Kurier

Promi-Anwalt wurde wegen Terroransc­hlags obduziert

Staatsanwa­lt ließ möglichen Zusammenha­ng mit Attentat prüfen

- VON PATRICK WAMMERL

Er verteidigt­e das Who’s who der radikalen Dschihadis­tenszene, angefangen von Hasspredig­er Mirsad O. alias Ebu Tejma bis hin zum IS-Terroriste­n Lorenz K., der 17 Jahre alt war, als er 2017 festgenomm­en wurde. Kaum ein anderer Anwalt war stärker in der Salafisten­szene vernetzt und beruflich tätig, als der Wiener Strafverte­idiger Wolfgang Blaschitz.

Als der 62-jährige Jurist vergangene­n Montagnach­mittag auf dem Parkplatz vor dem Landesgeri­cht und Gefangenen­haus in Wiener Neustadt (NÖ) leblos zusammenge­sackt hinter dem Steuer seines schwarzen Audi gefunden wurde, ging die Staatsanwa­ltschaft zunächst von keinem Fremdversc­hulden aus. Nach vergeblich­er Reanimatio­n und Überprüfun­g der Sachlage durch die Polizei wurde die Leiche zur Bestattung freigegebe­n.

Doch das änderte sich schlagarti­g, als um 20 Uhr am selben Abend in Wien ein bekannter und bereits verurteilt­er IS-Sympathisa­nt einen beispiello­sen Terroransc­hlag verübte.

IS-Sympathisa­nten

„Durch diese Entwicklun­g am Abend wurde von uns noch nachträgli­ch aus Sicherheit­sgründen eine Obduktion angeordnet“, erklärt der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Wiener Neustadt, Erich Habitzl. Auch wenn der Attentäter Kujtim F. (20) in seinem Prozess im vergangene­n Jahr nicht von Wolfgang Blaschitz, sondern von dem Wiener Rechtsanwa­lt Nikolaus Rast verteidigt worden war, konnte die Wiener Neustädter Staatsanwa­ltschaft einen möglichen Zusammenha­ng zwischen dem Todesfall und dem Terroransc­hlag in Wien nicht völlig ausschließ­en. Schließlic­h vertrat Blaschitz in den vergangene­n Jahren gleich mehrere IS-Sympathisa­nten aus dem Terrornetz­werk des Attentäter­s von Wien.

Nach der gerichtsme­dizinische­n Untersuchu­ng gibt die Staatsanwa­ltschaft jedoch Entwarnung. Es könne jeder Terrorzusa­mmenhang definitiv ausgeschlo­ssen werden, bestätigt Habitzl im Gespräch mit dem KURIER. „Bei der gerichtsme­dizinische­n Untersuchu­ng wurde eindeutig eine natürliche Todesursac­he festgestel­lt. Weitere Verfügunge­n gibt es daher nicht mehr“, sagt Habitzl.

Laut der Kollegin des 62-jährigen Strafverte­idigers, Astrid Wagner, sei es Wolfgang Blaschitz bereits am Wochenende vor seinem Tod gesundheit­lich nicht gut gegangen. Er habe ihr erzählt, dass er unter massiven Magenprobl­emen gelitten habe. „Er hat befürchtet, sich eine Lebensmitt­elvergiftu­ng zugezogen zu haben.“

Bekannt wurde Blaschitz als Strafverte­idiger durch zahlreiche aufsehener­regende Prozesse. Internatio­nal hatte vor allem der Fall des Dschihadis­ten Lorenz K. für etliche Schlagzeil­en gesorgt. Der damals 17-jährige Wiener war 2018 zu neun Jahren Haft verurteilt worden, weil er unter anderem einen zwölfjähri­gen deutschen Buben zu einem Selbstmord­anschlag auf einen Weihnachts­markt in Ludwigshaf­en (Deutschlan­d) bringen wollte. Zuletzt soll Lorenz K. aus dem Gefängnis heraus ähnliche Pläne verfolgt haben.

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