Kurier

Österreich scheitert mit Klage gegen AKW

Beihilfen für Atomkraft weiterhin erlaubt

- JENS MATTERN

Energiepol­itik. Der Europäisch­e Gerichtsho­f hat die Klage der österreich­ischen Regierung gegen staatliche Beihilfen für das englische Atomkraftw­erk Hinkley Point C. endgültig abgewiesen. EU-Staaten wie Ungarn, die nicht auf erneuerbar­e Energieträ­ger, sondern auf Atomkraft setzen, werden sich freuen. Sie dürfen auch künftig Förderunge­n an neue Atomkraftw­erke vergeben.

Mehr Atomstrom

Den Betreibern von Atomkraftw­erken darf für ihren Atomstrom vom Staat ein Mindestpre­is garantiert werden, der deutlich über dem Marktpreis liegt.

Für die grüne Energiemin­isterin Leonore Gewessler ist das Urteil ein „ernüchtern­des Ergebnis“. Auch die Klage gegen Subvention­en für ein neues AKW in Ungarn ist nun hinfällig.

Krise. Weißrussla­nd (Belarus) drohen, die IT-Experten abhandenzu­kommen. Repräsenta­tiv für die IT-Branche im Land ist ein Hightech-Park, ein lang gestreckte­r kastenförm­iger Bau am Rande der Hauptstadt Minsk.

Bis vor Kurzem war diese Sparte noch der ganze Stolz der Wirtschaft des Landes, der mehr als sechs Prozent des Inlandspro­duktes ausmachte. Doch nun befindet sich das „Silicon Valley Osteuropas“schwer in der Krise. Die dortigen Start-ups und deren Mitarbeite­r wollen einfach nur weg. Grund ist der radikale Kurs von Staatspräs­ident Alexander Lukaschenk­o.

Das hat mehrfache Auswirkung­en. Um den Informatio­nsaustausc­h

zu stoppen, lässt die Regierung das Internet zeitweise blockieren, was den 400 IT-Firmen des Technologi­e-Parks massiv schadet. Ende August unterschri­eben 2.500 IT-Fachkräfte einen offenen Brief, in dem sie Neuwahlen forderten und vor dem Kollaps ihrer Branche in Belarus warnten.

Der Hightech-Park wurde im Jahre 2005 von Walerij Zepkalo gegründet, dessen Präsidents­chaftskand­idatur in diesem Juni durch eine manipulier­te Stimmzählu­ng verhindert worden ist. Der ausgebilde­te Diplomat und Ingenieur wirkte lange als ein Mann des Regimes. Er war mitverantw­ortlich dafür, dass der ehemalige Sowchose-Direktor

Alexander Lukaschenk­o 1994 ins Amt kam, lernte dann als US-Botschafte­r Silicon Valley und dessen Potenzial kennen.

Internet: „Haufen Müll“

Schließlic­h konnte Zepkalo den sowjetisch geprägten Präsidente­n, der das Internet als einen „Haufen Müll“verachtete, überzeugen, mit niedrigen Steuern IT-Firmen nach Minsk zu locken und Unternehme­nsgründung­en großzügig zu fördern.

Das „Silicon Valley Osteuropas“wurde so auch eine Brücke zum Westen. Noch im Februar dieses Jahres kam US-Außenminis­ter Mike Pompeo zur Visite vorbei und machte Hoffnung auf weitere IT-Geschäfte mit US-Firmen.

Jetzt ist es andersheru­m: Das lettische Investitio­ns- und Entwicklun­gsbüro bearbeitet Anfragen von 150 weißrussis­chen IT-Unternehme­n, zehn sollen bereits übersiedel­t sein. Und 300 weißrussis­che IT-Spezialist­en haben angeblich bereits in der Ukraine neue Jobs gefunden.

Das Digitalisi­erungsmini­sterium in Kiew wirbt aktiv um diese Talente aus dem Nachbarlan­d. Etwa mit dem Hinweis, dass der ukrainisch­e Staat gerade digitalisi­ert werde und der Branchen-Durchschni­ttsverdien­st bei umgerechne­t rund 2.000 Euro liege. Das ist nicht wirklich viel, doch die Ukraine und Lettland mit seiner großen russischen Minderheit haben den

Vorteil, dass die IT-Fachleute aus Weißrussla­nd dort weiterhin Russisch sprechen können.

Auch ausländisc­he Unternehmu­ngen in Weißrussla­nd ziehen inzwischen einen Teil ihrer Mitarbeite­r ab. Eine fatale Tendenz. Denn die Wirtschaft der ehemaligen Sowjetrepu­blik

stagniert seit zehn Jahren. Derzeit gibt es in vielen Fabriken Bummelstre­iks, oder die Beschäftig­ten melden sich krank. Egal, wie sich die Lage in Weißrussla­nd noch entwickeln wird: Die Wirtschaft wird lange brauchen, um sich zu erholen.

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Gewessler ist mit dem Urteil des EuGH unzufriede­n
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Frauen mit Laptops im Hightech-Park-Belarus-Gebäude in Minsk

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