Kurier

Maskenpfli­cht ohne Kontrolle

Geschäfte. Kunden und Verkäufer klagen über Verweigere­r – eingreifen will aber kaum jemand

- VON KONSTANTIN AUER

Den Mund- und Nasenschut­z vergessen, unter der Nase hängend oder gar Maskenverw­eigerer. Immer wieder sorgen solche Personen in Geschäften und Supermärkt­en für Aufregung. Die Handhabe gegen sie ist fürs Verkaufspe­rsonal oft gar nicht einfach – vor allem weil angesproch­ene Personen zunehmend aggressiv agieren würden.

So erzählt etwa KURIERLese­r Gernot B. von einem Besuch in einem Interspar in Wien-Donaustadt: Nach Monaten sei er das erste Mal wieder mit seiner 75-jährigen Schwiegerm­utter einkaufen gegangen. Als er ein Trio ohne Maske, das ihnen zu nahe kam, ansprach, sei er wüst beschimpft worden. Ein Mitarbeite­r des Supermarkt­s habe ihm dann mitgeteilt, dass er gar nichts sagen dürfe.

Von Spar heißt es dazu, dass die Mitarbeite­r angehalten wurden, Menschen ohne Maske „höflich, aber nachdrückl­ich darauf hinzuweise­n und eine Gratismask­e anzubieten“. Mehr wolle man den Mitarbeite­rn aber nicht auftragen – zu ihrem eigenen Schutz, argumentie­rt man. „Wir können es unseren Mitarbeite­nden nicht zumuten, verbale Gefechte mit den Kunden auszutrage­n, denn leider reagieren Maskenverw­eigerer oft recht aggressiv“, sagt eine Sprecherin.

Eine ähnliche Vorgehensw­eise scheint man auch bei Rewe zu haben: Man weise darauf hin und biete eine Gratismask­e an. Was bei Maskenverw­eigerern passiere, scheint nicht ganz klar geregelt zu sein: „Die Frage nach der Handhabe sollte man der Exekutive stellen“, sagt ein Sprecher. Nur in größeren Filialen gebe es Sicherheit­spersonal. Nur in äußersten Notfällen würde man ein Hausverbot ausspreche­n.

Trafikanti­n bedroht

Wie mühsam das Durchsetze­n der Maskenpfli­cht für Verkäufer sein kann, erzählt auch Trafikanti­n Martina G. aus Wolkersdor­f. Sie wandte sich an den KURIER, nachdem sie einen Mann vier Mal darauf hinweisen musste und er sie dann beschimpft und sogar gedroht hätte: „Ich tu dir etwas an“. Nur weil ihr andere Kunden geholfen hätten, sei der Mann gegangen. Fälle wie diese würden sich in der Trafik häufen: „Das ist schon sehr anstrengen­d“, sagt sie.

Aber: Spar, Rewe und die Trafikanti­n betonen, dass sich die allermeist­en Kunden an die Maskenpfli­cht halten.

Mit Schwerpunk­taktionen der Polizei sei derzeit in

Supermärkt­en oder Geschäften jedenfalls nicht zu rechnen, heißt es von der Wiener Polizei. Dort sei vor allem das Hausrecht anzuwenden. Man konzentrie­re sich auf Veranstalt­ungen und Partys: „Da diese nach Informatio­nen der Gesundheit­sbehörden einen Großteil der Neuinfekti­onen ausmachen, sehen wir die Hilfestell­ung in diesem Bereich als besonders sinnvoll an“, sagt Landespoli­zeipräside­nt Gerhard Pürstl.

Vergangene Woche geisterte ein Video durch Soziale Netzwerke, dass einen Jugendlich­en zeigte, der geschlagen wurde. Das 15-jährige Opfer konnte schnell ausgeforsc­ht und zu den Aufnahmen befragt werden. Er soll demnach auf dem Heimweg von einem Lerntreffe­n mit einer Freundin gewesen sein, als er plötzlich vom Tatverdäch­tigen angehalten und ohne Vorwarnung ins Gesicht geschlagen und getreten wurde.

Der mutmaßlich­e Täter forderte ihn auf, sich nicht mehr mit dem Mädchen zu treffen. Nun konnten die Ermittler den mutmaßlich­en Schläger ausforsche­n. Es handelt sich um einen ebenfalls 15-jährigen Tschetsche­nen. Gegen ihn waren schon Ermittlung­en wegen des Verdachts des Raubes im Gange, weswegen eine Festnahmea­nordnung bestand. Am Freitag wurde er an seiner Wohnadress­e festgenomm­en und in eine Justizanst­alt gebracht.

Da nicht ausgeschlo­ssen werden kann, dass der Jugendlich­e weitere Straftaten begangen haben könnte, bittet die Polizei etwaige Opfer – auch anonym – sich an das Landeskrim­inalamt Wien, unter der Nummer: 01/31 310 33800 zu wenden.

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Die meisten Kunden halten sich an die Maskenpfli­cht – im Umgang mit Maskenverw­eigerern tun sich Verkäufer aber oft schwer Festnahme.

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