Fäkalien-Attacke auf Wiener Landesgericht war „Hilferuf“
Prozess. Als „bestialisch“beschrieb KURIER-Gerichtsreporterin Michaela Reibenwein den Gestank, als sie Ende Mai nach einem Prozess das Wiener Landesgericht verlassen wollte. Minuten zuvor war Aleksejs K. in das Foyer des Gerichtsgebäudes gestürmt, um zwei Glasflaschen im hohen Bogen über die Sicherheitskontrolle hinweg in den Eingangsbereich zu werfen. Gefüllt waren die nach dem Aufprall geborstenen Milchflaschen mit Fäkalien.
Verletzt wurde niemand. Die Tatsache, dass neben einer völlig verdreckten Rampe auch die Sicherheitsmitarbeiter Spritzer abbekamen, zeigt aber, dass „Stinkbomben“in deren unmittelbarer Nähe landeten. Am Dienstag musste sich der 35-Jährige wegen schwerer Sachbeschädigung verantworten.
„Gehör verschaffen“
Vor Gericht war der Lette, der auf einen Anwalt verzichtete, geständig. Er entschuldigte sich für den Vorfall, betonte aber, dass er keinen anderen Ausweg gesehen hätte, um sich vor Gericht Gehör zu verschaffen. Demnach sei er in der Vergangenheit immer wieder fälschlicherweise beschuldigt worden. Richter Georg Olschak wollte davon allerdings nichts hören: „Hätten Sie mit den Glasflaschen jemanden getroffen, wäre die Scheiße richtig am Dampfen.“Der Angeklagte beteuerte, darauf geachtet zu haben, niemanden zu treffen.
Letztlich ging es somit um die Frage der Sachbeschädigung. Da das Gerichtsgebäude unter Denkmalschutz steht und eine mehrstündige, kostspielige Reinigung vonnöten war, stand eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren im Raum. Da K. aber glaubhaft machte, nichts von dem Denkmalschutz gewusst zu haben, die betroffene Rampe ohnehin nicht geschützt war und der Beschuldigte bisher keine Vorstrafen hatte, fiel das Urteil mild aus: Zwei Monate bedingt auf drei Jahre Probezeit.