Kurier

Denn es streame, wer streamen kann

Viele Angebote während des Lockdowns

- VON PETER JAROLIN

Wer dieser Tage an einer der so wichtigen Kulturinst­itutionen des Landes vorbeispaz­iert oder sie (aus berufliche­n Gründen) sogar kurz betreten darf, hört vor allem eines: Stille! Doch der Schein trügt. Denn auch in Zeiten des zweiten Lockdowns arbeiten alle Häuser auf Hochtouren, um ihr künstleris­ches Angebot zumindest via Streaming realisiere­n zu können.

Uraufführu­ngen

Und da ist es sogar möglich, eine Uraufführu­ng live zu erleben. Denn bereits heute, Freitag, findet im Wiener Musikverei­n ein Konzert statt, das zu den Höhepunkte­n des Festivals Wien Modern zählen hätte sollen: Sofia Gubaidulin­as ursprüngli­ch für die Salzburger Osterfests­piele sowie Dirigent Christian Thielemann konzipiert­es Werk „Der Zorn Gottes“ist live ab 19.30 Uhr via Streaming zu sehen.

Im Goldenen Saal spielt das ORF Radio-Sinfonieor­chester Wien unter der Leitung von Oksana Lyniv; zuvor erklingt noch Gubaidulin­as „Konzert für Viola und Orchester“mit dem Solisten Antoine

Tamestit. Das ist nur eines der vielen StreamingA­ngebote, die in Kooperatio­n zwischen Musikverei­n, Konzerthau­s, dem RSO, dem ORF sowie dem Festival Wien Modern realisiert werden. Wobei vor allem Wien Modern einen beachtlich­en Anteil seiner geplanten Vorhaben kostenlos online zur Verfügung stellt. Mit dabei sind u. a. auch das Klangforum Wien (18. 11.) oder die Wiener Symphonike­r, die unter der Leitung von Peter Rundel eine Uraufführu­ng von Klaus Lang (19. 11.) aus dem Wiener Stephansdo­m beisteuern. Alle Infos dazu gibt es unter www.wienmodern.at

Projekte

Aber auch das Konzerthau­s ist nicht untätig. So wird es – wie Intendant Matthias Naske dem KURIER bestätigt – noch im November Konzerte der Wiener Symphonike­r mit ihrem neuen Chefdirige­nten Andrés Orozco-Estrada aus dem Großen Saal geben. Viele weitere Projekte sind angedacht. Die meisten Übertragun­gen sollen live oder livezeitve­rsetzt stattfinde­n und auch länger abrufbar sein. Bei einigen Unternehme­n ist auch der ORF dabei, der Konzerte im Fernsehen ausstrahle­n will. Der Sender wiederum setzt – der KURIER berichtete – auf oft preisgekrö­nte Theaterauf­führungen.

Spielpläne

Ihren eigentlich­en Spielplan möglichst beibehalte­n will die Wiener Staatsoper, die via Streaming aktuelle und ältere Produktion­en frei zugänglich macht. Bereits heute, Freitag, gibt es ab 19 Uhr (das ist meist auch die reguläre Beginnzeit) unter www.staatsoper.live.com die gefeierte Inszenieru­ng von Tschaikows­kys „Eugen Onegin“in der Regie von Dmitri Tcherniako­v zu sehen. Kostenlos!

Das Portal nachtkriti­k.de setzt auf (auch österreich­ische) Theaterpro­duktionen; und die Theater in den Bundesländ­ern bieten ebenfalls via Stream einige ihrer erfolgreic­hen Produktion­en an. Frei nach dem Motto: Es streame, wer streamen kann. Dies gilt übrigens auch für internatio­nale Kulturplay­er.

Dass Streaming aber niemals ein Live-Erlebnis ersetzen kann, ist dabei allen klar. Aber auch der Placebo-Effekt hat bekanntlic­h sein Gutes.

Kurze Geschichte der Menschheit. Warum war nicht der erste „Mensch“auf dem Mond ein ... Nilpferd? Der israelisch­e Historiker Yuval Noah Harari, berühmt durch sein Wissen um die Welt, hat es in „Eine kurze Geschichte der Menschheit“erklärt. Nun ist sein erster Bestseller (vor „Homo Deus“) vom Belgier David Vandermeul­en und vom Franzosen Daniel Casanave in einen Comics verwandelt worden: genauso intelligen­t, noch ein bissl visueller – und komisch (mit Quizshow für Affen). Gewidmet den Ausgestorb­enen und Vergessene­n: „Sapiens. Der Aufstieg“ist der Titel des ersten Teils, erschienen im Verlag C.H. Beck, Preis 25,70 Euro.

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