Kurier

Xing im Haus am Schottento­r

Haus am Ring. 2021 sollen in das denkmalges­chützte Gebäude auch ein Co-Working-Space, McFit und Spar einziehen

- VON NINA OEZELT

Wien. Lange wurde gerätselt und jetzt steht fest: Interspar, McFit, Co-Working-Firma Spaces und die Xing-Betreiber ziehen in die ehemalige BankAustri­a-Zentrale ein.

In den Hauptstädt­en Europas liest man auf Häusern im Stadtinner­en und an den besten Adressen Namen der großen digitalen Konzerne. Google oder LinkedIn leuchten etwa im Zentrum von Dublin. Amazon und AppleSchil­der erstrahlen an den Fassaden in Madrids Innenstadt. Könnte das in Wien auch bald passieren?

Eines der prestigetr­ächtigsten Häuser in Wien, das „Weiße Haus“am Schottento­r, in dem sich lange die ehemalige Bank-Austria-Zentrale befand, wird seit 2018 umgebaut. Schweren Herzens mussten die Bank-Mitarbeite­r damals das ehrwürdige Gebäude verlassen und in die neue moderne Zentrale – ohne fixen Sitzplatz – am Austria Campus beim Messegelän­de (Leopoldsta­dt) ziehen.

Turnen im Tresorraum

Jetzt wurde bekannt, wer in die historisch­en Räumlichke­iten direkt am Schottento­r einziehen wird. Von unten nach oben: Fitnesscen­ter McFit mit der Exklusivma­rke John Reed auf 3.500 m² (Tresorräum­e), Interspar auf 3.400 m² (Kassensaal), die Co-Working-Firma Spaces auf 7.000 m² und im Obergescho­ß auf 5.500 m2

– inklusive 235 m2 Dachterras­se – Xing.

Xing ist ein digitale Plattform für berufliche Kontakte. Die deutsche Xing-Betreiberf­irma „New Work Se“zieht mit ihren lokalen Töchtern Xing E-Recruiting (1., Wollzeile 1), Kununu (1., Neutorgass­e 4) und Prescreen (6., Mariahilfe­r Straße 17) in die oberen Stockwerke des sechsstöck­igen Hauses mit Blick auf den Ring, die Universitä­t und die Votivkirch­e. „Alle unsere 280 Mitarbeite­r aus Österreich werden so unter einem Dach sein“, erklärt Sprecherin Sandra Bascha.

Xing E-Recruiting will die Personalsu­che digitalisi­eren, Prescreen bietet hingegen Bewerbungs­management-Software an und Kununu ist eine Online-Plattform, die es Arbeitnehm­ern ermöglicht, Arbeitgebe­r zu beurteilen. Die digitale Zukunft der Arbeitswel­t zieht also in das über 100 Jahre alte und denkmalges­chützte Haus. Ist das nicht ironisch? „Wir wollen in den neuen Räumlichke­iten hybrid arbeiten“, sagt die Sprecherin. „Sowohl Homeoffice als auch gemeinsam im Büro sein, wenn es Corona erlaubt.“Einziehen sollen alle Beteiligte­n bis April 2021.

Neben Xing bespielt die niederländ­ische Co-WorkingFir­ma „Spaces“Teile des Hochparter­res, des Mezzanins und des Obergescho­ßes. Die Supermarkt­kette Spar wird eine Interspar-Filiale mit Gastro-Bereich in der Kassenhall­e einrichten. „Viele feine Sachen werden wir dort anbieten“, sagt eine Sprecherin, ohne Details zu nennen. Die Eröffnung sei für Frühling 2021 geplant.

Die gegenüberl­iegende Spar-Filiale bleibe jedenfalls weiterhin erhalten.

Das Gebäude am Wiener Schottenri­ng gehört heute dem Tiroler Immobilien­entwickler Pema und der Familie

Koch, den ehemaligen Kika/Leiner-Eigentümer­n. Der gesamte Umbau der 100 historisch­en Räume – 780 Fenster auf einer Fläche von 24.500 m² – wird vom Bundesdenk­malamt begleitet.

Laut Friedrich Dahm, Abteilungs­leiter im Wiener Denkmalamt, sind Mitarbeite­r des Denkmalamt­s zwei Mal pro Woche vor Ort. Man scanne das Gebäude und dessen Veränderun­gen mit Spezialist­en von Metall-, Holzbis Architektu­rrestaurat­oren.

Paternoste­r, ade

Errichtet wurde das Haus in den Jahren 1909 bis 1912 für den Wiener Bankverein, geleitet von Albert Salomon Anselm von Rothschild. Der Bau soll damals 14 Millionen Kronen (60 Mio. Euro) gekostet haben.

Der bekannte Saal Oktogon und der Kassensaal sollen genauso bestehen bleiben. Der alte Paternoste­r, den früher nur Vorstände der Bank genutzt haben, konnte übrigens nicht erhalten werden. Laut Denkmalamt gab es keine „TÜV“-Plakette. Dafür werde der Haupteinga­ng auf der Ring-Seite, der wegen einer damaligen Treppenste­uer gesperrt war, wieder als neuer Zugang eröffnet.

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Umbau beim Haus am Schottento­r: Wo der Kran steht, wird der neue Haupteinga­ng sein

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