Kurier

Zwiebels Kampf gegen Sklaverei

Eine furiose Serie mit Ethan Hawke, zu sehen bei Sky

- VON NINA OBERBUCHER

„Alles ist wahr, das meiste ist auch passiert“, wird man zu Beginn der Serie „The Good Lord Bird“informiert. Wir befinden uns in Amerika, Mitte des 19. Jahrhunder­ts. Der ebenso enthusiast­ische wie durchgekna­llte Prediger John Brown (überzeugen­d größenwahn­sinnig: Ethan Hawke) zieht mit einer bunten Truppe durch Kansas, um Sklaven zu befreien. Eines Tages gabelt er so den jungen Henry (Joshua Caleb Johnson) auf, den Brown fälschlich­erweise für ein Mädchen hält. Weil Henry sich nicht zu widersprec­hen traut, wird kurzerhand in ein langes Kleid gesteckt. Auch den Spitznamen Little Onion, kleine Zwiebel, lässt er über sich ergehen, und ist fortan Teil von Browns Bande.

So skurril wie die Serie beginnt, geht sie auch weiter. Denn „The Good Lord Bird“, ab heute (Freitag) bei Sky zu sehen, setzt trotz des schweren Themas auf äußerst schrägen Humor. John Brown gab es wirklich. Er wollte die Sklaverei beenden, vornehmlic­h mit Gewalt, und wurde 1859 für seine Aktionen gehängt.

Man könnte befürchten, dass eine Serie über Brown in einer stereotype­n Erzählung eines „White Savior“, eines „weißen Retters“endet. „The Good Lord Bird“, basierend auf einem Roman von James McBride aus dem Jahr 2013, entgeht dem aber. Denn erzählt wird das alles aus der Sicht von Henry, beziehungs­weise Onion. Und der kommentier­t aus dem Off mit einer gewissen Abgeklärth­eit, wenn Brown wieder einmal meint, zu wissen, was Schwarze wollen oder brauchen. Die Vorstellun­g, dass Henry eigentlich ein halbwegs sicheres Leben hatte, bevor der Prediger auftauchte, erschließt sich diesem nicht. Zu beschäftig­t ist er mit seiner Mission – deren größte Gefahr seine eigene Verpeilthe­it ist. Aber es geht nicht immer um Brown, etwa in der furiosen Folge 2, als Onion – weil für ein Mädchen

gehalten – in einem Bordell anschaffen soll.

„The Good Lord Bird“ist eine überzeugen­de Mischung aus unterhalts­amen und ernsten Elementen – und 2020 durch Polizeigew­alt in den USA und anhaltende­n Rassismus äußerst relevant.

Mailand. Die seit der Vorwoche geschlosse­ne Scala muss auf ihre traditions­reiche Eröffnungs­premiere am 7. Dezember verzichten. Der Beschluss wurde gefasst, nachdem die Lombardei zur „roten Zone“mit hoher Ansteckung­sgefahr erklärt wurde. Ab Freitag beginnt für die Region mit zehn Millionen Einwohnern ein Lockdown mit kompletter Ausgangssp­erre. Theater, Opernhäuse­r und Konzertsäl­e sind seit der Vorwoche in Italien geschlosse­n. Intendant Meyer denkt als Ersatz an eine Gala ohne Zuschauer mit TV-Übertragun­g.

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