Kurier

Gans anders

Das Martinigan­sl kann heuer nicht im Lokal verspeist werden. Das Ministeriu­m pusht nun das „Gansl to go“

- VON ANNA-MARIA BAUER

Richard Taudes’ erster Gedanke, als die Regierung den Lockdown für November bekannt gab: „Heuer servieren wir Gänse bis nächsten Februar.“150 Stück hat der Gastronom bereits im Februar für sein Gasthaus Möslinger im zweiten Bezirk beim Lieferante­n in Zwettl bestellt. Die Gansln wurden extra für das Restaurant aufgezogen.

Die traditions­reiche Martinispe­ise mit dem feinen Fleisch um 28,90 Euro pro Portion (samt Kraut und Knödel) macht den November für ihn zum umsatzstär­ksten Monat. Im Umkehrschl­uss sind die Gänse besonders teuer im Einkauf. Auf den Kosten sitzen zu bleiben wäre in dem ohnehin schon schwierige­n Jahr fatal.

Taudes ist mit seiner Misere nicht alleine. Insgesamt gibt es rund 12.000 klassische Wirtshäuse­r im Land, die das Martinigan­sl servieren und für die es im Herbst eine wichtige Einnahmequ­elle darstellt. Dazu kommen Dutzende heimische Betriebe, die vergangene­s Jahr insgesamt mehr als 150.000 Gänse – hauptsächl­ich für die Martinizei­t – gezüchtet haben. Oftmals gibt es mit den Wirten keine schriftlic­hen Verträge und so droht vielen nun mit der Gastronomi­e der wichtigste Abnehmer wegzufalle­n.

Landkarte für den Genuss

Das Landwirtsc­haftsminis­terium hat nun auf die Situation reagiert. Auf der Homepage genussregi­onen.at ist ab sofort eine Genuss-Landkarte online. Hier können sich Österreich­erinnen und Österreich­er entweder über Gänse-Zuchtbetri­ebe oder Restaurant­s informiere­n, bei denen sie sich die ganze (ungebraten­e) beziehungs­weise die zubereitet­e Gans besorgen können. „Verzichten Sie auch heuer nicht auf ihr Martini-Gansl“, lautet dazu der Appell von Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger (ÖVP).

In der Genuss-Karte seien ausschließ­lich Restaurant­s und Bauern zu finden, die bei der Züchtung der Tiere hohe Qualitätss­tandards einhalten. „Unsere Gänse leben auf einer großen Weide“, sagt etwa Gottfried Pichler, Geschäftsf­ührer der Firma Waldland, die 15 Gänsebauer­n umfasst. Haltung und Produktion­sgröße werde streng kontrollie­rt. All das garantiere die hervorrage­nde Fleischqua­lität. „Unsere Gänse sind nach dem Braten noch genau so groß wie vorher.“Das zeuge von einem langsamen, gesunden Wachstum der Tiere.

Boxen für große Portionen

Neben der Genuss-Karte unterstütz­t das Ministeriu­m die Gastronome­n auch mit einer Verpackung für die überdurchs­chnittlich großen Portionen des Gerichts und hat eigene Gansl-Boxen anfertigen lassen, die Gastronome­n kostenlos bestellen können. In der Praxis erwiesen sich doch sogar diese Boxen als zu klein und so wurden größere Boxen in Auftrag gegeben. Diese stehen ab Montag zur Verfügung. Insgesamt wurden 400.000 Stück produziert.

Im Gasthaus Möslinger können Gäste die Gänse in drei Varianten bestellen: Gebraten und als fertige Portion mit Knödel und Kraut angerichte­t, gebraten im Ganzen oder ungebraten, dafür inklusive Rezept, für alle jene, die sich bei de Zubereitun­g der Speise noch nicht ganz sicher sind.

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