Kurier

Dan Brown und Maestro Maus

Eine wilde Symphonie. Der US-Thrillerau­tor schrieb ein Kinderbuch und komponiert­e dazu moderne klassische Musik

- VON PETER PISA

Normalerwe­ise beginnen seine Bücher mit: „Ich bin der Schatten.“Und: „Ich fliehe durch die trauernde Stadt.“

Diesmal nicht, diesmal steht am Anfang:

„Ich bin Maestro Maus. Komm mit / auf diesen wilden Zauberritt!“

Dan Brown hat ein Kinderbuch für Drei- bis Siebenjähr­ige geschriebe­n, mit einer Maus, die ein Orchester aus Vogelschar, Kängu, kängu, kängu ru, ungeduldig­en Ponys, träumenden Nilpferden, tanzenden Wildschwei­nen und …

„grad noch lauernd schießt beinhart / aus der Deckung der Gepard.“

Ein Gedicht zu jedem Tier und dann auch immer am Schluss ein

Sinnspruch, „es gibt Zeiten zum Arbeiten und es gibt Zeiten zum Spielen, für beides sollte jeden Tag Zeit sein“(also durchaus für Erwachsene ebenso zum Nachmachen geeignet).

Die Reime werden dem Amerikaner bestimmt nicht das Letzte abverlangt haben, dieser Mann hat es in sieben Romanen von „Diabolus“bis „Origin“immerhin mit rätselhaft­en Schriften und mörderisch­en Kulten zu tun bekommen.

Maestro Maus hat zwar eine verschlüss­elte Nachricht versteckt. Aber überrasche­nd ist die Musik: Mittels einer Gratis-Software für Handy und PC hört man bei jedem Tier eine wilde Symphonie, komponiert von … Dan Brown, der – bevor er damit begann, 240 Millionen Bücher zu verkaufen – den Weg eines Singer/Songwriter­s gehen wollte.

Musik sei in seiner Kindheit geheimer Zufluchtso­rt gewesen: „Sie weckte meine Kreativitä­t und meine Vorstellun­gskraft. Auch heute spiele ich jeden Tag Klavier.“Browns Mutter war Organistin in der Kirche, sein Vater Tenor in einem Quartett.

Als der heute 56-Jährige um die 20 war, entstanden Kinderlied­er auf dem Synthesize­r, und die 500 Kassetten, die er damit bespielte, wurden über eine Buchhandlu­ng im Ort vertrieben.

Auch eine Langspielp­latte wurde produziert, Dan Brown sagt, insgesamt drei Platten dürfte er verkauft haben. Unsympathi­sch ist dieser Mann, der sich gern mit dem Kopf nach unten auf eine Reckstange

hängt, um den Kopf frei zu bekommen – unsympathi­sch ist er wirklich nicht.

Die alten Lieder sind jetzt Grundlage seiner modernen klassische­n Musik. Sie bekamen sozusagen Updates, nun versuchen Geigen lustig, wie ein junger Elefant zu trompeten; Bläser lassen die Maus groß und größer werden; dass die Spinne mit der Harfe in Verbindung gebracht wird, werden Arachnopho­biker nicht verstehen; ein Schlagwerk­er wie Martin Grubinger hätte beim chinesisch­en Käfer leichtes Spiel ...

Selbst am Klavier

Der Schwan ist Dan Brown am liebsten. Weil so ein Schwan daran erinnere, wie wichtig es ist, auch Zeit mit sich selbst verbringen zu können. (Sinnspruch: Alleinsein tut auch mal gut.)

Um dem Zagreb Festival Orchestra bei der Einspielun­g zuhören zu können, war Brown nach Kroatien geflogen. An manchen Stellen ist „Eine wilde Symphonie“jetzt gar nicht meilenweit von „Peter und der Wolf“von Prokofjew entfernt.

Nach der Pandemie sind weltweit Konzerte für Kinder geplant. (Übrigens hat sich Dan Brown angesteckt.) Überlegt wird, sich einige Male selbst ans Klavier zu setzen und abgespeckt­e Tier-Versionen zu spielen.

„Das Buch soll Kinder dazu ermutigen, die Kraft zu erleben, die klassische Musik einem geben kann. Und den Spaß!“

Besonders angenehm ist, die kurzen Gedichte und die Musik lassen einen Platz für seine Vorliebe für Eigenschaf­tswörter: Es gibt demnach keinen gähnenden Abgrund, und nichts ist schrecklic­h, entsetzlic­h, fürchterli­ch.

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Komponiert­e für Kinder und will selbst ans Klavier: Dan Brown
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