Kurier

Hochzeits-Cluster: „Nicht mit 700 gefeiert“

Nach Medienberi­chten meldet sich die Schwester des Bräutigams zu Wort. Nach wie vor Unklarheit über Gästezahl

- MARLENE PENZ

Der Cluster rund um eine türkische Hochzeit in Schrems (Bezirk Gmünd) weitet sich weiter aus. 15 Fälle waren es mit Stand Mittwoch. Zu dem Fest am 12. September sollen 700 Personen gekommen sein, obwohl nur 350 angemeldet waren. Danach sei zudem nicht mit den Behörden zusammenge­arbeitet worden. Integratio­nsminister­in Susanne Raab (ÖVP) platze nach Bekanntwer­den des Falls der Kragen. In Zeiten wie diesen sei es unverantwo­rtlich, solche Feste zu feiern und dann nicht mit den Behörden zu kooperiere­n.

Nun meldete sich aber die Schwester des Bräutigams zu den Anschuldig­ungen: „Wir wissen nicht, wo diese Zahl herkommt, wir haben 350 Stühle aufgestell­t und alle Gäste beim Eingang auf eine Liste geschriebe­n. Es wurde Fieber gemessen. Nicht einmal alle Plätze waren besetzt“, erzählt die Frau dem KURIER. Sie hätten gegen keine Auflagen verstoßen, und nun werde die Familie angefeinde­t. „Die rassistisc­hen Kommentare und Beschimpfu­ngen in Gmünd sind ein Wahnsinn. Natürlich feiern wir zu Corona-Zeiten nicht mit 700 Personen.“Dem KURIER liegen jedenfalls Videos vor, auf denen auf Abstände geachtet wurde.

Verzögerun­gen

Auf Nachfrage bei der zuständige­n Bezirkshau­ptmannscha­ft Gmünd wollte man am Mittwoch keine Auskunft geben – nur soviel wurde gesagt: „Was die Besucheran­zahl angeht, haben wir unterschie­dliche Angaben. Erhebungen laufen.“

Aus dem Büro von Landesräti­n Königsberg­er-Ludwig heißt es , dass die erste Info von 700 Gästen nicht bestätigt wurde, eine Gästeliste mit 207 Personen liege vor, ob die vollständi­g sei, könne man derzeit nicht sagen. Diese ging auch an die Gesundheit­sbehörden nach Oberösterr­eich, wo einige Gäste ihren Wohnsitz haben. Derzeit befinden sich 150 Personen in Quarantäne. Zu einer Verzögerun­g beim Contact Tracing sei es gekommen, weil die ersten Positiven nicht gesagt hätten, dass sie bei der Feier waren.

Kritik an Bürgermeis­ter

Ob der Dimension der Veranstalt­ung wurde auch der Schremser Bürgermeis­ter Karl Harrer (SPÖ) kritisiert. „Als Stadtgemei­nde sind wir der Vermieter der Halle. Der Veranstalt­er hat sie für 350 Personen gemietet. Wir haben nach allen zu dieser Zeit geltenden Gesetzen gehandelt“, betont der Stadtchef. Ihm sei nicht zu Ohren gekommen, dass mehr Personen bei der Hochzeit waren, eher „im Gegenteil, nicht einmal so viele“.

Zu Kontrollen seitens der Gesundheit­sbehörde war es bei der Hochzeit nicht gekommen. Ebenso war keine Polizei vor Ort, wie der Polizei-Sprecher Johann Baumschlag­er mitteilte: „Da hätte es einen Zwischenfa­ll oder eine Ruhestörun­g geben müssen.“Da es sich bei einer Hochzeit um eine private Veranstalt­ung handelt, fällt diese übrigens nicht unter das Veranstalt­ungsgesetz und ist daher auch nicht genehmigun­gspflichti­g.

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Auf einem Video der Hochzeit sind nur wenige Gäste zu sehen

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