Kurier

Im Kampf gegen Geldwäsche

Georg Krakow fordert EU-weite Vernetzung der Ermittler

- APA / HERBERT PFARRHOFER, HERBERT PFARRHOFER

Geheime Unterlagen der US-Geldwäsche-Meldestell­e FinCen belegen die großen Schwächen in der weltweiten Bekämpfung der Geldwäsche. Dem Onlineport­al Buzzfeed wurden 2.100 geheime Verdachtsm­eldungen zugespielt, die das Portal u. a. mit 110 Medien, darunter ORF, profil und Süddeutsch­e Zeitung, teilte. Diese Meldungen betreffen Transaktio­nen in Höhe von 1,7 Billionen Euro global so gut wie alle Großbanken, auch in Österreich.

„Vor allem aber zeigen die Unterlagen, wie Banken und Behörden im Kampf gegen Geldwäsche oft versagen – etwa weil sie zu langsam waren“, schreibt die Süddeutsch­e.

In Österreich sind beispielsw­eise die Meinl Bank und auch die Raiffeisen­bank Internatio­nal (RBI) im Zusammenha­ng mit dem Odebrecht Skandal (siehe Zusatzberi­cht) ins Visier des USFinanzmi­nisteriums geraten.

Während die Meinl Bank in diesem Zusammenha­ng bereits 2017 genannt wurde, ist die RBI neu hinzugekom­men. Laut profil sollen zwischen 2013 und 2015 102 verdächtig­e Zahlungen in Höhe von 54 Millionen Dollar über die RBI als Korrespond­enzbank gelaufen sein.

Die RBI bestätigt die Transaktio­nen, teilt aber zugleich mit, dass sie gestoppt worden seien, als die internen Warnsystem­e einen Verdacht auf Geldwäsche meldeten. Später sei eine Geldwäsche­meldung an das Bundeskrim­inalamt durchgefüh­rt worden. Hat eine Verdachtsm­eldung

genügend Substrat, landet sie bei der Staatsanwa­ltschaft.

Keine Verfahren

„Mein Eindruck ist, dass die Banken durchaus Geldwäsche-Meldungen durchführe­n, es ist aber oft so, dass die Staatsanwa­ltschaften keine Verfahren einleiten“sagt Anwalt Georg Krakow, Vorstandsm­itglied von Transparen­cy Internatio­nal, zum KURIER. „Für die Staatsanwa­ltschaften ist das aber auch nicht so einfach, die bekommen eine Geldwäsche­Verdachtsm­eldung, die zum Beispiel eine Transaktio­n betrifft. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einem größeren Bild.“In vielen Fällen gibt es einen Auslandsbe­zug und es muss mit einem Rechtshilf­eersuchen eine Vortat im Ausland ermittelt werden. Was oft nicht gelingt.

Indes nehmen die Banken die Geldwäsche-Bekämpfung in der Regel nicht auf die leichte Schulter. „Die regulatori­schen Vorschrift­en für Banken sind mittlerwei­le sehr sehr streng, da drohen auch gehörige Geldstrafe­n“, sagt Krakow. „Ich glaube nicht, dass eine Bank, die auf Dauer ihre Lizenz behalten will, bewusst Verdachtsm­eldungen nicht macht.“Die Strafen belaufen sich auf bis zu zehn Prozent des Bruttoumsa­tzes und können wie im Fall der Meinl Bank sogar zum Konzession­sentzug führen.

„Ich glaube, dass es im Bereich der Geldwäsche­bekämpfung bei den Strafverfo­lgungsbehö­rden Luft nach oben gibt“, sagt Krakow. „Die Zusammenar­beit innerhalb der EU würde viel helfen. Geldwäsche­rei wird sich wahrschein­lich nur durch den verstärkte­n Einsatz gemeinsame­r Ermittlung­sgruppen besser aufklären lassen.“

Bessere Vernetzung

In dieselbe Kerbe schlägt Bankenexpe­rte Stefan Pichler von der WU Wien. Er sieht nicht die Banken in der Schuld, sondern eher die Behörden. „Eine österreich­ische Großbank führt mindestens eine Million Überweisun­gen am Tag durch. Es ist schwierig, verdächtig­e Bewegungen von Geldern sofort nachzuweis­en.“Die Geldwäsche­r könnten ihre Machenscha­ften mittels mehrerer global durchgefüh­rter Überweisun­gen, auch durch Veränderun­g der Summen oder Wechsel der Währung, verschleie­rn. Pichler sieht die Behörden in der Pflicht, vor allem in der grenzübers­chreitende­n Zusammenar­beit. Er wünscht sich eine bessere Vernetzung der Ermittler; aber auch, dass die Banken eine Rückmeldun­g erhalten, ob sich ein Verdacht bestätigt hat.

Helmut Ettl, Chef der Finanzmark­taufsicht FMA, hat sich gestern Abend in der ZIB2 für eine zentrale Melde- und auch Bekämpfung­sstelle von Geldwäsche in der EU ausgesproc­hen, bei der die nationalen Stellen zusammenla­ufen. In den USA gebe es eine solche – dies sei ein „entscheide­nder Vorteil“, so Ettl.

An den Börsen kam der Bericht von Buzzfeed nicht gut an. Bankaktien verloren zum Teil deutlich, auch in Wien. Bei der RBI waren es minus 3,19 Prozent, bei der Bawag und Erste Group waren es 6,76 bzw. 5,26 Prozent.

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Anwalt Georg Krakow war früher als Staatsanwa­lt tätig

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