Kurier

Mutloses Rühren alter Rezepte

Das Migrations­papier der EU wird wenig lösen

- INGRID STEINER-GASHI ingrid.steiner@kurier.at

Es schmeckt nach altem Wein in neuen Schläuchen, was die EU-Kommission nun als vermeintli­chen Ausweg aus dem großen europäisch­en Migrations­streit präsentier­t. Viele bekannte Rezepte – nur von allem ein wenig mehr: mehr und schnellere Rückführun­gen von abgewiesen­en Asylsuchen­den. Mehr Außengrenz­schutz. Mehr Effizienz bei der Bearbeitun­g von Asylansuch­en. Mehr eingeforde­rte europäisch­e Solidaritä­t. All dies wurde schon unzählige Male eingeforde­rt und versproche­n. Ein Ergebnis dieser gebrochene­n Verspreche­n: die Unerträgli­chkeit eines Lagers wie Moria.

Eine Zauberform­el für Europas Migrations­politik hat ohnehin niemand erwartet. Es galt vor allem eine Brücke zu schlagen – zwischen jenen Ländern, die sich kategorisc­h weigern, Flüchtling­e aufzunehme­n, und jenen im Süden Europas, die de facto alle Ankommende­n betreuen müssen. Aber wenn das schon alles war, möchte man am liebsten rufen: Zurück an den Start! Wenn so viel Zeit wär’.

Wer keine Asylsuchen­den aufnehmen will, darf seine „europäisch­e Solidaritä­t“nun anders beweisen: Die Regierunge­n Ungarns,

Polens und auch Österreich­s, die sich gegen die „Zwangsquot­e“wehren, sollen stattdesse­n Abschiebun­gen übernehmen oder sich mehr beim Grenzschut­z einbringen. Wenn überhaupt, kann das nur funktionie­ren, solange nicht die nächste Krise ansteht.

Die größte Last aber ruht auch mit dem neuen Migrations­pakt der Kommission weiterhin bei den Ländern, wo tagtäglich Flüchtling­e und Migranten ankommen. Dass Griechenla­nd, Italien, Spanien, Malta und Zypern dem mutlosen Kompromiss­konzept der Kommission zustimmen werden, darf bezweifelt werden. Fazit: Mit diesem Migrations­papier wird die EU auch weiter an den Herausford­erungen vor sich hin scheitern.

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