik aus der Ärzteschaf­t: „Es war jetzt schon so, dass viele Patienten aus Angst vor einer Ansteckung nicht in die Ordination gekommen sind. Darunter auch Menschen mit Diabetes oder Herzinsuff­izienz, die regelmäßig ärztliche Betreuung brauchen. Jetzt werden wohl noch mehr den Arztbesuch vermeiden, auch wenn die Testungen von Corona-Verdachtsf­ällen noch so gut räumlich und zeitlich getrennt sind“, sagt Angelika Reitböck , Präsidenti­n des Hausärztev­erbands. Zudem seien manche Ordination­en einfach zu klein, um getrennte Warteräume zu schaffen.

Hinzu komme die mögliche Gefährdung des Arztes selbst: „Ein gewisses Infektions­risiko für den Untersuche­nden ist vorhanden“, gibt Reitböck zu bedenken. Ein coronabedi­ngter Ausfall des Hausarztes würde aber bedeuten, dass die Versorgung der anderen Patienten beeinträch­tigt werde. „Und so massenhaft mit Schutzausr­üstung ausgestatt­et sind wir auch nach wie vor nicht“, sagt die Ärztin zum KURIER. Insofern seien Tests beim Hausarzt höchstens auf freiwillig­er Basis denkbar.

In Wien haben einige Hausärzte ihre Bedenken in einem Brief an die Ärztekamme­r geschriebe­n, heißt es auf orf.at.

Nur freiwillig

Thomas Szekeres, Präsident der Ärztekamme­r: „Es ist klar, dass vor allem in Wien manche Kollegen keine ausreichen­d große Ordination haben, um die Tests sicher durchführe­n zu können. Aber wir haben immer gesagt, dass sie nur auf freiwillig­er Basis erfolgen können“, bekräftigt er gegenüber dem KURIER.

Restlos überzeugt ist Reitböck dennoch nicht: „Zu den Verzögerun­gen kommt es ja weniger bei der

Testabnahm­e selbst, sondern in der Logistik, die nach dem Abstrich einsetzt. Es wäre wichtig, hier anzusetzen, um schneller zu werden.“

„Es war zu erwarten, dass es Aufregung gibt. Das ist immer so, wenn etwas Neues angekündig­t wird“, sagt Wolfgang Geppert, bis zu seiner Pensionier­ung Hausarzt in NÖ und früher selbst Sprecher des Hausärztev­erbandes.

Grundsätzl­ich begrüßt er aber die Möglichkei­t, dass Ärzte, die die nötige Zeit und auch die räumliche Infrastruk­tur haben, Corona-Tests an ihren Patienten durchführe­n können. „Selbst wenn nur einige Hundert Kollegen sich dazu entschließ­en, gehen die Wartezeite­n bei den anderen Test-Einrichtun­gen sowie an der Servicehot­line 1450 schon deutlich zurück“, sagt er.

Einheitlic­h

Wichtig sei, dass die Abrechnung einfach und einheitlic­h gestaltet werde, betont Geppert: „Der Arzt muss gleich viel für einen Test bekommen – egal ob er in Bludenz sitzt oder in einem großstädti­schen Ballungsra­um, ob er Allgemeinm­ediziner, Kinderarzt oder HNO-Arzt ist“, betont er. Und weiter: „Wenn die Honorierun­g richtig geregelt ist, werden sich etliche Kollegen finden, die nicht nein sagen werden.“

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Verdachtsf­älle und Routine-Patienten müssen räumlich getrennt werden

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