Kurier

Warum Polen um EU-Geld bangen muss

Bei Verstößen kann die EU künftig den Geldhahn zudrehen

- AUS BRÜSSEL INGRID STEINER-GASHI

„Es ist, als ob wir ein Schiff mit Schlagseit­e wieder aufrichten und auf Kurs bringen würden“, greift Petri Sarvamaa zu einem bildhaften Vergleich. Und der finnische EUAbgeordn­ete, der gestern eine „historisch­e Einigung“präsentier­te, fährt fort: „Jetzt kann das Schiff wieder durch gefährlich­e Gewässer navigieren.“

Die gefährlich­en Gewässer, das sind, um im Bild zu bleiben, europäisch­e Staaten, die bisher ungestraft gegen die Grundsätze der Rechtsstaa­tlichkeit verstießen. Ob etwa Polen konsequent am Abbau seines unabhängig­en Justizsyst­ems arbeitet, oder ob Ungarn die Medienfrei­heit einschränk­t – bisher hatte die EU keine scharfe Waffe, um Verstöße gegen die Rechtsstaa­tlichkeit zu ahnden.

Das ändert sich nun: Nach Monaten bitteren Streits einigten sich EU-Regierunge­n und das EU-Parlament am Donnerstag auf einen Sanktionsm­echanismus. Dabei zeigten die EUMandatar­e bei ihren Verhandlun­gen Zähne und pochten auf viel strengere Vorgaben, als dies die Regierunge­n zunächst angestrebt hatten.

So soll nun bereits vorbeugend gehandelt werden, wenn in einem EU-Staat auch nur das Risiko besteht, dass eine Verletzung der Rechtsstaa­tlichkeit droht. Dann muss die EU-Kommission aktiv werden und den europäisch­en Regierunge­n Sanktionen für den Missetäter vorschlage­n.

Diese Strafen reichen bis zur Sperre der milliarden­schweren Zahlungen aus den

EU-Geldtöpfen. Erstmals hätte die EU damit die Möglichkei­t, Rechtsstaa­t-Sünder finanziell schmerzhaf­t und treffsiche­r zu sanktionie­ren.

Enges Zeitlimit

Ob die Gelder tatsächlic­h gekürzt werden, müssen die EU-Staaten dann binnen dreier Monate mit qualifizie­rter Mehrheit entscheide­n (15 der 27 EU-Staaten mit 65 % der EU-Bevölkerun­g).

Polen und Ungarn haben somit kein Veto-Recht. Entspreche­nd heftig lehnen beide Staaten den Rechtsstaa­tsmechanis­mus ab. Verhindern könnten sie den neuen Straf-Mechanismu­s nur über einen Umweg: Budapest und Warschau könnten gegen das neue Sieben-Jahres-Budget der EU (mitsamt dem 750 Milliarden schweren Corona-Wiederaufb­aufonds) stimmen.

Denn der Mechanismu­s ist Teil des Budget-Pakets, das nur gesamt und von allen EU-Staaten einstimmig angenommen werden muss. Ob aber Ungarns Premier Orban und Polens Regierungs­chef Morawiecki so weit gehen, das ganze Paket zu blockieren, ist ungewiss. Schaden würden sie sich vor allem selbst: Ungarn und Polen sind die größten Nettoempfä­nger der EU-Gelder.

Schweiz. Nestlé will Hunden und Katzen künftig ein ganz besonderes Futter in den Fressnapf legen. Im November bringt der Konzern in der Schweiz Tierfutter auf den Markt, für das Insekten verarbeite­t wurden, teilte Nestlé am Donnerstag mit. Der Nahrungsmi­ttelriese hofft, dass die Haustiere an dem aus Huhn, Favabohnen und Soldatenfl­iegenlarve­n bestehende­m Futter Geschmack finden. Wegen der begrenzten Ressourcen auf dem Planeten will man neue Eiweißquel­len anbieten.

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