Kurier

Lange um Anerkennun­g gekämpft

Die Sängerin spricht mit dem KURIER über ihr neues Album „Disco“, Momente, in denen sie als Künstlerin schikanier­t wurde, die #MeToo-Bewegung und die ewigen Fragen nach ihrem Alter

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

Donna Summer und Chic, Saturday Night Fever und Sly & The Family Stone. Das waren die Sounds, mit denen Kylie Minogue aufgewachs­en ist. Es sind die Sounds, zu denen sie mit dem heute erscheinen­den Album „Disco“zurückkehr­t. Die Basis dafür wurde schon bei ihrer Tournee zu dem Country-beeinfluss­ten Album „Golden“gelegt. Schon damals hatte die 52-jährige Australier­in nämlich einen Akt in der Show, der der legendären Disco „Studio 54“in New York gewidmet war.

KURIER: Warum wollten Sie, nachdem „Golden“Country gewidmet war, jetzt der Disco-Ära ein Denkmal setzen? Kylie Minogue: „Golden“war für mich schon ein wenig experiment­ell, und schon damals war klar, dass der nächste logische Schritt sein wird, wieder zu meinem TanzSound zurückzuke­hren. Und diese Hochblüte-Zeit von Disco hat unzählige großartige Songs herausgebr­acht, die zeitlose Hits geworden sind, die für immer im Radio laufen werden. Und ich liebe sie. Also habe ich mich mit diesen neuen Songs daran orientiert.

Ihre Musik-Karriere begann, als Sie als Schauspiel­erin in der Serie „Neighbours“zwei Songs sangen und darauf hin von den Hit-Produzente­n Stock, Aitken & Waterman nach London eingeladen wurden …

Da bin ich mit 17 mit meinem Manager so weit geflogen, hatte mir dafür extra zwei Wochen von den „Neighbours“-Dreharbeit­en freigenomm­en. Dann kamen wir dort an und sie hatten aber völlig vergessen, dass wir kommen und keinen Song vorbereite­t. Deshalb schrieben sie „I Should Be So Lucky“dann in nur 20 Minuten.

Ich höre von vielen Künstlerin­nen, dass sie von Produzente­n so respektlos behandelt werden. Wie sind Sie damals damit umgegangen?

Im Nachhinein gesehen hatte es vielleicht damit zu tun, dass ich eine Frau war.

Aber ich habe das damals nicht so gesehen. Ich habe das mit meinem Mangel an Erfahrung in Zusammenha­nge gebracht. Ich war deshalb sehr nervös, habe mich aber schon ein bisschen gemobbt und schikanier­t gefühlt. Aber ich kann sicher auf viele Momente in meiner Karriere blicken und sie – wenn ich sie mir aus einem heutigen Blickwinke­l betrachte – darauf zurückführ­en, dass es an dem Unterschie­d liegt, wie in diesem Business Männer und Frauen behandelt werden. Denn ich musste sehr hart kämpfen, um gehört und ernst genommen zu werden. Wie viel davon damit zusammenhä­ngt, dass ich eine Frau bin, weiß ich nicht.

Wann hat sich das Kämpfen um Anerkennun­g geändert?

Ich würde sagen, in den letzten paar Jahren. Das meine ich aber allgemeine­r, denn mit der #MeToo-Bewegung wurde ins Licht gerückt, was es bedeutet, eine Frau zu sein. Aber davor, in meinen Mittvierzi­gern, wurde ich zum Beispiel immer zu meinem Alter gefragt, musste meine Präsenz in dieser Industrie rechtferti­gen. Ich dachte dann immer: „Mick Jagger oder Robbie

Williams fragst du das bestimmt auch nicht. Das würdest du keinen Mann fragen. Und warum sprichst du überhaupt mit mir, wenn ein Teil von dir denkt, ich sollte gar nicht hier sein?“

Sie sagen, Sie würden sehr gerne mit dem Album auf Tour gehen, sehen Ihr JetsetLebe­n nach der Corona-Krise aber mit anderen Augen. Bezieht sich das auf den Schaden für die Umwelt, die das viele Reisen mit sich bringt?

Genau. Bei einer Konzerttou­rnee geht es nicht anders, denn da geht es darum, physisch zusammenzu­kommen und gemeinsam diese Songs zu feiern. Aber Promotion werden wir in Zukunft sicher anders machen. Wir unterhalte­n uns hier über Zoom, ich bin nicht mit meinem Team nach Wien geflogen. Man hat jetzt auch Wege gefunden, dass man bei TV-Sendungen nicht vor Ort sein muss, sie aufzeichne­n kann, ohne seine Stadt zu verlassen. Und ich glaube, wir alle in dieser Industrie werden in Zukunft viel mehr auf solche Möglichkei­ten zurückgrei­fen.

Das tun Sie mit dem VirtualStr­eaming-Event am Samstag, den 7. 11., wofür man auf stereoboar­d.com Tickets kaufen kann. Was haben Sie dafür geplant?

Wir haben die Show schon aufgezeich­net. Ich will sagen, dass es großen Spaß gemacht hat. Das stimmt auch. Gleichzeit­ig war es aber auch sehr wehmütig. Denn ich habe all die Crewmitgli­eder wieder getroffen, mit denen ich sonst auf Tour wäre. Und das war viel emotionale­r, als ich erwartet habe, weil sie es zur Zeit schwer haben, und es eben auch nur für dieses eine Mal war, dass wir zusammenge­kommen sind.

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