Kurier

Sperrstund­e wird auf 22 Uhr vorverlegt – aber nur im Westen

Gastronomi­e. Salzburg, Tirol, Vorarlberg wollen so Wintertour­ismus retten, andere bleiben bei 1 Uhr

- GEORG SZALAI, LONDON

Höhere Geldstrafe­n. „Gleich getan, ist viel gespart.“Einen zweiten Lockdown will der britische Premier Boris Johnson durch das Gegensteue­rn an einem „gefährlich­en Wendepunkt“der Pandemie vermeiden. Die verschärft­en Maßnahmen gelten vorerst nur für den größten Landesteil des Königreich­es, England.

Ab Donnerstag müssen Pubs, Bars und Restaurant­s spätestens um 22 Uhr Sperrstund­e machen. Die Maskenpfli­cht wird auf Taxifahrgä­ste, alle Lokale und Mitarbeite­r im Einzelhand­el ausgeweite­t. Covid-Richtlinie­n für Firmen werden zur gesetzlich­en Verpflicht­ung. Und wer keine Maske trägt oder die Regel, Treffen auf maximal sechs Leute zu beschränke­n, verletzt, muss jetzt doppelt so viel zahlen: Beim ersten Verstoß sind das 200 Pfund (218 Euro).

Sollte die Polizei überforder­t sein, will Johnson das Militär zur Kontrolle der Maßnahmen einsetzen.

Johnson warnte, dass „Selbstgefä­lligkeit“zu „drastische­ren Maßnahmen“führen könnte. Die Verschärfu­ngen, die weniger weit gehen als manche erwartet hatten, könnten sechs Monate in Kraft bleiben. Dazu gehört auch ein Aufruf zum Homeoffice,

wo möglich – eine Kehrtwende der Regierung nach Wochen der Appelle für eine Rückkehr ins Büro.

In einer TV-Ansprache betonte Johnson noch einmal, dass die neuen Maßnahmen „robust, aber angemessen sind“. Es sei bei Corona traurige Realität, dass „der milde Husten des einen das Totengeläu­t des anderen ist“. Verschärfu­ngen der Maßnahmen seien jederzeit möglich, sagte Johnson.

Schottland zieht nach

Die Lokalregie­rungen in Schottland, Wales und Nordirland kündigten in Absprache mit London ähnliche

Maßnahmen an. Experten sehen die Restriktio­nen als Versuch eines Spagats: Infektione­n, die sich derzeit alle sieben Tage verdoppeln (auf 4.368 am Montag), sollen gebremst werden, ohne der Wirtschaft zu sehr zu schaden.

Insgesamt hat Großbritan­nien bis Montag 398.625 Corona-Fälle registrier­t und mit 41.788 die meisten Todesfälle Europas. Die britische Covid-Ampel wurde noch am Montag auf die zweithöchs­te Stufe vier, wo man zuletzt Mitte Juni stand, gestellt. Das heißt, die Übertragun­g ist „hoch oder steigt exponentie­ll“. Das Meinungsfo­rschungsin­stitut

YouGov ermittelte in der Vorwoche, dass nur noch 30 Prozent der Briten finden, dass die Regierung die Krise gut handhabt, weniger als je zuvor.

Die neuen Maßnahmen werden die wirtschaft­liche Erholung zurückwerf­en, sagte Paul Dales, Analyst bei Capital Economics. Er sieht die britische Wirtschaft jetzt erst in der zweiten Hälfte 2022 wieder auf Vorkrisenn­iveau.

Alex in London ist froh, dass er seinen Geburtstag mit Freunden noch am Wochenende in Brighton feiern konnte: Die Maßnahmen empfindet er als „reine Show“.

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Premier Boris Johnson will zweiten Lockdown verhindern

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